Studie an der Hochschule Rhein-Waal Im Kaffee-Automaten lauern Keime wie im Abfluss

Geldern · Der Student Jan Schages hat in seiner Masterarbeit Kaffee-Vollautomaten untersucht. Das Ergebnis: Es lassen sich dieselben Keime wie im Abfluss finden. Doch es gibt eine Lösung.

Eine ganze Reihe von Kaffee-Vollautomaten hat Jan Schages für seine Masterarbeit untersucht.

Eine ganze Reihe von Kaffee-Vollautomaten hat Jan Schages für seine Masterarbeit untersucht.

Foto: Van Offern

Auch wenn der Kaffeeautomat noch so silbrig glänzt oder mattschwarz schimmert - tief in seinem Inneren sitzen die Keime. "Es zeigt sich deutlich, dass die Kaffeemaschine eine Quelle für Mikroorganismen sein kann und sich vor allem Bakterien hinterher auch im gebrühten Kaffee wiederfinden", sagt Jan Schages. Schages hat in seiner Masterarbeit an der Hochschule Rhein-Waal an der Fakultät Life Sciences unter der Betreuung durch Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Fakultät Life Sciences, just jene Kaffee-Vollautomaten untersucht, deren Siegeszug in deutsche Küchen, Büros und vor allem als Profi-Maschine in die Cafés nicht mehr aufzuhalten ist. In seiner Arbeit untersuchte der Masterstudent diverse Maschinen.

Schleimiger Biofilm in den Schläuchen

"Die Bakterien siedeln sich unter anderem in den wasserführenden Elementen (Schläuche und Wassertank) der Kaffeevollautomaten an. Dort bilden sie unter anderem einen Biofilm", sagt Schages. Dieser schleimige Biofilm besteht aus Bakterienkolonien, auf denen sich dann weitere Keime vermehren. "Man kennt solche Biofilme auch aus dem Abfluss, wenn man den reinigt", sagt er. Sie seien eigentlich überall, wo es feucht und warm ist. Wie in der Kaffeemaschine eben - ein gefundenes Zuhause für Bakterien und Keime.

"Obwohl es bislang keine Belege für eine gesundheitliche Gefährdung durch verunreinigten Kaffee gibt, raten wir, Kaffeevollautomaten regelmäßig zu reinigen. Auch eine hohe Kaffeetemperatur schützt laut den Ergebnissen unserer Studie vor einer hohen Keimbelastung", erklärt Schages. Vor allem sollte der Verbraucher den Wasserbehälter regelmäßig reinigen und täglich frisches Wasser in den Tank füllen.

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Foto: Raban Siebers

Auch sei es wichtig, den Kaffeesatzbehälter nicht nur zu leeren, sondern richtig sauber zu machen, zu spülen. Ebenso sollte, wenn möglich, die Brüheinheit regelmäßig gesäubert werden. "Das alles beugt nicht nur den Keimen und Bakterien vor, es kommt auch der Maschine zugute - sie behält ihre Leistung", sagt der Hygieniker. Grundsätzlich reicht es, wenn man die Entkalkungs- und Reinigungsprogramme regelmäßig durchlaufen lässt und den Wasser-Behälter regelmäßig mit entsprechenden Mitteln säubert. Erstes Fazit: Man muss vor allem auf die Sauberkeit, die Hygiene, achten, um den Keimen auf den Pelz zu rücken.

Hohe Temperaturen helfen

Wenn möglich, kann man auch die Ausgabetemperatur für den Kaffee erhöhen, damit die Keime im Kaffee reduziert werden. "Im Schnitt liegen diese Temperaturen bei 60 bis 63 Grad Celsius. Wir haben sie im Labor unmittelbar nach dem Austritt mit dem Laborthermometer gemessen", sagt Schages. Studien im Labor zeigten dann, dass man mit einer geringen Erhöhung auf 68 Grad Celsius einen großen Teil der Keime abtöten würde.

Untersucht wurden in der Masterarbeit aber nicht nur die Maschinen. Schages setzte sich auch mit der Flut von Einwegbechern, die letztlich als Abfall extrem die Umwelt belasten, auseinander. "Aus Gründen der Nachhaltigkeit versuchen immer mehr Menschen auf die gängigen ,Coffee-to-go'-Becher zu verzichten, um weniger Müll zu produzieren. Aber: Viele Bäckereien und Cafés verweigern noch die Befüllung eigens mitgebrachter Becher aus hygienischen Gründen", sagt er.

Das muss aber nicht so sein: "Es konnte nachgewiesen werden, dass die mögliche Keimbelastung durch mehrfach verwendbare Kaffeebecher im Vergleich zu den möglichen Risiken einer schlecht gepflegten Maschine vernachlässigbar ist", sagt Schages. Also: Wenn möglich, Mehrweg-Behälter für den Coffee-to-go nutzen. Philip Heldt, der das Projekt von der Verbraucherzentrale NRW begleitet hat, begrüßt diese Befunde und sieht darin eine Bestätigung, die Verwendung von Mehrwegbechern auch aus ökologischen Gründen weiter zu fördern.

Jan Schages ist inzwischen als Wissenschaftlicher Assistent bei Bockmühl Doktorand an der Hochschule Rhein-Waal. Das geht über die Kooperation mit der Universität Bonn, erklärt er. Auch in seiner Doktorarbeit geht es um Haushaltshygiene, im Bereich von Haushaltswaschmaschinen.

(mgr)
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