Gelderland Politiker kritisieren Gelderner Schulplan

Gelderland · Die neue Gesamtschule in Geldern wird vermutlich Kinder abweisen müssen. Eltern, die das fürchten, haben einen Offenen Brief geschrieben. Politiker der Nachbarkommunen reagieren darauf: Sie greifen Geldern und Kerken an.

In Geldern habe "die Verwaltungsspitze rund um Bürgermeister Sven Kaiser versagt", meint der FDP-Fraktionschef in Straelen. Dirk Steiner. Und Straelens CDU-Fraktionsvorsitzende Annemarie Fleuth kritisiert Geldern und Kerken gleichermaßen: "Wir empfinden es als sehr bedauerlich, dass die im Schulentwicklungsplan getroffenen Absprachen ausgehebelt und im Alleingang Fakten geschaffen wurden, die weitreichende Auswirkungen auch auf alle anderen Schulstandorte habe."

Zuvor hatten Eltern wie berichtet in einem Offenen Brief kritisiert, dass die politischen Mehrheiten in Straelen und Wachtendonk gegen die Gründung einer großen Gelderner Gesamtschule mit sechs Eingangsklassen sind. Die Familien fürchten, dass ihre Kinder keinen Platz bekommen, wenn die neue Schule Anwärter abweisen muss.

Und danach sieht es nach wie vor aus. Wenn die Stadt Straelen, aus der eine ganze Reihe Kinder nach Geldern kommen wollen, nicht doch noch zustimmt, dann sind keine sechs Klassen im Jahrgang möglich. Das ist nach aktuellem Stand die Haltung der Bezirksregierung.

Auf den Offenen Brief der Eltern haben unterdessen nur wenige Politiker der Nachbarkommunen reagiert. Sie äußern zwar Verständnis für die schwierige Lage der Familien. Aber sie sehen die Schuld bei Geldern und Kerken: Die hätten sich einseitig und ohne Absprache von der gemeinsam beschlossenen Schulentwicklungsplanung verabschiedet.

So Ludwig Ramacher, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 / Die Grünen in Wachtendonk: "Warum jetzt gerade Wachtendonk auf eine weiterführende Schule verzichten soll, weil Kerken und Geldern sich nicht an Absprachen halten, müsste erst mal jemand logisch erklären." Er persönlich hätte den Gelderner Plänen zwar zugestimmt, aus Rücksicht auf den Elternwillen, betont er. "Das bedeutet aber nicht, dass ich die unabgesprochenen Entscheidungen von Kerken und Geldern gutheiße, ich finde das im Gegenteil eine ziemliche Unverschämtheit, was da gemacht wurde."

Aus Straelen haben sich die CDU, die FDP und die Freien Wähler zu Wort gemeldet. "Wir sind dem Schulstandort Straelen und den vielen Kindern und Jugendlichen, die unsere Schulen besuchen, zu allererst verpflichtet und treffen aus dieser Verpflichtung heraus unsere Entscheidungen", legt Annemarie Fleuth von der CDU dar. Die CDU wolle die Fortschreibung des gemeinsamen Schulentwicklungsplanes "mit dem Ziel, ein für alle Kinder und Jugendlichen ausgewogenes Schulangebot zu erhalten". Auch Dirk Steiner von der FDP betont: "Es gibt auch eine Verantwortung gegenüber den vielen Schülerinnen und Schülern hier in Straelen."

Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser lässt die Kritik nicht auf seiner Stadt sitzen. "Kerken hat relativ früh erkannt, und wir haben jetzt erkannt, dass die Sekundarschule eine Schulform ist, die von den Eltern nicht akzeptiert wird", sagt er. "Man kann uns jetzt nicht den Elternwillen vorwerfen." Schon gar nicht könne man daraus ableiten, dass Geldern gegen Straelen oder Wachtendonk arbeite.

Zuspruch bekam die kleine Elterninitiative, die hinter dem Offenen Brief steht, von den Freien Wählern und Straelen und von den Bürgermeistern von Kerken und Rheurdt. Beide Gemeinden hatten der Sechszügigkeit in Geldern zugestimmt. Die Sprecherin der Eltern, Katrin Schmidt, rückt die Not und den Ärger der Unterzeichnerinnen des Briefes in den Blick, deren Familien in der Luft hängen. "Wir sind uns einig, dass wir unsere Kinder auf keinen Fall in Straelen anmelden wollen", sagt sie. "Es hat Gründe, weswegen wir uns gegen diese Schule entschieden haben."

(RP)
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