Kerken Neue Leiterin für die Via Stenden

Kerken · Britta Frie hat die Nachfolge von Markus Jansen angetreten. Sie ist zunächst für sechs Monate abgeordnet. Zurzeit leben 335 Personen in der Zentralen Unterbringungseinrichtung an der St.-Huberter-Straße.

Kerken: Neue Leiterin für die Via Stenden
Foto: gerhard seybert

Man kann es in Behördensprache so ausdrücken: Die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) Via Stenden setzt die administrativen Rahmenbedingungen für die Familienzuführung und stößt die Asylverfahren an. Oder so: Man will jeden der oft traumatisierten Menschen in den Blick nehmen, die in dem weitläufigen Gebäude an der St.-Huberter-Straße ankommen. "Es ist hier für sie die erste Station nach der Erstaufnahme", beschreibt Britta Frie das Procedere. In dem durchschnittlich einwöchigen Aufenthalt gehe es für die Flüchtlinge erst einmal darum, herunterzukommen, ihre Angehörigen zu finden. "Die Integration findet dann in den jeweiligen Kommunen statt." Dort, wohin die Bezirksregierung Arnsberg zuweist.

Via Stenden ist also so etwas wie eine Mittelstation. Und Britta Frie ist seit dem 1. Dezember die neue Leiterin dieser Einrichtung. Die 51-Jährige ist die Nachfolgerin von Markus Jansen, der zur ZUE nach Rheinberg wechselt und dort die Aufbauarbeit leisten soll, mit der er vor anderthalb Jahren in Stenden betraut wurde. "Hier ist jetzt alles in etwas ruhigerem Fahrwasser, es besteht eine gewisse Struktur", umreißt er die Lage.

Was an den hohen Anforderungen an die Betreuer nichts ändert. "Acht Stunden am Tag reichen nicht aus", hat Britta Frie gemerkt. Sie arbeitete bisher als Referentin im Geschäftsbereich Statistik bei IT.NRW, also beim Landesamt für Statistik. Nach Stenden ist sie zunächst für ein halbes Jahr abgeordnet. "Ob das verlängert wird, hängt von dem Zustrom ab", erklärt sie.

Britta Frie hat sich freiwillig gemeldet, um die Oberaufsicht in Via Stenden, also über die Verwaltung, die Betreuung durch das DRK und den Sicherheitsdienst, zu übernehmen. Auch Reparaturen am Gebäude sind ihre Sache. Aus Interesse und in gewisser Weise vorbereitet durch ihr ehrenamtliches Engagement in ihrem Wohnort Willich hat sich die Frau um die neue Tätigkeit beworben. "Ich bin seit drei Jahren im Arbeitskreis ,Fremde' der Stadt tätig."

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Damit ihre Schützlinge in Via Stenden erstmal zur Ruhe kommen können, möchte Britta Frie das Wohnklima angenehm machen. Und sie versucht, die Abläufe stringent zu gestalten.

Die Arbeitsbelastung nicht nur für sie, sondern für alle Akteure sei gestiegen, sagt die neue Leiterin. Dienst nach Vorschrift reiche nicht aus, auch, weil hoheitliche Aufgaben eben nicht an die auch in Stenden sehr engagierten Ehrenamtler delegiert werden können.

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An dieser Belastung ändert auch die Tatsache nichts, dass der Zustrom zurzeit ein wenig abebbt. 335 Personen leben laut Jansen derzeit in Via Stenden, damit sei die Einrichtung zu zwei Dritteln belegt. "Aber der Prozess ist dynamisch, das kann sich alles schnell wieder ändern."

So ein Job wie in Via Stenden gehe nur, wenn die Familie mitspielt, weiß Britta Frie. Zu Hause in Willich hat sie noch zwei ihrer drei Kinder zu versorgen. Durch Meditation versucht sie, einen Ausgleich zu finden. Doch: Das Handy für die Rufbereitschaft ist immer dabei.

"Vieles ist vorgegeben, entscheidend ist ein konstruktives Miteinander", meint die neue Via-Stenden-Leiterin. Verwaltung, Betreuungsverband und Security arbeiteten Hand in Hand.

Und nach wie vor seien die Zahlen der Helfer und die Spendenbereitschaft in und um Stenden groß, berichtet Claudia Burghans vom DRK. Firmen unterstützen, indem sie beispielsweise Spielgeräte aufbauen. In drei draußen stehenden Containern sortieren die Ehrenamtler vor. "Die Kleiderkammer quillt über, doch manches fehlt", sagt die Frau vom DRK.

So herrsche Mangel an Männerschuhen, an kleinen Größen bei Oberbekleidung und an Winterkleidung.

(RP)
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