Kerken Mundart auf Adlersaal-Bühne begeistert

Kerken · Theatergruppe des Heimatvereins Nieukerk spielt"Alles blùes Tejaater". Immer wieder Applaus für die Schauspieler bei der Komödie um Bauer Alfons. Weitere Vorstellungen am nächsten Wochenende. Plattdeutsch vom Aussterben bedroht.

 Auf der liebevoll hergerichteten Bühne im Adlersaal sorgte die Theatergruppe des Heimatvereins Nieukerk für einen äußerst unterhaltsamen Abend.

Auf der liebevoll hergerichteten Bühne im Adlersaal sorgte die Theatergruppe des Heimatvereins Nieukerk für einen äußerst unterhaltsamen Abend.

Foto: Olaf Ostermann

"Alles blùes Tejaater" hieß es im ausverkauften Adlersaal. Das ursprünglich hochdeutsche Stück von Erich Koch, für den Heimatverein Nieukerk von Karl Dicks in die "Vogteier Mundart" übersetzt, feierte am Freitag Premiere. Bauer Alfons Terhoeven, gespielt von Erwin Baetzen, hat sich ständig mit seiner Frau Agnes (Doris Keysers) in der Wolle, weil er seine Zeit lieber in der Dorfkneipe und anschließend bis mittags im Bett als auf dem Hof zubringt. Zum weiteren Leidwesen des Bauern sind die Frauen in seinem Haushalt in der Überzahl: Schwägerin Hilde Beermann (Kathi Quinders) raubt ihm mit ihrer stumpfsinnigen Art den letzten Nerv, und seine Punk-Tochter Eva, gespielt von Melanie Euchler, provoziert mit buntgefärbten Haaren und "neumodischer" Sprache.

Eines Tages, mal wieder hat Alfons zu tief ins Glas geschaut, kommt er mit der Idee nach Hause, ein Theaterstück aufzuführen. "Der Schöne und das Biest" soll es sein, und natürlich will er selbst den Schönen spielen - sehr zum Unverständnis seiner Frau, die selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Offiziell hat dieses geplante Theater kulturellen Hintergrund, eigentlich aber will der Bauer die hübsche Kellnerin für die Rolle des Biests gewinnen und mit ihr anbandeln. Gleichzeitig versucht er, seine Schwägerin Hilde endlich unter die Haube und somit aus seinem Haus zu bringen, und gibt "inkognito" eine Annonce unter dem Kennwort "spätes Glück" auf. Es kommt, wie es kommen muss, die Damen kommen Alfons auf die Schliche und setzen zum Rachefeldzug gegen die Männlichkeit an. Das Chaos nimmt seinen Lauf, aber so viel sei bereits verraten: Am Ende stehen die Männer in "Önderboksen" auf der Bühne.

Besonders überzeugend spielte Markus Smeets den spießigen Studenten Alex Gärberich, auf den die Tochter des Hauses ein Auge geworfen hat. Nicht zuletzt aufgrund seiner Leistung als Muttersöhnchen blieb im Publikum kaum ein Auge trocken. Auch diejenigen, die des Plattdeutschen nicht mächtig sind, konnten der Handlung problemlos folgen.

Warum die Aufführungen in Mundart auch im 20. Jubiläumsjahr des Nieukerker Heimatvereins so beliebt und gut besucht sind, weiß Peter Völker, der Leiter der Theatergruppe: "In der Mundart kann man viel mehr sagen." Das gelte natürlich nicht für die Anzahl an Wörtern, sondern für die Verpackung. Mundart sei etwas Intimes, etwas Familiäres. Würde man auf Hochdeutsch spielen, könnten einige Szenen das Publikum vor den Kopf stoßen. In der Mundart aber wird einfach darüber gelacht.

Trotzdem ist die "Vogteier Mundart" vom Aussterben bedroht. Das bewies ein Blick durch die Zuschauerreihen, wo kaum ein Jugendlicher Platz genommen hatte. Völker, der einmal vergeblich versucht hatte, Mundart in Schulen zu unterrichten, weiß: "Die Jugend von heute hat keinen Platz für Mundart. Aber die Älteren, die stehen da drauf." Das bestätigten die Stimmen nach dem Stück: "Ich hör' das so gerne" oder "Endlich mal wieder Platt sprechen", waren häufige Kommentare. Die Schauspieler ernteten immer wieder reichlich Applaus.

Weiteren Vorstellungen sind am Freitag, 28., Samstag, 29. und Sonntag, 30. November. Der Vorverkauf der letzten Karten ist am Mittwoch, 26. November, von 18 bis 19 Uhr in der Heimatstube "Schpöötenhüske".

(sh)
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