Issum Näher aneinander dran durch Briefe statt SMS

Issum · Der Issumer Lasse Engfeld und sein Bruder Ole schreiben sich seit etwa zwei Jahren Briefe. Sie reizt es, mal nicht alles sofort zu teilen und auch mal über mehrere Tage die Vorfreude auf die Antwort zu genießen.

 Der Briefkasten wird von den Brüdern Ole und Lasse Engfeld regelmäßig in Anspruch genommen.

Der Briefkasten wird von den Brüdern Ole und Lasse Engfeld regelmäßig in Anspruch genommen.

Foto: Engfeld

Das gibt es immer seltener: Jemand schreibt eine Nachricht und die Antwort braucht ein paar Tage - manchmal auch Wochen. In Zeiten von E-Mail, Whatsapp, Facebook und Co. sind die Brüder Ole (31) und Lasse (34) Engfeld aus Haldern und Issum wieder auf den Brief umgestiegen. "Wir fanden es schade, dass sich viele gar nicht mehr so sehr mit dem Geschriebenen auseinandersetzen", erklärt Lasse Engfeld. Kommunikation werde mit den neuen Medien kurzlebiger und vor allen Dingen unpersönlicher, beklagt das Brüderpaar. So kam die Idee, mehr Zeit und Muße in die Mitteilungen zu stecken. "Einen Brief zu schreiben braucht richtig Zeit", sagt Ole Engfeld. "Dafür setzen wir uns aber auch viel mehr mit den Dingen, die wir schreiben, auseinander." Und das kann alles sein: persönliche Erfahrungen, Erlebnisse von der Arbeit, Familienangelegenheiten oder Gefühlsempfinden.

Die Brüder aus einer achtköpfigen Familie hatten schon immer eine enge Geschwisterbindung. "Lasse war und ist neben meiner Zwillingsschwester immer Ansprechpartner für alle Dinge, bei denen man auf den Rat eines großen Bruders angewiesen ist", sagt Ole Engfeld. Wie es der Zufall so wollte, werden beide jetzt auch zur gleichen Zeit Papa. Und zur gleichen Zeit heißt: Die Frauen der Brüder sind für den gleichen Tag im Januar "ausgezählt". Die freudige Nachricht übermittelten sie dann aber doch übers Telefon und stellten da den unglaublichen Zufall des gleichen Datums fest. "Abgesprochen haben wir uns aber nicht", so Ole Engfeld.

Vieles sei mit Anrufen oder digitalen Nachrichten nicht zu klären. Inzwischen schicken sich die beiden fast wöchentlich Briefe von Haldern nach Issum. "Die Vorfreude ist jedes Mal unglaublich groß, sobald der Brief auf dem Weg ist", erzählt Lasse Engfeld. Zeitweise liefen mehrere parallel. Da werde es aber kompliziert mit den Inhalten, die beide dann logischerweise nicht mehr nachlesen können.

Im Briefkasten wird der Umschlag aber nicht einfach aufgerissen. "Wir haben jeder eine Art Ritual, wie und wo wir den Brief lesen", sagt Ole Engfeld. Der eine fährt nach Wesel in ein Weinlokal, der andere in Rees in ein Café. Bei Kuchen oder Gebäck lesen sie sich dann die Zeilen durch. Dabei gibt es eine wichtige Regel, wie Lasse Engfeld erklärt: "Wir unterhalten uns nicht über das Geschriebene." Der Sinn und die Nachhaltigkeit des Ganzen ginge dann verloren, sind sich die beiden Engfelds sicher.

Telefon und Whatsapp nutzen beide aber auch. "Wir verschließen uns nicht gegen die neuen Medien, die in vielen Dingen auch ganz nützlich sind", sagt Ole Engfeld. Briefe seien aber ein ganz besonderer Austausch, der viel persönlicher ist als die digitalen Kurznachrichten.

(en)
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