Geldern Plötzlich Prinzessin - so ist das wirklich

Geldern · Der Reifrock hat so seinen Wendekreis. Das Glitzerdiadem verheddert sich im Haar. Man muss Reden halten und Konfetti organisieren. RP-Mitarbeiterin Sabrina Geerts (23) ist Karnevalsprinzessin in Haffen: So fühlt sich das an.

Geldern: Plötzlich Prinzessin - so ist das wirklich
Foto: Geerts

Jedes kleine Mädchen träumt davon, einmal Prinzessin zu sein. Tolle Kleider und ganz viel Glitzer. Jedes kleine Mädchen träumt davon? Na ja nicht ganz - ich nämlich eigentlich nicht. Als Kind war ich nie das "rosarote Pferdemädchen". An Karneval habe ich mich nie als Prinzessin verkleidet, eher als Indianerin, Zauberfee oder Punkrocker. Was mich dazu gebracht hat, jetzt in Haffen als Prinzessin zu regieren? Meine Leidenschaft zum Karneval!

Als Funkenmariechen der Prinzengarde begleite ich schon seit Jahren die amtierenden Prinzenpaare in unserem Dorf. Ich mag die Musik, die gute Stimmung und den Witz im Karneval. Ich lasse mir keine Karnevalsparty entgehen. Oft bin ich als freie Mitarbeiterin für die RP auf Karnevalssitzungen unterwegs - diese sind nämlich nicht bei jedem meiner Kollegen so beliebt.

Ausschlaggebend für meine "Bewerbung" als Prinzessin war mein Prinz Andreas. Der kam nicht auf einem weißen Schimmel angeritten, sondern mit einem alten Renault Scenic um die Ecke und fragte mich am Rosenmontag 2014, ob ich nicht auch mal Prinzessin sein möchte. Welches Funkenmariechen sagt da schon nein? Abneigung gegen lange Kleider und Glitzer hin oder her. So eine Gelegenheit bekommt man schließlich nicht alle Tage. Außerdem war unser Karnevalspräsident auch begeistert, dass er sich ausnahmsweise kein neues Prinzenpaar suchen muss. So wurde ich quasi Prinzessin durch Selbsternennung, und mein Leben hat sich seitdem ganz schön verändert.

Prinzessin sein hatte ich mir ehrlich gesagt einfacher vorgestellt. Wenn man schon den Luxus hat, so früh im Voraus mit den Karnevalsplanungen beginnen zu können, hatte ich gedacht, dass die Vorbereitungen ganz entspannt sein werden - von wegen! Schon im August ging es los: Kostümprobe bei 30 Grad im Schatten. Mein erstes Mal im pompösen Kleid mit Reifrock, während eine Schneiderin emsig mit Nadelkissen um mich herumwieselt.

Dann hieß es für mich neu laufen zu lernen. So ein schweres Kleid und ein Reifrock bändigen sich nämlich nicht von allein - plötzlich hat man einen Wendekreis zu berücksichtigen, der sonst nicht so umfangreich war. Ebenso schwierig verhält es sich mit der Frisur und dem Glitzerdiadem - meine Haare, die ich entgegen aller Ratschläge und Ideen offen trage (das mache ich nämlich immer so) und das Krönchen vertragen sich nämlich nicht so gut. Hier rutscht es, da zwickt es - naja, wer schön sein will, muss leiden.

Auch mein Terminkalender sieht plötzlich ganz anders aus. Schon vor Beginn meines Prinzessinnenamtes war dieser durch die Planungen restlos überfüllt, ständig muss irgendetwas organisiert werden: Luftballons und Konfetti kaufen, Fotos machen, für Vereinsveranstaltungen werben, Reden schreiben (das mache ich eigentlich ziemlich gerne) und und und. Jetzt wo die Session beginnt, ist klar, dass es so etwas wie ein freies Wochenende vor Aschermittwoch nicht mehr gibt.

Auch die Leute im Dorf reagieren auf einmal ganz anders auf mich. Was so ein Adelstitel auf Zeit ausmacht! Statt eines "Hallo" oder eines freundlichen Nickens bekomme ich zur Begrüßung jetzt überall ein "Guten Tag Prinzessin" zu hören. Irgendwie ganz witzig. Besonders die verstörten Blicke der Personen, die mit Karneval so gar nichts am Hut haben.

Ich bin gespannt, was in den kommenden Wochen so auf mich zukommt und versuche die Zeit als Prinzessin zu genießen.

(sabr)
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