Geldern Kunst-Zitate zwischen weißen Kacheln

Geldern · "Irgendwas wie Freiheit" heißt die neue Ausstellung in der Galerie Chagall an der Issumer Straße in Geldern. Martin Lersch, Gesine Lersch-van der Grinten und Christian von Grumbkow zeigen 26 Exponate. Motive zum Rätselraten.

 Martin Lersch, Gesine Lersch-van der Grinten und Christian von Grumbkow (v.l.) zwischen zwei Exponaten.

Martin Lersch, Gesine Lersch-van der Grinten und Christian von Grumbkow (v.l.) zwischen zwei Exponaten.

Foto: Klatt

Die Figur hält eine Fahne im hochgereckten Arm, blickt energisch hinter sich. So, als wollte sie andere dazu auffordern, ihr zu folgen, um im Laufschritt etwas zu erobern. Was auch immer. Das Motiv kommt einem bekannt vor. Es erinnert an eines der Bilder aus der Zeit der Französischen Revolution, gemahnt an Barrikadenkampf und an den Sturm auf der Bastille, als die Bürger von Paris für ihre Freiheit kämpften.

Wer daran denkt, ist auf der richtigen Fährte auf der Suche nach dem Titel der neuen Ausstellung in der alten Backstube von Pooten. "Irgendwas wie Freiheit" hat Hannes Haag die Schau genannt, die heute im neuen Domizil seiner Galerie Chagall an der Issumer Straße 34 in Geldern eröffnet wird.

Martin Lersch, Gesine Lersch-van der Grinten und Christian von Grumbkow zeigen 26 Exponate in den weißgekachelten Räumen. Beim Vater von Grumbkows war Haag einst Sekretär in Wuppertal. Als er davon las, dass der Sohn Künstler geworden sei, nahm er mit diesem Kontakt auf. Martin Lersch lernte Haag durch den Fotografen Jens Schütte kennen. "Ich fand es spannend, die Kunst von Lersch, von Grumbkow und von Gesine Lersch-van der Grinten zusammenzubringen", erklärt der Organisator. Er verspricht eine neue Konstellation, Gegensätzliches, das aber gut zusammenpasse.

Von Grumbkow, der laut Haag mehr als 300 Ausstellungen auf der ganzen Welt bestückt hat, verhehlt nicht seine anfängliche Skepsis angesichts des Ausstellungsraums. "Ich habe gedacht, die Wände würden meine Bilder zerreißen." Tun sie nicht. Dafür sorgt schon die Größe seiner bunten Flaggen. Zwei mal drei Meter messen diese großformatigen Farbfeldmalereien. "Jede Farbe hat einen Stellenwert, löst eine bestimmte Emotion aus", erklärt der Künstler. Er bevorzugt lichte und warme Töne, nicht zuletzt als Mittel gegen die Winterdepression. Auf Lkw-Planen hat er sieben bis acht Farbschichten mit Spachteln aufgetragen. Einige seiner Installationen hängen mitten im Raum, schaffen so "Farbräume", die Farbigkeiten korrespondieren miteinander.

Ein zartes Pendant zu diesen robusten Lastwagenplanen steuert Gesine Lersch-van der Grinten bei. Auf Gouache-Fahnen versammelt sie unter anderem Zitate aus der Weltliteratur, Theaterpassagen und buddhistische Weisheiten. Der Betrachter benötigt eine Weile, um die Schriften im Pop-Art-Stil zu lesen. Belohnt wird er durch Erkenntniszuwachs.

Martin Lersch deckt in der Dreier-Ausstellung den Bereich "Malerei/Zeichnung" ab. Wie seine beiden Mitstreiter bevorzugt er das Hochformat für seine Bilder. "In der Malerei hat es immer Flaggenträger gegeben, Fahnen sind Ausdruck von Meinungen, von Zugehörigkeit, von Denkart", beschreibt er den seinen Arbeiten zu Grunde liegenden Ansatz. In der alten Backstube liefert er Zitate aus der Kunstgeschichte, vom Mittelalter bis ins späte 20. Jahrhundert. Details aus Altarbildern sind darunter, japanische Holzschnitte, aber, abseits von der Kunstgeschichte, auch Zeitungsfotos, die mehr oder weniger wichtige historische Ereignisse dokumentieren.

Um welche Begebenheiten es sich dabei jeweils handelt? Das Rätselraten und die Lösung dieser Fragen trägt beim Besuch der Ausstellung "Irgendwas wie Freiheit" sicherlich zum Vergnügen bei.

(RP)
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