Geldern Messerstecher stellt sich der Polizei

Geldern · Der 23-jährige Kai I. ist nach wochenlanger Flucht in Kleve gefasst worden. Der Mann wurde wegen versuchten Totschlags gesucht. Er soll seine 20-jährige Ehefrau am 8. Februar auf offener Straße in Geldern niedergestochen haben.

Fast drei Wochen lang fahndete die Polizei nach Kai I.. Nun hat der 23-Jährige seine eigene Festnahme selbst in die Wege geleitet. Gestern Morgen tauchte er um 9.55 Uhr in einem Bistro am Klever Bahnhof auf und bat die Mitarbeiter dort darum, die Polizei anzurufen, denn er werde gesucht. Um 10.14 Uhr waren "zivile und uniformierte Beamte" der Klever Polizei da, beschreibt Staatsanwalt Günter Neifer die Szene: "Er wurde festgenommen, ohne dass eine Gegenwehr erfolgte."

Kai I. soll seine 20-jährige Ehefrau am Mittwoch, 8. Februar, nach einem Streit auf offener Straße in Geldern niedergestochen haben. Die junge Frau wurde dabei lebensgefährlich verletzt, die Ärzte mussten ihr eine Niere entfernen. "Wäre sie nicht sofort operiert worden, wäre sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gestorben", so Neifer.

Was den mutmaßlichen Täter schlussendlich dazu bewegt hat, sich freiwillig in die Hände der Polizei zu begeben, ist noch unklar. "Ich kann nur mutmaßen, dass er damit rechnen musste, dass der Haftbefehl irgendwann vollstreckt wird, und dem zuvorgekommen ist", vermutet Staatsanwalt Neifer. Auch, wo sich der Verdächtige seit dem 8. Februar aufgehalten hat, blieb gestern vorerst unklar. Er werde noch vom Ermittlungsrichter befragt, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Einen festen Wohnsitz hat Kai I. ohnehin nicht. Die Tat, die ihm zur Last gelegt wird, geschah am 8. Februar um zwölf Uhr mittags in Geldern. Kai I. und das spätere Opfer, seine Ehefrau, lebten zu dieser Zeit in Trennung. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler beobachtete die 20-Jährige, dass ihr Noch-Ehemann an ihrem Fahrrad hantierte, das sie vor einem Supermarkt an der Annastraße abgestellt hatte. Als sie ihn zur Rede stellen wollte, lief er davon. Die Frau folgte ihm etwa 200 Meter auf der Vernumer Straße, wo es zum Streit kam. In dessen Verlauf, so der Staatsanwalt, zog der 23-Jährige ein Messer und stach mehrfach auf den Oberkörper der jungen Frau ein, dann rannte er weg. Während die 20-Jährige im Krankenhaus war, wurde sie ständig durch Polizeibeamte bewacht.

Die Ermittler nahmen während der Wochen der Fahndung an, dass Kai I. sich nicht weit abgesetzt habe, sondern sich noch in der Region aufhielt. Erst am Montag, 13. Februar, wollte ein Zeuge ihn ihm Umfeld des Klever Jobcenters erkannt haben. Am vergangenen Mittwoch, 22. Februar, setzte die Staatsanwaltschaft Kleve eine Belohnung von 1500 Euro für Hinweise aus, die zu seiner Verhaftung führen würden. Offenbar gab es daraufhin aber keine Rückmeldungen.

Hohe Wellen schlug ein Facebook-Post, der während der Zeit der Flucht vom Account des Gesuchten gesendet wurde. In dem Beitrag wurde die Polizei verhöhnt. Die könne ihn nicht finden: "Haben die keine Augen im Kopf?" Daraufhin sammelten sich im Netz zahlreiche Schmähungen und Drohungen gegen den mutmaßlichen Täter.

(RP)
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