Kerken Mitarbeiter sensibilisiert für Probleme in Heimen

Der Vorfall in der Via Stenden mag besonders drastisch sein - er ist aber nicht die erste schlimme Tat in einer Flüchtlingsunterkunft, er wird auch nicht die letzte sein. Hunderte Menschen, ausnahmslos verunsichert, in einer seelischen Extremsituation und häufig traumatisiert, kommen in den Einrichtungen an.

Großalarm: Feuerwehr sperrt Flüchtlingsheim ab
10 Bilder

Großalarm: Feuerwehr sperrt Flüchtlingsheim ab

10 Bilder

Die Mitarbeiter sind sensibilisiert, sagt Christoph Beunen von Integra, Koordinator der Notunterkunft im alten Finanzamt in Geldern. "Meine Leute sind angehalten, Dinge wahrzunehmen, die aus dem regelmäßigen Fluss abweichen", erklärt er. Darüber hinaus sei es das Wichtigste, "den Budenkoller zu verhindern", führt Beunen aus: "Man muss Angebote bereitstellen, Unterricht anbieten, man muss sofort mit der Integration beginnen."

Ferner setze man auf sozial kompetente Mitarbeiter, Dolmetscher, enge Absprachen zwischen allen Institutionen vor Ort. Die Flüchtlinge sollen das Gefühl haben, immer begleitet zu sein. Das könne eine "individuelle Problematik" der belasteten Menschen etwas auffangen.

All das lasse sich allerdings in einem Haus wie dem Finanzamt viel eher umsetzen als beispielsweise in der Unterkunft in der Landwehrhalle. "Es hat dramatische Folgen, in welcher baulichen Situation Leute untergebracht sind", macht Beunen kar: Je weniger Privatsphäre es gibt, desto eher eskalieren Situationen.

Und ganz egal, welche Bemühungen man walten lässt: Ein Risiko, dass jemand Selbstmordgedanken hegt und in die Tat umsetzt, bleibt.

Um engen Kontakt bemüht sich auch der ökumenische Arbeitskreis Asyl in Straelen. "Gerade bei denen, die länger hier sind, wissen wir, wo der Schuh drückt", sagt Robert Pauksztat, einer der rund 50 Aktiven. Da gelinge es, persönliche Beziehungen herzustellen und ein Gefühl der Geborgenheit zu erzeugen. Nicht zuletzt durch das Organisieren von Deutschunterricht. Problematisch sei es in Unterkünften wie im Schullandheim Herongen-Rieth oder in der Gebäude am Oberweg, wo die Flüchtlinge nur einige Tage bleiben. Da, so Pauksztat, bestehe kaum die Chance für tiefer gehende Kontakte. Auch am Oberweg hat der Arbeitskreis Mitglieder für Deutschunterricht. Im Schullandheim Rieth will er ab November aktiv werden.

"Eine Häufung von Problemen mit Suizid-Versuchen können wir in unseren Einrichtungen nicht beobachten", so ein Sprecher der Bezirksregierung in Arnsberg.

(szf/kla/zel)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort