Straelen Mit blauem Haus im grünen Bereich

Straelen · Eine Thermografie-Aufnahme macht mögliche Energieeinsparungen sichtbar. Manche Maßnahmen in den eigenen vier Wänden lassen sich mit relativ geringem Aufwand realisieren. Erste Anlaufstellen für Informationen in den Rathäusern.

 So sieht eine Thermografie-Aufnahme aus (Archivbild).

So sieht eine Thermografie-Aufnahme aus (Archivbild).

Foto: John Trenaman7BQS GmbH

Für den Anstrich der Fassade ist diese Farbe sicherlich nicht erste Wahl. Doch wenn das Blau in der Aufnahme einer Wärmebildkamera auftaucht, ist bei dem betroffenen Haus alles "im grünen Bereich", was den Wärmeverlust nach draußen angeht. Denn Blau bedeutet, dass die Dämmung am Gebäude okay ist. Eine Fassade mit Mängeln in der Dämmung hingegen leuchtet in der Thermografie rot auf.

So wie bei den beiden Häusern aus Straelen, die hier zur Illustration dienen. Die "Vogelsiedlung" in der Blumenstadt ist Klimaquartier - und dort sind in jüngster Zeit einige Thermografien angefertigt worden. Laut Thomas Linßen, Umweltbeauftragter im Rathaus, läuft seit 2015 die Beratung nach dem KfW-Programm "Energetische Stadtquartier-Sanierung", um das Straelen sich erfolgreich bewarb. Die Vogelsiedlung wurde für das Projekt ausgewählt, weil es dort, so Linßen, "viele Häuser aus den 1950er bis 1970er Jahren mit erhöhtem Sanierungsbedarf" gebe. Als Sanierungsmanager wollen Dieter A. Wahlen (DSK) und Jasmin Borgmeier (Infas Enermetric) die Bewohner davon überzeugen, ihre Immobilien in Sachen Energieeinsparung auf den neuesten Stand zu bringen.

Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. "Viele Bewohner sind alt und haben oft kein Interesse mehr, etwas zu ändern", weiß Linßen. Zögen jedoch junge Familien ein, werde in der Regel umgebaut, ergänzt Wahlen. Wie überhaupt die Jungen den Bestand ins Auge fassen sollten, statt neu zu bauen, meint Linßen. Das schone Ressourcen.

14 Einzelgespräche haben die Energiemanager in der "Vogelsiedlung" bisher geführt, Infomaterial wie zum Beispiel Flyer an insgesamt 300 Haushalte verteilt. Die nächsten Straelener Thermografie-Spaziergänge sind für den 26. Januar und 16. Februar jeweils von 18 bis 19.30 Uhr geplant.

Energiespar-Potenzial sieht Wahlen reichlich. "Es gibt in der Siedlung noch mehr als 60 Prozent alte Ölheizungen", nennt er einen Angriffspunkt. Das Problem sei, dass viele erst handeln, wenn die Anlage kaputt geht, und dann in der Hektik unüberlegte Entscheidungen treffen. So ließen sich zum Beispiel durchaus Teile der alten Heizung auch bei der Neu-Installation weiter verwenden.

Und längst nicht jede Sanierung reißt ein Riesenloch in den Etat. Manches lässt sich mit kleinem Budget realisieren.

Zum Beispiel das Dämmen von Heizungsnischen, ein auch auf unserer "roten" Thermografie gut zu erkennender Schwachpunkt. Hier rät Wahlen zu einer Styropor-Platte mit einer nach innen gewandten Folie. Kostenpunkt: rund 50 Euro pro Nische.

Zum Beispiel das Dämmen von Rollladenkästen. Hier hält der Fachhandel verschiedene, zum Teil vorgefertigte Kunststoff-Folien bereit. "Man sollte dabei aber die Dicke beachten", mahnt Borgmeier. Kosten: auch etwa 50 Euro pro Kasten.

Etwas aufwändiger, aber durchaus bezahlbar sind das Dämmen von Dachböden, Geschoss- und Kellerdecken. Auch hierfür gibt es oft vorgefertigte Elemente. Wahlen: "Erstaunlich, dass viele das noch nicht gemacht haben." Gleiches gelte für das Umhüllen von Heizungsrohren.

Wichtig ist laut Linßen, immer einen Fachmann auf die Maßnahmen schauen zu lassen, damit am Gebäude nicht mehr Schaden als Nutzen entstehe. Sinnvoll sei, bei begrenztem Budget den Rat über die beste Reihenfolge von Maßnahmen einzuholen. Vielleicht sollte man statt der Fenster zunächst die überdimensionierte Heizung ersetzen?

Die Stadt Straelen bietet ihren Bürgern einen ersten Gebäude-Check samt Thermografie an. Danach erhalten sie laut Linßen einen ebenfalls kostenlosen "Gebäude-Fahrplan", in dem alle Maßnahmen aufgeführt sind. "Nach dieser Erstberatung ist Weiteres mit einem Energieberater zu besprechen, der unter anderem die Förderanträge bescheinigt." Der Umweltberater in den jeweiligen Rathäusern oder ein ähnlicher Experte ist laut Linßen gut als Erstkontakt, sollte man sich mit Sanierungsplänen tragen. Weitere Anlaufstellen finden sich auch im Handwerk und bei Verbraucherzentralen.

(RP)
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