Geldern Kreis gegen Windkraft im Wald

Geldern · Nur selten sind Natur- und Klimaschützer verschiedener Meinung. Der Kreis Kleve spricht sich mehrheitlich gegen Regionalplan und Windkraft im Wald aus.

Geldern: Kreis gegen Windkraft im Wald
Foto: Jens Schierenbeck/dpa

Seit sechs Jahren wird über das diskutiert, was unter Umweltgesichtspunkten in der Region künftig möglich sein soll und was nicht. Es geht um den neuen Regionalplan, zu dessen Entwurf der Kreis Kleve wie alle übrigen Gebietskörperschaften auch seine Stellungnahme abgeben muss. Das hat er gestern getan: Mit deutlicher Mehrheit lehnt die Kreispolitik die Planung aus Düsseldorf ab. Und zwar vor allem deshalb, weil sie Windkraftanlagen im Wald genehmigen will.

Kommunalpolitiker aus Kranenburg gestatteten sich eine andere Meinung - auch Jürgen Franken, der Chef der SPD-Kreistagsfraktion. Denn die Gemeinde Kranenburg hat beschlossen, eine Konzentrationszone für Windkraftanlagen am Kartenspielerweg im Reichswald auszuweisen. Weil das Wiesbadener Unternehmen Abo Wind dort einen Windpark beantragt hat, der für die Gemeinde wirtschaftlich vorteilhaft sein soll. Rund 20 interessierte Bürger, dem (unerlaubten) Klatschen nach sämtlich Gegner der Wind-Pläne, wohnten der Sitzung des Kreisausschusses, dem der Kreistag folgte, bei. Sie erlebten, wie sich SPD und Grüne sprachlich und argumentativ wanden, denn sie wollen sich der rot-grünen Linie "ihrer" Landesregierung nicht entgegenstellen, stoßen aber auch nur ungern ihre hiesigen Wähler vor den Kopf. Und die sind ganz überwiegend der Meinung, wie sie auch Thorsten Rupp als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender (und Kandidat für die Landtagswahl) formulierte: "Der Reichswald soll Reichswald bleiben! Die Mehrheit der SPD-Kreistagfraktion ist ganz klar der Auffassung, dass die geplanten Windräder nicht in den Reichswald gehören."

Die Grünen lehnten den Beschlussvorschlag der Verwaltung ab, nicht etwa, weil sie für Windkraft im Wald wären, sondern weil ihnen die Einschätzung anderer Themen nicht gefiel. Deshalb hätten sie auch gerne getrennt abgestimmt, um zu signalisieren: Auch wir sind gegen Windkraft im Wald. Aber das war aus Verfahrensgründen nicht möglich. "Wir bitten aber, unsere Positionen Punkt für Punkt ins Protokoll aufzunehmen", forderte Dr. Helmut Prior.

Eine möglichst einheitliche Meinung der Politik im Kreis Kleve soll die Bezirksregierung im Sinne des Landschaftsschutzs am Niederrhein beeinflussen, so die Hoffnung. Für CDU und FDP, in NRW ohnehin Opposition, war es nicht schwierig, sich der Beschlussvorlage der Verwaltung anzuschließen. Paul Düllings (CDU) beklagte sich einmal mehr über die plötzliche Eile, die die Bezirksregierung an den Tag lege. Wegen der Flut an nachgereichten Unterlagen hatte sich der Fachausschuss vergangene Woche außerstande gesehen, zu diskutieren, und sich auf den gestrigen Kreisausschuss vertagt. Bis zum 7. Oktober erwartet die Bezirksregierung die Stellungnahme des Kreises.

Windkraft im besonders schutzbedürftigen Wald kommt für die CDU nicht in Frage; hingegen wünschen sich die Christdemokraten mehr Möglichkeiten zur Entwicklung der ländlichen Region. "Mehr Wohnbau, ein Ausbau des Emmericher Hafens, Ablehnung von Fracking, kein Polder Bylerward - das sind einige der Themen, die uns neben dem Wind besonders wichtig sind", stellte Düllings fest.

Die FDP-Fraktion mit ihrem Sprecher Prof. Ralf Klapdor (will in den Bundestag) machte nicht viele Worte, denn für die Liberalen ist klar: "Wir werden dem Verwaltungsvorschlag geschlossen zustimmen." Klapdor ist ebenfalls der Meinung, dass sich die Bürger nicht nur für den Aspekt "Wind" im Regionalplan interessieren sollten. "Denn wäre die Ausweisung von Bauland in kleineren Ortschaften früher schon so restriktiv gewesen wie in der Zukunft, würde ich heute nicht in Keppeln leben."

(RP)
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