Geldern Nächtliche Lichtmalerei und Klangwelten

Geldern · Eine Fassade am Marktplatz in Geldern wurde für eine Nacht in eine optisch-akustische Kunst-Installation verwandelt.

 Mit weißen Punkten war die Fassade des leeren Ladenlokals übersät.

Mit weißen Punkten war die Fassade des leeren Ladenlokals übersät.

Foto: evers

Die Fassade des leeren Ladenlokals am Markt 26 leuchtete während des Sonnenuntergangs in weißen Punkten auf. Doch das war noch gar nichts gegen die Formen und Objekte, die sich auf dem über die Schaufensterfront gespannten Tuch abbildeten. Während von innen ein Overhead-Projektor die schroffen Bilderwelten projizierte, gab es sowohl verzerrte als auch melodische elektronische Klänge aus dem Inneren des Geschäfts zu hören.

Das Performance-Duo "Emmerican Void" war Samstagnacht vor Ort, um ihre Experimental-Kunst vorzustellen. In Zusammenarbeit mit der Musikschule "Plug & Play" standen Sander Bisselink (Gitarrist und Songwriter) sowie Oliver Kretschmann (Lichtkünstler) bereit, um wabernd-sphärische Welten zu schaffen. "Das ist unsere erste öffentliche Veranstaltung zusammen", erklärte Kretschmann (32), der schon seit vielen Jahren mit Licht arbeitet. Über sogenannte "Lightpaintings" und Langzeitbelichtungen kam er schließlich zu jener Performance-Kunst, wie man sie am Samstag in Geldern sehen konnte. "Das Licht entscheidet über das Sein oder das Nichtsein", meinte Kretschmann philosophisch. "Man kann so mit einfachen Mitteln ganz neue Erscheinungen kreieren."

Wasserblasen, schwarze Farbe und verschnörkelte Formen ließ er auftauchen. Dabei brach sich das Licht in manchen Elementen. Dies sorgte für kleine Farbsprengsel in der ansonsten oft kühl und schwarz-weiß gehaltenen, unwirklichen Zwischenwelt, die er erschuf. Wie beim Blick in eine Petrischale oder in ein fremdes Universum, suchten die Gäste forschend nach neuen Vorkommnissen und Erscheinungen in der Projektion. Mit blauen Schlieren verfeinerte Glasplatten, Scherben und andere Utensilien brachte Kretschmann ebenfalls zum Einsatz.

Über all der optischen Finesse lagen stets die bebenden Klänge von Sander Bisselink (24). "Ich habe schon in jungen Jahren mit dem Gitarre-Spielen begonnen", erzählte er. Momentan wohnt Bisselink in den Niederlanden, und "ich habe mich nie auf etwas Bestimmtes festgelegt. Denn wenn man verschiedene Projekte mitmacht, bekommt man ein immer größeres Musik-Interesse. So kam schließlich auch die Zusammenarbeit hier zustande".

Was war sein Ansatz für "Emmerican Void"? "Ich wollte etwas Meditatives machen, das mehr auf die Stimmung eingeht. Etwas, das nicht an feste Formen gebunden ist. Deshalb bin ich bei Auftritten, wie hier am Gelderner Markt, auch immer etwas nervöser." Denn es gebe eben keine klare Abfolge beim Improvisieren. Aber auf der anderen Seite sei das auch befreiend, da es dabei eben auch keine richtigen Fehler gibt. "Alles bleibt organisch, alles bleibt fließend." Ob mit E-Gitarre oder Mundharmonika: Seine oft zerdehnten Klänge, die ab und an einem Rhythmus folgten, wirkten vereinzelt gequält und quälend, bevor sie wieder sanfter wurden. Dieses Zusammenspiel eröffnete einen interessanten Erlebniskosmos, da die Zuschauer Zeuge des Erschaffungsprozesses werden konnten. Immer wieder erschienen Besucher, "um einmal zu sehen, was hier mit den verrückten Bildern und Tönen abgeht", wie Josefine Peters meinte, die mit ihren Freundinnen fasziniert zuhörte. "Es ist cool, dass so etwas in Geldern gemacht wird."

(ckn)
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