Geldern Polizei durchsucht Gefängnis-Druckerei

Geldern · Auf der Suche nach Handys und Drogen: Nach dem Brief eines Häftlings ans Ministerium werden die Beamten inklusive Spürhund tätig. Doch sie finden nichts. Dabei haben die Angestellten in diesem Jahr schon 100 Smartphones einkassiert.

Der Trupp kam wie aus heiterem Himmel. Circa ein halbes Dutzend Polizisten plus Drogenspürhund standen vor wenigen Tagen vor den Toren der JVA in Pont. Ihr Auftrag: die Druckerei des Gefängnisses, die von Broschüren über Plakate bis zu Visitenkarten so ziemlich alles herstellt, zu durchsuchen. "Es soll Hinweise gegeben haben, wonach über die Anlieferungen für die Druckerei Drogen und Handys reingebracht werden", erklärt Karl Schwers gegenüber der RP. Der Leiter der JVA geht offen und ehrlich mit der Aktion um. Denn er weiß: Der Schmuggel von Handys und Drogen ist in deutschen Gefängnissen alles andere als eine absolute Seltenheit.

Grund für die Maßnahme war das Schreiben eines Häftlings, der sich gegenüber dem zuständigen Ministerium darüber beschwert hatte, was angeblich alles unter der Hand in den Zellengängen am Möhlendyck zu haben sein soll. Und die Leitung der JVA kriege nichts mit, soll dort sinngemäß laut Schwers weiter gestanden haben. "Ganz ehrlich: Wir haben doch überhaupt nichts gegen solche Durchsuchungen. Es ist doch vor allem in unserem Sinne, dass diese verbotenen Dinge aus dem Verkehr gezogen werden", so der Leiter weiter.

Denn ausschließen kann Schwers natürlich nicht, dass eingeschmuggelte Handys für die Vorbereitung von Straftaten genutzt werden - ob innerhalb der Gefängnismauern oder außerhalb. Auch wenn der Beamte davon ausgeht, dass die Smartphones hauptsächlich der eigenen Kommunikation dienen. Beispielsweise mit dem Partner oder Angehörigen. Verboten sind sie aber trotzdem. Kein Wunder, dass die Justizbeamten immer wieder fündig werden. "Wir haben in diesem Jahr schon 100 Handys einkassiert", erklärt Schwers. Wie beliebt die Geräte sind, zeigt die Tatsache, dass in der Vergangenheit ein Mitarbeiter der JVA unter dem Verdacht stand, mit Handys zu handeln. Ein Verdacht, der nicht bestätigt werden konnte, wie Schwers rückblickend zu Protokoll gibt.

Zu solchen Durchsuchungen komme es in den 36 NRW-Zuchthäusern, in denen 8000 Bedienstete 15.500 Gefangene betreuen, immer wieder mal, erklärt Detlef Feige. Der Pressesprecher des Justizministeriums weiß allerdings auch, dass das Gelderner Gefängnis keineswegs auffällig ist, was Durchsuchungen oder ähnliches angeht. "Doch aufgrund der Größe der Druckerei ergeben sich wohl auch viele Möglichkeiten, Dinge zu verstecken", so Feige weiter. Auch die 100 aufgespürten Smartphones wundern ihn nicht: Das sei für eine Größenordnung wie Pont normal. Zumal die Beamten vor Ort längst über Handyfinder verfügten, die jedes Gerät orten können, sobald es in Betrieb ist. Und auch die Spürhunde seien ein wirksames Mittel im Kampf gegen Drogen. Feige: "Wenn Gefangene die Pfoten der Tiere auf dem Gang hören, geht erstaunlich oft die WC-Spülung."

Und die Drogen verschwinden auf Nimmerwiedersehen.

(RP)
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