Geldern Neue Hoffnung für Andre und Eileen

Geldern · Ein Anwalt aus Hamburg sagt: Das Paar, dem ein Leihwagen als angeblicher Gebrauchtwagen verkauft wurde, könnte jedes Recht auf das Auto haben. Vergleichbare Fälle hat er gewonnen. Unter anderem den von Theo Neu aus Xanten.

/ Sonsbeck Auch Theo Neu aus Xanten ist an Betrüger geraten, als er einen Gebrauchtwagen kaufen wollte. Die Sache ist über zehn Jahre her, aber sein Fall ist trotzdem heute wichtig für Andre aus Sonsbeck und Eileen aus Kapellen. "Was denen passiert ist, das ähnelt meiner Geschichte fast zu 100 Prozent", sagt Neu. Und er fand damals den richtigen Anwalt, mit dem er vorm Oberlandesgericht Recht bekam: "Ich habe komplett gewonnen", fasst Neu zusammen.

Er war seinerzeit sogar in der gleichen Lage wie die jungen Eltern: Nachwuchs war da, ein neuer Wagen musste her, das Angebot im Internet war gut. Auch ihm wurde ein Leihwagen mit gefälschten Papieren angedreht - es waren nachträglich bedruckte Originalpapiere. Und auch ihm war das Fehlen eines zweiten Fahrzeugschlüssels mit einer Ausrede erklärt worden.

Der Moment, als das alles herauskam, ist ihm noch in Erinnerung: "Da musste ich meiner Frau gestethen, dass das Geld weg ist und wir kein Auto hatten. Ich war genau so bedröppelt wie die Familie jetzt."

Mehrere Anwälte im Xantener Raum rieten ihm damals vom Klage-Weg ab: "Da würde gar keine Aussicht auf Erfolg bestehen." Dann stieß er nach einiger Recherche im Internet auf den Hamburger Juristen, der an seinen Fall glaubte und ihn durchfocht.

Vor Gericht entscheidend war am Ende, "dass ich alles getan habe, um einen ,gutgläubigen' Kauf zu tätigen", beschreibt Neu. "Gutgläubiger Kauf", das heißt: Neu hatte sich vernünftig verhalten und hatte keinen Grund, anzunehmen, dass an dem Handel etwas faul sein könnte. Die Leihwagenfirma hingegen trage bei ihrer Arbeitsweise ein gewisses Risiko, hieß es. Die Folge des Urteils: "Die Leihwagenfirma hat das Fahrzeug zurückgenommen und mir den Kaufpreis erstattet. Ich musste auch keine Gerichtskosten zahlen."

Sein Anwalt war damals der Hamburger Jurist Sven Jungmann, der sich ebenfalls noch gut an den Fall erinnert. Vom Prinzip her sei die Sache "juristisch einfach", sagt er. Deshalb habe er Neu auch seinerzeit Mut zur Klage gemacht. "Ich habe ihm gesagt: Machen Sie das. Wir haben Recht. Wir ziehen das Ding durch." Und nach dem Sieg vor Gericht konnte er weiteren Mandanten helfen: "Wir haben nicht nur diesen einen Fall gewonnen, sondern noch weitere ähnliche."

Natürlich komme es auf jeden Einzelfall und seine besonderen Umstände an. Wenn Papiere beispielsweise für jedermann leicht als Fälschung zu erkennen waren, habe man vor Gericht schlechte Karten. Und die Hintergründe des Kapellener Falls kenne er nicht. Aber dass die jungen Leute bislang sowohl vom Gericht als auch von ihrem Anwalt negative Signale erhalten haben, hält er für eigenartig: "In Teilen wundert es mich", stellt Sven Jungmann fest.

Andre und Eileen erzählen schließlich, dass die Polizei ihnen keine Fehler vorwarf, und dass die gefälschten Papiere im Straßenverkehrsamt erst bei genauerer Überprüfung auffielen: "Das klingt definitiv danach, dass sie kein Verschulden trifft", vermutet der Anwalt.

Andre und Eileen wägen nun ab, wie sie weiter vorgehen. Auf jeden Fall macht ihnen das Beispiel von Theo Neu Mut: "Es ist gut zu wissen, dass man nicht alleine damit ist."

Theo Neu wiederum zieht zur Situation der Familie einen Vergleich, der sich ihm als Berufsfeuerwehrmann aufdrängt: "Ich sehe das als Feuer. Das muss gelöscht werden. Die Leute sind in echter Not. Da muss jetzt jemand kommen, der ihnen hilft."

(RP)
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