Geldern Krebs muss kein Todesurteil sein

Geldern · Zweite Bürgerveranstaltung der Katholischen Karl-Leisner-Klinik und Rheinischen Post "Die Gesundheitsexperten. Gut versorgt. Gut informiert" zum Thema "Krebs - sinnvolle Früherkennung und Behandlungsmöglichkeiten".

 Die Mediziner Patrick Verreet, Volker Runde, Stavros Katsoulis und Moderator Stephan Derks (von links).

Die Mediziner Patrick Verreet, Volker Runde, Stavros Katsoulis und Moderator Stephan Derks (von links).

Foto: van Offern Markus

Sie gehen mit extremer Hitze gegen ihn vor, verdampfen seine Zellen, schneiden sie mit dem Skalpell heraus, bestrahlen ihn zielgenau oder dämmen ihn mit Medikamenten ein. Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein, wie es noch vor Jahrzehnten so war. Es gelingt der Medizin immer häufiger, die Überlebensdauer eines Krebskranken deutlich zu erhöhen, es gelingt, den Krebs sogar zu heilen.

Weil man der einst todbringenden Krankheit mit einem Experten-Team auf den Tumor rückt. Weil nach dem "Schlüssel-Schloss-Prinzip" Medikamente angewendet werden, die den Krebs zurückgehen lassen oder ihn am Wachstum hindern. Weil die Methoden der Chirurgie immer genauer und besser werden, die Geräte ausgefeilter. Nicht zuletzt: Weil die Vorsorge immer besser wird. Das ist die Quintessenz der Runde der Gesundexperten im Gocher Kastell, präsentiert vom Katholischen Karl-Leisner-Klinikum und von der Rheinischen Post unter der Moderation von Stephan Derks.

Seit der Gründung des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums wurde im Gocher Wilhelm-Anton-Hospital systematisch ein modernes Krebszentrum aufgebaut und bekam in der Folge "Topnoten", wie Prof. Volker Runde, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin (und ärztlicher Direktor des Klinikums) sagt. Der Anspruch war von Beginn an, dieses Zentrum multidisziplinär aufzustellen. Denn: "Man muss passgenaue Krebstherapien finden", sagt Runde.

Doch bei allen Fortschritten, die die Medizin gemacht hat, bleibt die Krankheit heimtückisch wie lebensgefährlich. Krebs sei die Todesursache Nummer eins, so Runde. "Aus jeder Körperzelle kann Krebs entstehen", sagt der Arzt. Und jede Körperzelle könne einen anderen Krebs hervorbringen, der anders behandelt werden müsse. Und je älter man wird, desto größer das Risiko, an Krebs zu erkranken. Runde zeigte auf, dass man Krebs heute auch über das Immunsystem bekämpfe: Wenn das Immunsystem richtig funktioniert und jung ist, zerstört es die meisten Krebszellen noch im Anfangsstadium. Das machen sich die Ärzte bei einer Krebserkrankung heute zunutze. "Wir heizen das körpereigene System an, machen es aggressiv und lasssen den Schäferhund Immunsystem von der Leine", sagt Runde. Gute Zukunftsperspektiven im Kampf gegen den Krebs. Das gilt auch für die "Chemo": "Wir können viele Krebsarten kontrollieren, so dass sie nicht mehr wachsen. Wir machen ihn zur chronischen Erkrankung. So können wir es ermöglichen, dass der Patient mit dem Krebs stirbt und nicht am Krebs."

Prof. Patrick Verreet kam 2015 nach Goch. "Es ist richtig, sich so zu spezialisieren", sagt der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie in Goch. Sein Spezialgebiet: Die Chirurgie der Organe. Auch Verreet sieht vor allem im hohen Alter das große Problem. Ziel aller Bemühungen der Medizin gegen den Krebs sei das "Langzeit-Überleben". Und dem komme man in vielen Fällen näher, selbst bei Metastasen verzeichne man Erfolge.

Man habe auch Patienten, die bereits neun Jahre ihren Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreas) überlebt haben. "Auch der Pankreas wird beherrschbar", schaut Verreet in die Zukunft. Oft sei es nötig, Patienten radikal von einem Tumor zu befreien. "Wir müssen dabei immer die Belastungsfähigkeit des Patienten im Blick haben. Die darf nicht überschritten werden", mahnt Verreet.

Dazu helfen neue chirurgische Geräte, mit denen man sogar eine Leber sauber operieren könne. Verreet verwies auch auf die prophylaktische Chirurgie bei bestimmten Krebsarten, bei denen man operiere, bevor die Krankheit ausbreche. Der Erfolg, so Verreet, sei dabei immer Teamarbeit: Man dürfe die Pathologen mit ihren wichtigen Untersuchungen und vor allem das motivierte Pflegeteam nicht vergessen.

Doch es gibt einen Krebs, zu dem es gar nicht erst kommen muss: Darmkrebs. Stavros Katsoulis, Chefarzt des Gastroenterologischen Zentrums am Niederrhein zeigte auf, dass dieser sich langsam entwickelnde Krebs verhindert werden kann. Mit einem regelmäßigen Okkult-Test, mit einer Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr, die die Darm-Krebsrate um 90 Prozent senken kann. Erschreckend, dass nur 20,1 Prozent der Männer und 22,2 Prozent der Frauen daran teilnehmen.

"Das müssen wir ändern", mahnte Katsoulis eindringlich. Zumal das Überleben des erkrankten Menschen vom Stadium des Krebses abhänge - und je früher der Krebs entdeckt wird, desto höher die Chancen, sagt Katsoulis.

Nach einer spannenden Diskussion, in deren Mittelpunkt die Immunologie stand, klang der Abend im Gocher Kastell aus, zu dem trotz des herrlichen Wetters viele gekommen waren.

(mgr)
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