Geldern Nachbarn feiern gemeinsame Geschichte

Geldern · Die Nachbarschaft "Bahnhuck" besteht seit sechs Jahrzehnten. Sie ist damit die älteste im Spargeldorf. Ihren Namen hat sie von der alten Geldernschen Kreisbahn und dem Walbecker Bahnhof ganz in der Nähe.

 Hier werden 60 Jahre gefeiert. Die Bahnhuck-Nachbarschaft hat zur Erinnerung an die Anfänge Blumenschmuck und ein Zug-Modell vorbereitet.

Hier werden 60 Jahre gefeiert. Die Bahnhuck-Nachbarschaft hat zur Erinnerung an die Anfänge Blumenschmuck und ein Zug-Modell vorbereitet.

Foto: seybert

Nachbarschaften gibt es viele. Doch die "Bahnhuck" in Walbeck ist etwas ganz Besonderes. Sie feierte am Wochenende ihr 60-jähriges Bestehen und ist damit die älteste Nachbarschaft Walbecks. Zudem ist sie eine der letzten Pumpennachbarschaften.

Am 20. November 1957 wurde die Nachbarschaft "Bahnhuck" ins Leben gerufen. Dann versammelte man sich rund um die Pumpe, erzählte und half sich, wo man konnte. Und auch heute noch ist die Beziehung zwischen den 48 Mitgliedern sehr gut. "Früher haben wir uns untereinander noch viel geholfen, etwa beim Bau eines Hauses", erzählte Pumpenmeisterin Martina Gooren. Das sei heute nicht mehr notwendig. "Unsere Nachbarschaft beruht sehr auf Geselligkeit. Man sitzt mit der ganzen Nachbarschaft zusammen und feiert."

Der Name "Bahnhuck" entstand daraus, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein kleiner Bahnhof in Walbeck stand, direkt gegenüber der Nachbarschaft. In dem alten Bahnhofsgebäude ist heute das Steakhaus, welches als Treffpunkt für die Nachbarn gilt. Die Bahn, die zwischen 1902 und 1932 durch Walbeck fuhr, war die Geldernsche Kreisbahn. Sie verkehrte zwischen Kevelaer und Kempen mit einer Geschwindigkeit von gerade einmal 30 Stundenkilometern. "Wenn es bergig wurde, da kam es schon mal vor, dass die Passagiere aussteigen mussten, um zu schieben", erzählt Günther Cox, Mitglied der Nachbarschaft. Wer den Zug verpasst hatte, hatte es damit nicht schwer, noch aufzuspringen, wenn er sich etwas beeilte.

Geplant war, für die Bahnstrecke nicht mehr als 800.000 Mark auszugeben. Mit einer Endsumme von 1,5 Millionen Mark wurden diese Pläne durchkreuzt. "Zwischen 1902 und 1928 hat die Bahn etwa 600.000 Mark eingenommen. Unterm Strich hat sie sich also nie rentiert", rechnet Hans-Peter Gooren vor. Durch die Bahn hatte sich der Niederrhein wirtschaftlichen Aufschwung erhofft. "Landwirtschaftliche Produkte konnten so besser in die Stadt transportiert werden."

Die Bahn hat auch eine dunkle Geschichte: Durch sie ist die alte Grundschule in Auwel-Holt bis auf die Grundmauern abgebrannt. Der Zug transportierte damals Stroh, und ein Funken setzte dieses in Brand. Daher entstand der Spitzname "Feuriger Elias".

1932 musste der Bahn-Betrieb eingestellt werden. Es handelte sich um eine Schmalspurbahn. Um sie weiter ausbauen zu können, wäre ein Umbau auf Normalgröße erforderlich gewesen. Zudem wurde zu der Zeit die Automobilbranche immer größer. "Die Konkurrenz war stark", so Gooren. "Wirtschaftlichkeit war nicht mehr vorhanden." So bleiben heute nur noch die Erinnerung sowie das alte Bahnhofsgebäude und die Nachbarschaft. Diese feierte ihr langes Bestehen ausgiebig. Bei gemütlichem Grillen bastelten sie Röschen, mit denen sie die Hecke schmückten. Am nächsten Wochenende ist dann eine historische Tour geplant, bei der alle zusammenkommen und etwas Schönes unternehmen. Das ist dann eines der vielen Feste, die die Nachbarschaft "Bahnhuck" gerne zusammen feiert.

(dago)
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