Wachtendonk Nutria beschädigen Niersböschungen

Wachtendonk · Besonders in Wachtendonk sind die Pelztiere eine Plage. Die Population wächst explosionsartig. Die Jägerschaft erklärt sich für machtlos. Auch dem Niersverband fällt kein schnell wirksames Mittel ein. Nur aufwändige Lösung möglich.

Wachtendonk: Nutria beschädigen Niersböschungen
Foto: Seybert Gerhard

Nach dem Grund für ihren Ärger müssen die Männer am Niersufer nicht lange suchen. "Da ist eine, und was für eine große", rufen sie und zeigen auf den Fluss. Ein rund einen halben Meter langes Pelztier zieht seine Bahnen im Wasser. Eine Nutria. Und kurz darauf noch eine. Am liebsten würden die Männer sie schießen. Doch das ist nicht so einfach.

Von einer Nutriaplage in Wachtendonk spricht Josef Goetzens. Er ist Vorsitzender des Jagdverbands Schlick und versucht bisher vergeblich, eine Lösung für das Problem zu finden. Wie die Tiere mit ihren Bauten die Uferböschungen durchlöchern, zeigt sich unweit der Burgruine. Dort sind Abschnitte mittels Trassierband abgesperrt. "Damit warnt die Gemeinde vor der Gefahr", sagt Goetzens mit Hinweis auf die Verkehrssicherungspflicht.

Mit noch mehr Schäden ist zu rechnen, denn Goetzens, seine Kollegen vom Jagdverband und Pächter registrieren eine Bevölkerungsexplosion bei den Nutria. "Ein Paar bekommt Dutzende Junge im Jahr, und nach drei Monaten sind die Tiere geschlechtsreif", gibt der Jagdverbands-Chef biologische Erkenntnisse weiter. Und Nachstellungen haben die Nutria nicht zu befürchten in dem Niersabschnitt nahe der Burgruine.

Die Gründe sind vielfältig. "Pächter und jeder Jagdgast können in dem Revier, in dem sie berechtigt sind, zwar schießen", schildert Peter Blum vom Jagdverband Schlick die Situation. Es gilt der Runderlass des NRW-Umweltministeriums vom Oktober 2008: "Es bestehen . . . keine Bedenken, wenn Jagdausübungsberechtigte und von ihnen ermächtigte Jagdgäste Bisam und Nutria im Rahmen der befugten Jagdausübung durch Abschuss töten."

Doch ein Hindernis sind die vielen Besucher an diesem Niersabschnitt. Blum berichtet von schimpfenden Passanten, legt man auf die Tiere an. Und drückt man ab, ergänzt Goetzens, könnten, wenn alles unglücklich läuft, Querschläger Spaziergänger und Jogger treffen. Und weder Berufsgenossenschaft noch Jagdhaftpflicht würden dann den Schaden regulieren, sondern der Jäger selbst.

Und die Nutria in Fallen fangen? "Das kann nur jemand hauptberuflich machen", meint Frank Hoffmann vom Jagdverband Schlick. Schließlich müssten die Fallen zweimal am Tag kontrolliert oder durch einen elektronischen Fangmelder überwacht werden. Ein Aufwand, den die Jägerschaft nicht leisten könne. Sie sieht den Niersverband in der Pflicht.

Der bestätigt das Problem. Die Fangprämie für Bisam/Nutria wurde von ihm 2011 von fünf auf sechs Euro angehoben. "Im Jahr 2016 haben wir für 1524 Tiere eine solche Schwanzprämie gezahlt. Im Jahr davor waren es 1487 Tiere", bilanziert Jörg Langner, Fachbereichsleiter Gewässer beim Niersverband. Eine Aufrechnung der Schäden durch diese Tiere gebe es nicht. Zum einen ist eine Definition der Schäden schwierig, zum anderen lasse sich der Übeltäter kaum feststellen.

Eigene Nutriajäger beschäftigt der Niersverband nicht - aus mehreren Gründen. Langner: "Einerseits können die Jäger an der Niers die Tiere schießen, andererseits gibt es Probleme, wenn in den Jagdrevieren ,Fremde' mit Waffe unterwegs wären." Das Jagdrecht habe der jeweilige Jagdpächter. Auch bestehe in der Bevölkerung kaum Verständnis für das Töten der "niedlichen" Tiere. Darüber hinaus sei die Jagd mit der Waffe innerhalb der Siedlungsflächen gar nicht möglich. Hier wäre nur eine Jagd mit Lebendfallen und das anschließende, waidgerechte Töten möglich.

Wo durch Nutria Schäden in der Niersböschung an Verkehrswegen entstehen, versucht der Niersverband, die Schäden zu reparieren. Dies ist laut Langner eine sehr aufwändige Arbeit und kann nicht überall gleichzeitig erfolgen. Statt wie früher durch Steinschüttungen nimmt der Niersverband solche Sicherungsmaßnahmen in Form von Holzfaschinen vor. "Dies ist auch in Wachtendonk angedacht."

Eine Lösung des Problems Nutria ist für den Niersverbandsvertreter nicht in Sicht. Selbst wenn man durch eine Intensivbejagung einen Abschnitt nutriafrei bekäme, würde sehr schnell eine Zuwanderung aus den restlichen Gebieten erfolgen. Eine Option sei die Umgestaltung der Niersböschungen. Dahinter steckt der Ansatz, dass die Tiere in sehr flach ausgeprägten Böschungen keine Möglichkeiten haben, ihre Bauten zu errichten. Langner: "Hierfür ist allerdings links und rechts der Gewässer sehr viel Platz erforderlich. Und selbst, wenn man die Grundstücke alle erwerben könnte, so würde es doch noch viele Jahre dauern, bis solche Maßnahmen auch umgesetzt werden."

(RP)
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