Volker Wenke Letzte drei Prozent der CDU knacken

Geldern · Volker Wenke: Der 57 Jahre alte Ehemann und Vater von zwei erwachsenen Kindern ist neuer Vorsitzender von GO/Grünen in Straelen. Über die Aussichten bei den nächsten Wahlen und die Wirkung großer Politik auf die Verhältnisse in kleinen Kommunen.

Was hat Sie veranlasst, sich bei den Grünen in Straelen zu engagieren?

Volker Wenke Grün habe ich von jeher gewählt. Hinzukommend stehe ich für ein freiheitliches, liberales Deutschland und bin überzeugter Europäer. Der Wunsch aber, politisch aktiv zu werden und Einflussnahme ausüben zu wollen, wurde letztlich ausgelöst durch die zum Teil dramatische Entwicklung in der Sozial-, Arbeits-und Umweltpolitik auf Bundesebene, was unweigerlich früher oder später auch auf die Vielzahl der kleineren Kommunen am Niederrhein Auswirkung haben wird, wenn man nicht gegenhält. Durch abzusehenden Wohnortwechsel lag es nahe, mein Engagement in der Kommunalpolitik in Straelen zu starten.

Wie viel Bedenkzeit brauchten Sie, um den Posten des Parteivorsitzenden anzunehmen?

Wenke Als ich gefragt wurde, habe ich nicht lange gezögert. Wer gestalterisch mitwirken möchte, darf auch Verantwortung nicht scheuen.

Welche Einflussmöglichkeiten sehen Sie für die Grünen in Straelen?

Wenke In Straelen wird schon seit einiger Zeit erfolgreich durch GO/Grüne Einflussnahme auf die Kommunalpolitik ausgeübt. Wir können diesen Erfolg sicherlich noch weiter ausbauen, indem man dem Bürger aufzeigt, dass GO/Grün keine Exotenpartei ist und sich lediglich darauf beschränkt, nur obskure Interessen einzelner Bürger zu vertreten. Nein. GO/Grün steht für weitaus mehr und zeigt auf, das tun wir schon ständig, bestehende Missverhältnisse mit vernünftigen und umsetzbaren Lösungen zu beantworten, wovon die gesamte Bürgerschaft profitiert. Dazu sind selbstverständlich mehr Öffentlichkeitsarbeit und Bürgernähe notwendig.

Bei welchen Themen sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Wenke Angesichts des demografischen Wandels Voraussetzungen zu schaffen, um einen erfolgreichen Generationenwechsel der Kommune herbeiführen zu können, damit die Stadt Straelen zuversichtlich in die Zukunft blicken kann. Dazu zählt an oberster Stelle, die derzeitige finanzielle Schieflage der Stadt auszugleichen, die Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu erhöhen sowie die Lebensqualität für alle Bürger, ob Familie, Single, jung oder alt, zu erhalten.

Was genau muss da jeweils passieren?

Wenke Um unsere Kommune auf gesunde Füße zu stellen, muss unbedingt der notwendige Konsolidierungsprozess mit aller Offenheit vorangetrieben und abgeschlossen werden. Wir, sprich die Parteien und deren Fraktionen, haben hier ein gemeinsames Interesse zu vertreten und stehen in Verantwortung dem Bürger gegenüber. Es darf hier nicht zu einer Verzerrung der Faktenlage kommen. Das hilft niemandem, und dem Bürger am allerwenigsten. Erst wenn man die Analyse abgeschlossen hat, kann man erforderliche Korrekturmaßnahmen einleiten. Wir sind nicht generell gegen höhere Gewerbesteuer, das war immer die CDU. Wir sind der Meinung, dass Steuererhöhungen das letzte Mittel sind. Sie sind nötig, aber nur, wenn damit die Ausgaben überprüft werden. Damit verbunden muss man das gegenwärtige Arbeitsplatzvolumen sehen und Ausbildungsstellen. Wenn es uns nicht gelingt, ein gesundes Fundament von Klein-/ Mittelbetrieben zu erhalten beziehungsweise diese Struktur auszubauen, wird die Gemeinde letztendlich schrumpfen. Warum sollten sich hier Familien ansiedeln, deren Kinder spätestens nach Absolvierung der Schule gezwungen werden, durch Ermangelung an vorhandenen Alternativen ihre berufliche Weiterentwicklung außerhalb der Kommune oder Region suchen zu müssen? Der Arbeitsmarkt fordert zunehmend Flexibilität, die wir als Gemeinde derzeit aber nur bedingt anbieten können. Weitere Themen sind Ausbau der regionalen Kernkompetenz Gartenbau mit deren Ablegern Technologie und Wissenschaft sowie Ansiedlung von innovativen Start-up-Unternehmen. Tiefe und Breite des Arbeitsmarktes ist wichtig, wobei die Nachhaltigkeit nicht vergessen werden darf. Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und schnelle Anbindung an Großkommunen und deren Märkte sowie Hochschulen wie in Duisburg, Mönchengladbach oder Venlo sind gleichfalls elementar für eine positive Entwicklung der Stadt.

Wie sehr wird das kommunalpolitische Handeln durch die bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen beschränkt? In welchem Ausmaß sind die Straelener Grünen in die Wahlkämpfe eingebunden?

Wenke Keineswegs beschränkt, sondern eher ergänzt. Wie bereits eingangs erwähnt, finden Entscheidungen auf höherer Ebene letztendlich Einfluss auf die der Kommune. Siehe Niedriglohnjobs, Rentenbeiträge, Altersarmut oder TTIP-Lockerung von Beschäftigungsverhältnissen und Qualitätsstandards in Industrie und Agrarwirtschaft. Das sind selbstverständlich Themen, die unserer parteilichen Ausrichtung quasi entgegenspringen und die wir thematisch aufgreifen. Natürlich unterstützen wir als Ortsverein unser Mitglied Hans-Hermann Terkatz als Kandidat für die bevorstehende Landtagswahl. Wir freuen uns, dass die Wahl des Kreises auf ihn entfiel, und dies nicht zuletzt, weil er großes Wissen unteranderem in Sachen Bildungspolitik vorweisen kann. Wir unterstützen ihn gerne und mit viel Freude.

Wie groß bewerten Sie die Chance, bei der nächsten Kommunalwahl die absolute CDU-Mehrheit im Stadtrat zu brechen?

Wenke Natürlich ist das das Ziel. Bei den letzten beiden Wahlen hat die Straelener CDU insgesamt mehr als 20 Prozent verloren. 2020 sollten die Oppositionsparteien wohl auch noch die letzten drei Prozent knacken können. Wichtig ist es, Vertrauen beim Bürger zu schaffen, indem man offen miteinander redet und versteht und gemeinsam erreichbare Ziele ansteuert. Dies ist wichtig. Alles andere reiht sich dahinter ein, und der zahlenmäßig messbare Erfolg kommt von selbst.

MICHAEL KLATT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort