Straelen Phänomenales Finale des Orgelherbstes

Straelen · Giampaolo di Rosa beschloss die Konzert-Trilogie in Straelens Pfarrkirche St. Peter und Paul. In seiner Improvisation baute der Italiener die deutsche Nationalhymne ein. Viel Beifall vom Publikum.

Es gibt viele vorzügliche Organisten, aber dieser Mann wird als Phänomen bezeichnet: Giampaolo di Rosa, Titularorganist der portugiesischen Nationalkirche S. Antonio in Rom, weltweit Organisator von Orgelfestivals, musikalischer Berater, Lehrer und Inspirator, war zu Gast in der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Er beschloss mit seinem Konzert den 17. Internationalen Straelener Orgelherbst.

Mit der "Sonate KV 309" von Wolfgang Amadeus Mozart gab Di Rosa den Zuhörern an der Stockmann-Orgel das Musterbeispiel einer regelgetreuen "Lehrbuch"-Sonatenform, in der der Komponist, an gewissen Grundideen streng festhaltend, trotzdem in der Freizügigkeit seines Schaffens schwelgte. Das fröhliche Motiv der fallenden Quarte und aufsteigenden Sexte ist ein Lieblingsgedanke Mozarts, den der Organist bewusst offen registriert erklingen ließ. Gediegen, verschmitzt könnte man das "Andante un poco adagio" bezeichnen, das Mozart angeblich dem Charakter der Mademoiselle Rose Cannabich gewidmet haben soll. Das abschließende "Rondo" trug Di Rosa als graziösen, hübschen, einfach fließenden Reigen in eigener Bearbeitung vor.

"Grande Sonate Pathétique", so ist Beethovens achte Klaviersonate überschrieben. Der Beiname stammt in diesem Fall vom Komponisten selbst. Unter den 32 Klaviersonaten Beethovens ist die voluminös aufwühlend gespielte "Pathétique" beim Publikum sicherlich eine der beliebtesten. Die Melodie des "Adagio cantabile" dürfte zu den beschwingt versöhnlichen Melodien gehören, die unzählige Male bearbeitet und arrangiert wurden. In der Orgelbearbeitung von Di Rosa war getrübte Idylle mit eingeschränkter Heiterkeit zu hören mit Schwerpunkt auf dem unteren Manual und dem Pedal.

Die "Fuge über den Namen Bach, op. 60 Nr. 6" stammt von Robert Schumann. Mit der sich steigernden Tempodramaturgie in der chromatischen Themenbildung entwickelte Di Rosa eine Polarität zwischen Linie und Klang. Im Schlussteil kristallisierten sich gewaltige Akkordsäulen aus dem Stimmengewebe heraus, um letztlich in einer gewaltigen Tonika zu münden.

Giampaolo di Rosas "Improvisation" begann sphärisch und ließ dann neckisch und zunächst versteckt, dem Feiertag geschuldet, die Nationalhymne Deutschlands erklingen, die sich in einem regelrecht bombastischen Rausch verlor. Es war ein großartiger Interpret in Straelen zu Gast, dem vom Publikum viel Applaus zuteil wurde.

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