Geldern Lebensqualität in der Altenpflege messen

Geldern · Caritas und Münchener Institut mit Pilotprojekt. Einrichtungen in Geldern und Wetten beteiligt.

 Petra van den Brand ist im Vorstand des Caritasverbands.

Petra van den Brand ist im Vorstand des Caritasverbands.

Foto: privat

Um die Zufriedenheit und die Lebensqualität in Altenheimen zu messen, gibt es zahlreiche Qualitätskriterien: die Anzahl an verfügbaren Plätzen, die Größe der Einrichtung und des Pflegepersonals, die Kosten, Ausstattung der Zimmer und vieles mehr. Doch all diese Kriterien sagen tatsächlich nicht viel über die "reale" Lebensqualität in Heimen aus.

"Wie wird mit den Menschen umgegangen? Oder wie gehen die Bewohner untereinander mit sich um? Das sind viel entscheidendere Fragen", sagt Petra van den Brand, Interimsvorstand beim Caritasverband Geldern-Kevelaer. Die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen spiegele den Alltag in solchen Einrichtungen wider. Der Caritasverband und die Münchener Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung (GAB) haben deshalb bereits Ende 2012 ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das genau dieses Thema bearbeitet: Wie misst man die Beziehungsqualität in Altenheimen?

"Ich habe bei all den vorherrschenden Messinstrumenten den Menschen vermisst", begründet Stefan Ackermann, Forscher bei der GAB München, das Projekt. Während einer zweijährigen Theoriephase haben Ackermann und sein Team eine Mitarbeiterbefragung in Altenheimen durchgeführt und nach der Beziehungsqualität in den Heimen gefragt. Dabei kam heraus: "Unsere Mitarbeitenden tun bereits unheimlich viel für die Beziehungsqualität", sagt Caritasbereichsleiter Achim Hahn.

Das "Problem" dabei sei, dass die Mitarbeiter meist unbewusst viel tun — sprich, ohne es wirklich zu wissen. Genau hier soll das Pilotprojekt von GAB und Caritasverband ansetzen. Ziel ist es, nach Ende der nun beginnenden zweijährigen Praxisphase einen Leitfaden zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Mitarbeiter in Altenheimen die Beziehungen zu den Bewohnern aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen verbessern können. Was zunächst etwas schwammig klingt, hat einen simplen Hintergrund: Es soll keine Werkzeuge nach dem Motto "du sollst" geben — die Selbstreflexion steht im Vordergrund.

Bis zum Projektende 2015 werden sich die Mitarbeiter unter der Beobachtung von Caritasverband und GAB mit der Beziehung zu den Senioren beschäftigen. Das Pilotvorhaben beschränkt sich derzeit auf das Gerebernus-Haus in Sonsbeck, das Josef-Haus in Wetten und auf die Sozialstation Geldern. Die Kosten belaufen sich auf rund 700 000 Euro und werden zum Großteil von der Stiftung Wohlfahrtspflege und dem Gesundheitsministerium NRW getragen.

(RP)
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