Geldern Mord auf Sumpfstein

Geldern · Du bekommst einen neuen Auftrag!" Dieser Satz schwirrte dem berühmten Privatdetektiv Louis Shaw noch immer im Kopf herum. Sein neuer Auftraggeber, Mr. Thompson, beauftragte ihn, das Gericht von der Unschuld seines Bruders Sir Dagobert Thompson zu beweisen. Dieser wurde angeklagt, den Herzog von Sumpfstein ermordet zu haben ... Shaw spürte ein Kribbeln - er konnte endlich wieder nach Herzenslust schnüffeln.

Geldern: Mord auf Sumpfstein
Foto: Seybert Gerhard

Als er auf der Insel Sumpfstein ankam, musste er sich jedenfalls nicht an das Wetter gewöhnen, denn hier regnete es genauso stark wie in London. Louis beschloss, die Insel sofort zu erkunden. Inmitten von Sumpf und Wäldern befand sich das Anwesen des Herzogs. Dieser war mit seinem Gast Sir Dagobert Thompson spazieren gewesen. Später fand der Förster der Insel die Leiche. Da Sir Dagobert zuletzt mit dem Ermordeten Kontakt hatte, sprachen alle Indizien gegen ihn. Daher saß er jetzt im Gefängnis. Kein leichter Fall für Shaw.

Er suchte den Förster auf, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Das Forsthaus sah heruntergekommen und baufällig aus. Es besaß keine Klingel, sondern einen eisernen Klopfer in Form eines Wolfsgesichts. Als Shaw den Klopfer betätigte, öffnete der Förster sofort die Tür. Hatte er ihn etwa kommen sehen? Aber wie? Die Fensterläden waren geschlossen, schoss es Shaw durch den Kopf. Erst dann betrachtete er den Jäger. Er war ein richtiger Riese mit grimmigen Gesichtszügen, schwarzem Bart und langen schwarzen Haaren. Er sprach mit dröhnender Stimme: "Ich bin Evan Smith. Es verirren sich nicht oft Leute an diesen Ort. Was führt Sie hier her?" - ,,Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen - es geht um die Leiche, die Sie vor wenigen Tagen gefunden haben."

Smith brummte etwas Unverständliches in seinen Bart und ließ ihn eintreten. Als sich die Männer auf dem Holzschemel niederließen, fing der Inspektor sofort an, Fragen zu stellen: "Wie sah die Leiche aus? Wo genau war sie? Ist Ihnen etwas Merkwürdiges am Tatort aufgefallen?"

Smith antwortete mürrisch: "Die Leiche sah halt eben tot aus."

Shaw fing also an, Indizien zu sammeln und rief im Labor an. Wie sich herausstellte, hatte der Herzog von Sumpfstein einen Zettel in der Hand gehalten, auf dem etwas stand, das Shaw eine Gänsehaut verursachte: "Die Lady - bringt sie vor Gericht." Warum hatte der Jäger ihm nichts davon erzählt? Wer war die genannte Dame? Und was hatte der Jäger damit zu tun?

Später befragte er die zweite Person, Herzogin von Sumpfstein (die Ehefrau des Opfers): "Glauben Sie, Sir Dagobert Thompson ist der Mörder Ihres Ehemannes?" - "Ja, er kam mir sofort komisch vor, und er war schließlich auch beim Mord am Herzog dabei. Unter uns gesagt: Ich fand diesen üblen Gesellen Thompson von Anfang an unsympathisch", erzählte die Herzogin.

"Sie wirkt ja gar nicht traurig über den Tod ihres Mannes", wunderte sich Shaw. Dann kam er zur Sache und erzählte der Herzogin von dem Zettel, den das Opfer in der Hand gehalten hatte, und fragte sie, ob sie eine Ahnung habe, um welche Person es sich handele. Als die Herzogin von Sumpfstein von dem Zettel erfuhr, wurde sie rot (vor Wut?) und zuckte zusammen. Das fiel dem Detektiv auf, doch er verkniff sich eine Bemerkung. Die Herzogin antwortete knapp: "Von diesem Namen habe ich noch nie gehört. Es wäre nett, wenn Sie jetzt gehen würden."

Draußen vor dem Anwesen hatte er einen Geistesblitz: Konnte es sein, das der Förster der Mörder war? Er hatte sich ihm gegenüber sehr verdächtig benommen. Shaw beschloss, den Förster zu beschatten. Er legte sich vor dem Forsthaus auf die Lauer und wartete ab, was passierte. Nach einer Weile kam der Förster aus dem Wald und betrat das Haus. Shaw versteckte sich hinter einem Busch, denn er hatte beschlossen, den Mann gefangen zu nehmen, wenn dieser das nächste Mal das Haus verließ.

Shaw musste lange warten, und die Nacht brach auch schon herein. Der Inspektor döste ein, doch auf einmal hörte er ein Geräusch. Da war ein Mensch mit einer schwarzen Kutte im Begriff, das Forsthaus zu betreten! Shaw schlich sich an ein geöffnetes Fenster heran und lauschte dem Gespräch der zwei Personen. Der Jäger grollte: "Oh, Lady, so war das nicht vereinbart! Ich sollte nur den Herzog töten und den Schnüffler auf die falsche Fährte locken. Warum bekomme ich jetzt einen kleineren Anteil von dem Erbe!?"

Dann hörte Shaw die Stimme der Herzogin: "Dinge können sich ändern, mein Lieber. Wenn du den Schnüffler nicht auch noch ausschaltest, bekommst du gar kein Geld."

Während die beiden noch stritten, schlich sich Shaw mit erhobener Pistole ins Haus und schrie: "Hände hoch oder ich schieße!" Zuerst waren die beiden Kriminellen geschockt, doch dann fing die Lady an zu lachen und lenkte damit Shaw ab, so dass Smith dem Detektiv die Pistole abnehmen konnte. Shaw ärgerte sich über seinen Leichtsinn, fasste sich aber schnell und bat: "Wenn ich schon hereingelegt wurde, so erzählt mir bitte die ganze Geschichte."

Die Lady dachte einen Moment nach und fing dann an, die Story zu erzählen: "Ich habe meinen Mann noch nie geliebt. Ich heiratete ihn nur, damit ich nach seinem Tod sehr reich werden würde. Falls du dich fragst, warum ich ihn nicht schon früher töten ließ: Je länger er lebte, desto mehr Geld sollte ich bekommen. Jedenfalls heuerte ich Evan Smith an, um den Herzog zu töten. Er versteckte sich also im Gebüsch und verfolgte die zwei Männer auf ihrem Spaziergang. Als die perfekte Gelegenheit kam, schoss er einen Giftpfeil ab. Dann überwältigte er Sir Dagobert Thompson und ließ ihn zum Festland bringen. Auf jeden Fall denken alle, er wäre der Mörder, und niemand wird uns verdächtigen."

Dann vollführte Shaw seinen Notfallplan: Er fragte, ob er die Toilette aufsuchen dürfe, was die Kriminellen bejahten. Nun musste er nur noch mit seiner Uhr ein Notsignal an die Polizei senden und würde gerettet werden! Doch bis dahin musste er sich der Folter unterziehen, weil die Lady eine unbeschreibliche Wut auf ihn hatte. Schläge ins Gesicht. Sein Körper war von Blut überströmt. Er spürte nur noch Angst, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Dann fiel er in Ohnmacht ...

Als er erwachte, lag er im Krankenhaus. Dann schlief Shaw wieder ein. Doch später wurde er von dem Geräusch des Fernsehers geweckt. Neben ihm saßen die Brüder Thompson. Louis Shaw lächelte das erste Mal nach längerer Zeit. In den Nachrichten im TV wurde über den Gerichtsprozess von Sir Dagobert Thompson berichtet. Dann erschien das Gesicht des Richters, der zu Sir Dagobert Thompson sagte: "Sie sind sauber!"

VON PAULA BIERSCHENK

Sauber!" So lautete das Motto des bundesweiten Schreibwettbewerbs, zu dem die Stadt Rees zum siebten Mal alle Schüler der Klassen 5 bis 13 aufrief. Insgesamt nahmen 175 Schüler daran teil, eine achtköpfige Jury zeichnete die besten 20 Beiträge aus. Darunter sind auch Gewinner aus dem Gelderland. Die Rheinische Post druckt diese in loser Folge ab.

"Mord auf Sumpfstein" stammt von Paula Bierschenk aus Issum. Sie belegte den zweiten Platz in der Gruppe A (5. und 6. Schuljahr).

Alle 20 Siegergeschichten und 17 weitere lesenswerte Beiträge vom 7. Tom-Sawyer-Preis hat der Verlag "Edition anderswo" im Begleitbuch "Sauber!" zusammengefasst. Es ist für 9,80 Euro in allen Buchhandlungen und im Reeser Rathaus erhältlich.

(RP)
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