Gelderland Kreis will an den RWE-Aktien festhalten

Gelderland · Der Energiekonzern hat die profitable Sparte Ökostrom jetzt mit Innogy ausgegliedert. Der Kreis geht aber davon aus, dass die Papiere sich auf Dauer positiv auf den Kreishaushalt auswirken. Für 2016 gibt es aber keine Dividende.

Gelderland: Kreis will an den RWE-Aktien festhalten
Foto: AP, AP

Die Verantwortlichen bei Innogy waren nach dem Börsenstart durchaus zufrieden. Die Aktien der Ökostromtochter von RWE waren gefragt. Kommunen, die RWE-Aktien haben, waren dagegen eher zurückhaltend und zogen beim Börsengang nicht mit. Der Kreis Kleve hat viele Aktien des gebeutelten RWE-Konzerns. Bislang hat er noch keine abgegeben.

Ralf Püplichuisen, Kämmerer der Stadt Kevelaer, findet das durchaus nachvollziehbar. Denn die Aktien seien deutlich im Wert heruntergegangen. Kämmerer der Kommunen beobachten aufmerksam, wie der Kreis sich hier verhält. Denn Einnahmen oder Verluste haben auch Auswirkungen auf die Kreisumlage der Städte und Gemeinden. Püplichuisen wäre vorsichtig und würde an Stelle des Kreises keine Innogy-Aktien erwerben. Schließlich gehe es da um Steuergelder, mit denen solle man nicht spekulieren. Bei der Stadt Geldern verweist man darauf, dass das allein Entscheidung des Kreises wäre.

Der Kreis Kleve nahm jetzt zu den zentralen Fragen rund um die Aktien gegenüber der RP Stellung.

Mit Innogy gliedert RWE seine profitablen Bereiche aus. Ist das Anlass für den Kreis, die Aktien zu verkaufen?

Der Börsengang der RWE-Tochter Innogy ist für das Gesamtunternehmen richtungsweisend und wird über künftige Dividenden, die überwiegend der RWE AG zufließen, auch zu einem Wiedererstarken von RWE beitragen. Ein Verkauf der RWE-Stammaktien ist für den Kreis Kleve deshalb derzeit kein Thema.

Wie hoch ist die aktuelle Rendite der Aktie?

Für das Geschäftsjahr 2015 hat die RWE AG in 2016 keine Dividende ausgeschüttet.

Seit wann besitzt der Kreis bzw. seine Rechtsvorgänger die RWE-Aktien?

Der Kreis Kleve bzw. seine Rechtsvorgänger, die Altkreise Kleve, Geldern sowie teilweise Moers und Rees haben sich im Zuge der Elektrifizierung des Niederrheins um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert an der RWE AG beteiligt. Der Grundstock für den heutigen Aktienbesitz des Kreises Kleve wurde somit vor mehr als 100 Jahren gelegt.

Zu welchem Preis sind die Aktien damals gekauft worden?

Vollständige Unterlagen über die historischen Kaufpreise sind nicht mehr vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Aktien im Laufe der Historie in Mark, Reichsmark, D-Mark und Euro gehandelt wurden. Fest steht, dass ein Großteil der Aktien zu einem Preis unterhalb von fünf Euro erworben wurde.

Warum gibt es keine Wertberichtigung des Aktienvermögens?

Der Kreis Kleve hat angesichts der Wertentwicklung der RWE-Aktien im Jahresabschluss 2014 eine außerplanmäßige Abschreibung auf seinen Aktienbesitz im Umfang von rund 82,1 Millionen Euro vorgenommen.

Wie viele Aktien hat der Kreis?

Der Kreis Kleve besitzt 1.944.730 RWE-Stammaktien.

Welche Einnahmen (oder Verluste) hat der Kreis mit den Aktien erzielt?

Auch hierzu ist angesichts des langen Zeitraums des Aktienbesitzes und der diversen Rechtsvorgänger eine Aussage über den vollständigen Zeitraum nicht möglich. Es sind aber erhebliche Erträge erzielt worden. Allein bezogen auf den Zeitraum von 1989 bis heute hat der Kreis Kleve aus den Aktien Erlöse von rund 87,5 Millionen Euro vereinnahmt.

Hat der Kreis Kleve Aktien von Innogy gekauft oder ist das geplant?

Der Kreis Kleve hat keine Aktien von Innogy erworben. Derzeit bestehen auch keine Kaufabsichten.

Welche Auswirkungen haben die RWE-Aktien auf die Kreisumlage?

Der Aktienbesitz selbst hat keine Auswirkung auf die Kreisumlage. Über die Dividende aus dem RWE-Aktienbesitz konnte über viele Jahre ein Beitrag zur Finanzierung des Kreishaushalts und damit zur Entlastung der Kreisumlage erzielt werden. Die Dividendenhöhe hat immer Schwankungen unterlegen. So lag die Dividende für das Geschäftsjahr 2014, die in 2015 zur Ausschüttung kam, bei 1,64 Millionen Euro. Gemessen am Gesamtertrag des Kreishaushalts (2015: 347,4 Millionen Euro) sei sie von untergeordneter Bedeutung, so der Kreis.

(RP)
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