Geldern Kriegserlebnisse eines Walbecker Soldaten

Geldern · In einem neuen Buch hat Klaus Schopmans die Erfahrungen seines Großvaters im Ersten Weltkrieg aufgeschrieben. Briefe und Tagebucheinträge liefern einen authentischen Eindruck von der Front.

Seine Söhne sind heute so alt wie der Opa, als er in den Ersten Weltkrieg zog, stellt Klaus Schopmans mit einem leichten Schauer fest. Dazwischen liegen 100 Jahre.

Was die Jahre 1914 bis 1918 für den damals 22-jährigen Walbecker Jakob Schopmans bedeuteten, ist im von Enkel Klaus herausgegebenen Buch "Macht Euch keine Sorgen, es geht mir gut..." nachzulesen. Darin sind Tagebuchaufzeichnungen und Briefe enthalten. "Der Buchtitel steht natürlich im Kontrast zu dem, was er erlebt hat", sagt Klaus Schopmans. Der Satz stand fast immer am Ende eines der vielen Feldpostbriefe.

Fasziniert hat Enkel Klaus Schopmans die Briefe und Tagebuchaufzeichnungen, die Walter Dyckx "gerettet" und aus der Sütterlinschrift übertragen hat, gelesen. Ohne die Arbeit von Dyckx wäre das Werk nicht möglich gewesen. Die Aufzeichnungen sind sehr persönlich. Sie ziehen den Leser unweigerlich hinein in diese Mischung aus Patriotismus und Sehnsucht nach Frieden. "Begeisterungspsychose" nennt Walter Dyckx es in seinem Vorwort, was so viele junge Männer beim Kriegsausbruch 1914 packte. Jakob Schopmans schreibt über seine Enttäuschung, dass er nicht sofort in den Kampf ziehen konnte.

Er musste warten, weil nicht genug Uniformen und Waffen vorhanden waren. Er sollte erst ab dem 1. Mai 1915 im Metzer Infanterie-Regiment Nr. 98 dienen. Da hieß es noch: "Ziehe frohen Mutes hinaus in den Kampf, als echter deutscher, tapferer Held". Der erste Tiefschlag kam keine vier Wochen später, als er vom Tod seines Freundes Anton Brauwers erfuhr. "Das brach mir das Herz entzwei", schreibt er in sein Tagebuch. Seine Begeisterung für das Vaterland zu kämpfen, versiegt im Laufe des Kriegsgeschehens. "Wie haben sich die Verhältnisse geändert! Die alten Kameraden tot oder verkrüppelt! Nur ein kleines Häuflein von etwa 20 Mann ist von den 200 Mann übrig geblieben", schreibt Schopmans am 24. Februar 1917 an seine Lieben zu Hause in Walbeck.

Das Buch ist explizit nicht nur für Walbecker, "sondern für jeden interessant, der sich für Kriegsgeschichte interessiert", sagt sein Enkel. "Unsere ständigen Mitbewohner sind auch hier natürlich Läuse, Ratten und Mäuse. Letztere erkühnen sich jede Nacht an meinem Brot zu knabbern", beschreibt Schopmans seine Zeit im Schützengraben im französischen Vauquois. Ab und zu kommt in seinen Beschreibungen dann doch der Heimatdichter durch. "Der Mond streute funkelnde Diamanten auf die niedrigen Gräber und spann silberne Fäden durch die schneebedeckten Zweige der kleinen Tannenbäumchen, die darauf stehen. Feenhaar! Die Toten sollen auch ihr Christbäumchen haben." Das sind Gedanken aus einem Brief an die Familie am 30. Dezember 1917. Die Schattenseiten des Krieges werden in dem Buch offenbar. Im Vorwort zum Buch wird von zehn Millionen Toten gesprochen, andere Quellen sprechen sogar von 17 Millionen Toten, die auf den Schlachtfeldern umkamen. "Heute haben wir die Europäische Union, damals haben sich die Menschen bekriegt", setzt Enkel Schopmans die Gegenwart in Bezug zur Vergangenheit. Er spricht über die Zerbrechlichkeit des Friedens. "Es ist erschreckend, wie schnell so etwas gehen kann, wenn der Nationalismus wieder hochkocht."

Sein Opa habe unheimlich viel Glück gehabt. "Er hat überlebt", sagt Klaus Schopmans. Dass die Aufzeichnungen gerettet wurden, ist Glück und Chance zugleich. Denn das Denken und Empfinden von Jakob Schopmans steht stellvertretend für die vielen anderen Soldaten, die ihr Leben ließen. Das Buch ist prosaisches Geschichtsbuch und Mahnung zugleich.

(bimo)
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