Geldern Neustart nach dem "Katastrophenjahr"

Geldern · Ob sie nun darauf hoffen, in Berlin weiter mit zu regieren, oder ihre SPD lieber in der Opposition erneuern wollen: Die Vertreter der Kreis Klever Sozialdemokratie hatten bei ihrem Neujahrsempfang in Kleve viel zu diskutieren.

In diesen Tagen leidet die SPD keinesfalls unter zu wenig Aufmerksamkeit: Seit die Bundesdelegierten bei ihrer Konferenz in Bonn mit knapper Mehrheit dafür stimmten, in Koalitionsverhandlungen mit CDU / CSU zu gehen, scheint eine erneute Regierungsbeteiligung der Sozialdemokratie zum Greifen nah. Wobei selbst die überzeugtesten SPD-Vertreter offen zugeben, dass die Mitgliederbefragung noch eine erhebliche Hürde darstellt. Von diesem Vorbehalt war dann auch die Stimmung beim Neujahrsempfang der Kreis-SPD in der Klever Stadthalle geprägt. Die Parteimitglieder und die Vertreter des öffentlichen Lebens als ihre Gäste hatten genug zu erzählen.

Norbert Killewald, der in Kevelaer lebende Kreisvorsitzende der SPD, wünschte in seiner Eröffnungsrede "unserer SPD im neuen Jahr eine Spur mehr Erfolg als den Mitstreitern". Viele Multiplikatoren aus der Gesellschaft standen auf der Gästeliste und wurden von Killewald namentlich begrüßt, allen voran Kleves parteilose Bürgermeisterin Sonja Northing als Hausherrin. Die Nummer zwei im Protokoll, Barbara Hendricks als SPD-Bundestagsabgeordnete und (noch?) Bundesumweltministerin, bekam viel unterstützenden Applaus. Hubertina Croonenbroek (CDU) als stellvertretende Landrätin, Honorarkonsul Freddy Heinzel, die früheren SPD-Landtagsabgeordneten des Kreises und viele Vertreter von Verbänden und Organisationen wurden willkommen geheißen. CDU-Mann Heinzel sorgt sich übrigens derzeit - vermutlich nicht nur - um die Sozialdemokratie. Im Gespräch mit der Rheinischen Post verwies er auf die Entwicklung im Nachbarland, wo eine "Marginalisierung" der mit der SPD eng verwandten Partij van de Arbeid (PvdA) zu beobachten ist. Gerade mal neun Abgeordnete sind der PvdA gebleiben, seit in Den Haag ein rechtsliberales Bündnis regiert. Heinzel: "Ich werde mit hiesigen SPD-Vertretern darüber diskutieren, ob sie eine ähnliche Entwicklung befürchten."

Norbert Killewald gibt zu, dass das Wahljahr 2017 "ein Katastrophenjahr für die SPD" war. Andererseits ist er jetzt stolz auf seine Partei, weil sie so kultiviert gestritten und neues Selbstbewusstsein erlangt habe. "Die Intensität der Erörterung hat uns eher weitergebracht als geschadet." Der nun eingeleitete Erneuerungsprozess der Sozialdemokratie sei dringend nötig.

Talentierte Kinder der Kreismusikschule lockerten die Veranstaltung mit klassischer Klaviermusik auf, als Festredner des Abends sorgte Bernd Göken von Cap Anamur für Betroffenheit. In seinem Bericht "Leben helfen in Kriegs- und Katastrophengebieten" verwies er sicher nicht zufällig immer wieder auf die Situation von Flüchtlingen aus aller Welt und den humanitären Auftrag, ihnen zu helfen. Spontan ging ein Spendentopf durch die Reihen. Das Schlusswort hatte Jürgen Franken, der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion. Er kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass der Kreis die Erstattung des Landschaftsverbandes für das Jahr 2017 zur weiteren Senkung der Kreisumlage nutze. Große Investitionen seien derzeit möglich: Breitbandausbau, Kreisleitstelle, Berufskolleg. Für Franken besonders schön: SPD-Forderungen wie das Kommunale Integrationszentrum oder eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft sollen umgesetzt werden.

(RP)
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