Geldern Lebens- und Gedankenwelten

Geldern · Eine Ausstellung im Atelier "Arte dos" trägt den Titel "belichtet - beleuchtet". Vier Künstlerinnen präsentieren ihre Werke - darunter Nanni Wagner aus Geldern. Zu sehen sind unter anderem Fotos und griffige Objekte.

 Sie stellen noch bis zum 19. Dezember im Atelier "Arte dos" aus (v.l.): Karin Heissen, Elina Schwarzenberg, Nanni Wagner und Ingrid Fiipczyk.

Sie stellen noch bis zum 19. Dezember im Atelier "Arte dos" aus (v.l.): Karin Heissen, Elina Schwarzenberg, Nanni Wagner und Ingrid Fiipczyk.

Foto: wolfgang kaiser

Der Ausstellungstitel "belichtet - beleuchtet" ist weihnachtlich angehaucht und im Wortspiel inhaltlich gefüllt. Ingrid Filipczyk, Karin Heissen, Maria Eliana Schwarzenberg und Nanni Wagner belichten im Kempener Atelier "Arte dos" Lebens- und Gedankenwelten.

Bei Filipczyks Fotografien kann das Wortpaar sogar wörtlich genommen werden. Sie widmet sich dem Thema "Unterwegs sein". Ein Fries reiht sieben Aufnahmen aus einer Auswahl von 400 Bildern. Die Künstlerin, bekannt für genau durchdachte Konzepte, hat hier den Zufall mitspielen lassen. Die Aufnahmen entstanden auf einem langen Fußweg ohne die Absicht, mit der Kamera bewusst zu agieren. "Ich habe akzeptiert, was das Medium macht", sagt Filipczyk, die entsprechend auch Unschärfen in Kauf nahm. Ursprünglich hatte sie in Anspielung auf die biblischen Stationen eine Reihe von zwölf Bildern geplant, sich dann aber für sieben entschieden. "Ich gehe gerne mit irrationalen Zahlen um, und so fließt dies im Titel ,Via irrationalis' ein", erklärt sie.

Karin Heissen unternimmt die thematische Gegenüberstellung von Entwurzelung und Verwurzelung über Papiersilhouetten und griffige Objekte. Die von der Decke baumelnden Silhouetten aus Glasfaserpapier zeigen stark reduzierte Figuren, die anstelle von Beinen ein angedeutetes Wurzelwerk haben. Auf diesen Wurzeln scheinen Schatten von Erdresten zu haften. "Man schleppt den Hintergrund und die Herkunft mit sich", sagt die Künstlerin. Das Thema reifte in ihr angesichts der Bilder von Flüchtlingen in Booten. Den schwebenden Objekten stehen die Arbeiten aus Holz und Acrylglas gegenüber, die bodenständig auf festem Grund ruhen. In einigen Acrylglasarbeiten sind die Formen freier, beinahe spielerisch und doch symbolisch behaftet.

Nanni Wagner zeigt erstmals Fotos. Für die hatte sie Kokons aus Obst geformt, von innen veredelt und deren Inneres ohne Einsicht in die äußerlich unscheinbare Hülle fotografiert. Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Fotos machen die verborgenen filigrane Strukturen sichtbar.

Darauf reagieren Wagners aktuelle Gemälde. Gerundete Formen und Goldlasuren, die die Fotos frei geben, lassen sich im Vergleich auf den Bildern unschwer in malerischer Variante wieder finden. Dennoch bewahren die Gemälde den für sie charakteristischen Strich.

Maria Eliana Schwarzenberg schließlich hat auf eine alte Bilderserie zurückgegriffen, um diese vollkommen neu zu beleuchten. In sachten Schattierungen von Schwarz bis ins Weiß zeigen die Gemälde von 2007 die Silhouette einer weiblichen Figur. In dichter Reihung kleinformatiger Fotos umspielt Schwarzenberg das Thema. Zu sehen ist etwa das Foto des Mädchens, das vermutlich Modell stand, sowie Beispiele der malerischen Reaktionen in verschiedenen Stufen der Verfremdung bis hin zu Skizze und frei anmutender Grafik.

(RP)
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