Geldern Neffe wird Mordversuch an Onkel vorgeworfen

Geldern · 31-Jähriger aus Geldern soll den 60-Jährigen niedergestochen haben. Im Polizeiverhör gab er eine Tötungsabsicht zu, vor Gericht nicht mehr.

 Der 31-Jährige aus Geldern soll versucht haben, seinen 60-jährigen Onkel zu erstechen. Der Prozess begann gestern vorm Landgericht.

Der 31-Jährige aus Geldern soll versucht haben, seinen 60-jährigen Onkel zu erstechen. Der Prozess begann gestern vorm Landgericht.

Foto: Markus van Offern

Leise spricht der 31-jährige Angeklagte über sein Leben und das Tatgeschehen. So leise, dass man ihn im Schwurgerichtssaal des Klever Landgerichts kaum verstehen kann. Als der Vorsitzende Richter Jürgen Ruby den Gelderner fragt, ob er seinen Onkel am 13. September vergangenen Jahres in dessen Haus umbringen wollte, fragte sein Verteidiger Karl Haas sicherheitshalber noch mal nach, ob die Antwort auch zu verstehen war. "Eigentlich nicht", hatte sein Mandant schließlich erwidert.

Doch genau das wird ihm von der Staatsanwaltschaft Kleve vorgeworfen. Die Anklage lautet: versuchter Mord, versuchter besonders schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung. Insgesamt sieben Mal soll der 31-Jährige auf seinen 60 Jahre alten Onkel mit einem Küchenmesser eingestochen haben. "Ein Messerstich traf das Opfer im Halsbereich, um es zu töten", sagte Staatsanwalt Daniel Klocke in der Anklageschrift.

Der Beschuldigte selbst hatte eine Mordabsicht in seiner polizeilichen Vernehmung kurz nach der Tat sogar eingeräumt. Gestern wich er davon aber ab. "Ich wollte damals nur schnell aus der Sache raus", begründete der 31-Jährige seine unterschiedlichen Aussagen und beteuerte dabei immer wieder, dass er seinen Onkel wirklich nicht habe töten wollen. Das sprach er auch in seiner an das Opfer gerichteten Entschuldigung aus: "Ich weiß nicht, warum das passiert ist."

Der an einem massiven Drogenproblem leidende und zum Tatzeitpunkt arbeitslose Angeklagte soll laut Staatsanwaltschaft die Tat aus Habgier heraus begangen haben. Der 31-Jährige soll versucht haben, an die EC-Karte und den PIN seines Onkels zu gelangen. Der Angeklagte gab gestern zwar zu, finanzielle Probleme zu haben. "Aber ich habe meinen Onkel nicht um Geld gefragt", meinte der Beschuldigte. Das Opfer selbst bestätigte diese Version in seiner Zeugenaussage.

Sein Neffe habe bei ihm schon einmal hundert Euro geliehen, die er aber zurückgezahlt habe. Vor der Tat habe er allerdings nicht mehr nach Geld gefragt. "Ansonsten hätten wir innerhalb der Familie eine Lösung gesucht", so der 60-Jährige. Mit einem Angriff habe er nicht gerechnet: "Es gab keinen Streit."

Laut Anklage stach der Beschuldigte mehrfach von hinten auf seinen Onkel ein, der sich so nur schwer vor den Attacken schützen konnte. Handwerker, die zu jenem Zeitpunkt im Wohnhaus gegenüber arbeiteten, berichteten dem Klever Landgericht gestern von mehreren Hilferufen des Opfers. Diesen seien sie bis zum Wohnhaus des 60-Jährigen gefolgt, wo sie den Angeklagten festgehalten und dem Verletzten geholfen hätten.

Da das Opfer Blutverdünner einnahm, sei der Blutverlust enorm gewesen, schilderten die Zeugen. Im Krankenhaus konnte dem Gelderner jedoch geholfen werden. Außer ein paar Narben und kleineren Beschwerden erinnere ihn heute nichts mehr an den Vorfall, so der Geschädigte selbst.

Der Angeklagte zeigte indes Reue und schilderte zudem, wie er in finanzielle Not geraten sei. So habe er die Sonderschule besucht und anschließend zwei Lehren zum Gärtner abgebrochen. Sein Verhältnis zu seinem Vater, der zeitweise im Gefängnis gesessen habe, sei schlecht gewesen; das zu seiner Mutter, die 2005 gestorben sei, hingegen gut. Ihr Tod habe ihn sehr mitgenommen. Außerdem sei er depressiv.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(pets)
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