Geldern Mythos Germanien

Geldern · Ausstellung im Siegfriedmuseum Xanten: Das Germanen-Bild der NS-Ideologie auf Fotos für den Schulunterricht.

Geldern: Mythos Germanien
Foto: RuhrMuseum Essen Rainer Rotherberg

Dass Seminarprojekte in einer sehenswerten Ausstellung münden, ist nicht unbedingt an der Tagesordnung. Erik Beck und Arne Timm - der eine ist längst als Archäologe auf der Paderborner Wewelsburg, der andere Lehrer - ist das gelungen. Als Studenten am historischen Institut der TU Dortmund sollten sie der Indoktrination von Kindern und Jugendlichen während der NS-Zeit nachgehen. Das taten sie so intensiv, dass ihre Sammlung und Leihgaben - unter anderem des Westfälischen Schulmuseums in Dortmund - eine umfangreiche Ausstellung erbrachte. Im Siegfriedmuseum sind noch bis 21. August fast alle Stücke in einer Sonderausstellung zu sehen: "Mythos Germanien - Mythos Nibelungen" heißt sie. Den Eröffnungsvortrag hielten die beiden Kuratoren. Thema: "Groß, blond und blauäugig? Der Germanenmythos der NS-Zeit."

Geldern: Mythos Germanien
Foto: Planck

Die Ausstellung, die die Xantener Museumsleiterin Anke Lyttwin und die Kuratoren zusammengestellt haben, soll zeigen, wie in der NS-Zeit Kindern und Jugendlichen in der Schule ein konstruiertes Bild der "Germanen" sowie der Ur- und Frühgeschichte vermittelt werden sollte. Ziel der nationalsozialistischen Geschichtsvermittlung war es, die menschenverachtende Rassenideologie und damit den Überlegenheitsanspruch der "Nordischen Rasse" zu legitimieren.

Im Zentrum der Ausstellung, so Lyttwin, stehen Wandbilder für den Unterricht, die die Schulbücher ergänzten und den Lernstoff illustrativ und lebhaft näherbringen sollten. Die meist mehrfarbigen, von Künstlern geschaffenen Bilder wurden bereits seit dem 19. Jahrhundert vermehrt in den Schulen eingesetzt und während der NS-Zeit in großen Mengen verbreitet. Sie halfen dabei, nationalsozialistische Ideologie in den Unterricht zu transportieren. Ergänzend zu den Schulmaterialien werden in der Ausstellung Repliken von archäologischen Funden, Filmmaterial, Fotos, Zeitschriften, Jugendromane, Sammelbilderalben und weitere Exponate der NS-Zeit gezeigt.

Dass die Ausstellung in Xanten zu sehen ist, ist dem Zufall zu verdanken. Bei der Eröffnung der Essener Ausstellung Werdendes Ruhrgebiet mit Leihgaben aus Xanten traf Lyttwin einen früheren APX-Kollegen: Patrick Jung, jetzt im Ruhrmuseum tätig. Jung machte die Museumsleiterin mit zwei ehemaligen Kommilitonen bekannt: Beck und Timm.

Kurfürstenstraße 9, Xanten (Eingang Tourist Information), Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr (außer 30. Mai), Eintritt: Erwachsene vier, ermäßigt drei Euro. www.siegfriedmuseum-xanten.de

(RP)
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