Geldern Landwirte entdecken die Gründüngung neu

Geldern · Spargelbauer Stephan Kisters setzt seit vier Jahren auf das traditionelle Verfahren. Das ist nicht billiger, hat aber andere Vorteile.

 Spargelbauer Stephan Kisters aus Walbeck auf dem Spargelfeld. Er experimentiert mit der Gründüngung und hält sie für erfolgreich.

Spargelbauer Stephan Kisters aus Walbeck auf dem Spargelfeld. Er experimentiert mit der Gründüngung und hält sie für erfolgreich.

Foto: Sabine Aldenhoff

Spargel wird auch Königsgemüse genannt, und die Landwirte in der Region betreiben einen hohen Aufwand für die Qualität. Auch Stephan Kisters aus Walbeck gehört dazu. Seit etwa vier Jahren geht er dabei einen neuen Weg. Er verwendet die sogenannte Gründüngung. Ein Verfahren, das seit Jahrhunderten bekannt ist, durch die Intensivierung der Landwirtschaft aber oft in Vergessenheit geraten ist. "Ganz früher gab es keine andere Möglichkeit zu düngen. Bereits mein Vater hat es in den 1970er und 1980er Jahren angewandt", erklärt Kisters.

Bei der Gründüngung werden bestimmte Bodenpflanzen - beim Spargelanbau in den Dammgassen - ausgesät, um die Bodenbeschaffenheit zu verbessern und Unkraut zu verhindern. Im November, wenn das Spargellaub abgereift und gehäckselt ist, wird dieses mit den Grünpflanzen innerhalb der Dammgassen in den Boden eingearbeitet. "Früher war das Problem, dass man die Gründüngung nicht mechanisch in den Boden einarbeiten konnte", sagt Kisters. Heutzutage ist das keine Schwierigkeit mehr. Kisters hat sich einen Grabenmulcher angeschafft, um das Häckselwerk in seine Böden zu bringen.

Der Walbecker sieht eine Menge Vorteile in der Methode: "Spargel ist eine Dauerkultur. Unser Ziel war, den Humus mit Nährstoffen anzureichern, ihn locker zu halten und die darin befindlichen Lebewesen zu erhalten", erklärt er. Durch die Bepflanzung werde die Erosion der Böden eingedämmt, der Humus-Gehalt vergrößert. "Ein weiterer und sehr wichtiger Vorteil ist, dass die Nitratauswaschung vermindert wird", sagt Kisters. Das Nitrat im Boden werde von den Wurzeln der Gründüngungspflanzen aufgenommen und gelange somit nicht in die tieferen Schichten des Erdreichs.

Im Frühjahr werde das Nitrat gemeinsam mit Stickstoff wieder an den Boden abgegeben. Ein Kreislauf, der Nährstoffe konserviert und wieder abgibt. "Damit leisten wir einen Beitrag zum Umweltschutz und sorgen auch für ein positives Image", sagt Kisters.

Allerdings gebe es keine hundertprozentige Sicherheit in puncto Nitratauswaschung. Mittels Bodenproben, die in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NRW derzeit regelmäßig vorgenommen werden, soll dieser Punkt näher untersucht werden. Ebenfalls untersucht werden die anderen angenommenen Vorteile der Gründüngung. "Wir sind noch nicht am Ende. Heutzutage haben wir aber eine hervorragende Analytik", so Kisters. Unter anderem sind Temperaturmessungen geplant, denn die Gründüngung soll auch einen wärmedämmenden Effekt haben und den Geschmack des Spargels positiv beeinflussen.

Üblicherweise wird die Gründüngung im Sommer ausgesät. Im vergangenen Jahr bestand sie auf dem Spargelhof Kisters aus einer Kleemischung, die gemeinsam mit der Deutschen Saatveredelung AG und der Spargelberatung entwickelt worden ist. Auf 16 Hektar hat Kisters seine Böden damit gedüngt. "Allerdings muss man darauf achten, dass die Gründüngung nicht in Konkurrenz zu den Spargelpflanzen tritt. Deshalb werden Junganlagen auch nicht mit dem Saatgut versehen", sagt der Walbecker.

Zwar sei die Gründüngung nicht kostensparender als übliche Methoden, und der Produktionsprozess werde um zwei Arbeitsschritte verlängert, dennoch ist Kisters davon überzeugt, dass das alte Verfahren neu belebt werden kann. Auch andere Spargelbauern sähen hauptsächlich Vorteile in dem Verfahren. "Unser Konzept ist, direkt zu handeln, und nicht zu warten, bis uns etwas aufs Auge gedrückt wird."

(RP)
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