Stadtwerke Geldern Präsentieren Verschwundene Orte (6) Ponts alte Wassermühle an der Niers

Geldern · Auf dem Gelände von Getränke Niehues, an einem Niersarm, lag die Mühle, die zu Haus Ingenray gehörte. Erstmals erwähnt wird sie 1449. Um 1930 geht die neue, mit Strom betriebene Mühle in Betrieb. Heute ist dort Firma Dröppelmann.

 "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach", der Bach ist die Niers bei Pont. Dort stand diese Wassermühle.

"Es klappert die Mühle am rauschenden Bach", der Bach ist die Niers bei Pont. Dort stand diese Wassermühle.

Foto: Kreisarchiv

Pont Volle Karren mit Korn, dicke Pferde davor gespannt, dieses Bild hat Sylvia Müller im Kopf, wenn sie an die Ponter Mühle denkt. Ihr Mann, Willi Müller, ist der Enkel von Wilhelm Hendricks, dem Müller der Ponter Mühle.

Die Szene, die Sylvia Müller beschreibt, die hat sich allerdings schon an der "neuen" Mühle abgespielt. Heute ist dort die Wirkungsstätte der Familie Dröppelmann. Korn wird dort schon lange nicht mehr gemahlen. Wer noch tiefer in die Vergangenheit des Ponter Mühlenwesens abtaucht, der trifft auf ie alte Ponter Mühle. Die stand auf dem Gelände des Getränkehandels Niehues. Kein Wunder also, dass die Straße den Namen "Möhlendyck trägt. Jahrhundertelang prägte die alte Wassermühle das Landschaftsbild und war eine wichtige Einnahmequelle. Damit die Wassermühle funktionierte, wurde ein Niersarm umgelegt. Das war lange vor der Begradigung der Niers.

 Wilhelm und Emilie Hendricks, "de Ponter Baas und de Baasenn", mit ihrem Schäferhund. Das plattdeutsche Wort "Baas" steht für Müller.

Wilhelm und Emilie Hendricks, "de Ponter Baas und de Baasenn", mit ihrem Schäferhund. Das plattdeutsche Wort "Baas" steht für Müller.

Foto: Pont - Bilder unseres Dorfes

Willi Müller, der Enkel des alten Müllers, schlägt ein kleines, schwarzes Buch auf. "Die Mühle gehörte früher Haus Ingenray", beginnt er seine Erzählung. In dem Buch sind die Eintragungen der Pacht, die der Müller an die Freifrau von Francken zahlen musste. Die letzte Eintragung ist vom 8. März 1930. "Ich nehme an, dann war die neue Mühle fertig, und die Familie ist umgezogen", sagt Müller.

Die Geschichte der alten Mühle am Niersarm beginnt schon sehr früh. Hans Vogt erwähnt in seinem Buch "Niederrheinischer Wassermühlenführer" eine erste Nennung der Mühle in einer Urkunde im Jahr 1449. Der Ponter Goswin Linder entdeckt im Buch "Fragmente einer Geschichte Straelens" von Bernhard Keuck die Aufzeichnungen von Leopold Hendricks, der um 1505 von einem Recht der Arcener spricht ihre Kühe "bei Melsem unter Pont in der Niers" tränken zu lassen. Melsem ist der Name eines Hofes. "Melsuyten onder dat Molenradt" legt nahe, dass es sich um das Mühlenrad der Ponter Mühle handelte. Goswin Linder wirft einen Blick in weitere Bücher.

1886 gibt es einen großen "Neuaufbau" der Ponter Mühle unter Julius Reichs-Freiherr von Francken-Ingenray. Im Buch "Haus Ingenray" von Marinus Flokstra, Johan Belanje und Hans Stratmans findet sich eine detaillierte Liste derjenigen, die an dem Bau mitgewirkt haben und was gebraucht wurde. Handwerker aus Geldern, Straelen und Krefeld waren unter anderem beteiligt, aber auch die Gebrüder Klinge zu Dresden in Sachsen. Interessant, und sicher auch gerecht ist, dass Müller Peter Hendricks quartalsmäßig für die Zeit der Stilllegung der Mühle während des Baus Geld gutgeschrieben bekommt.

Im Jahr 1788 bringt die Verpachtung der Mühle dem Haus Ingenray übrigens 800 Taler ein. Zum Vergleich: ein mageres Schwein von zehn Wochen erzielte zehn Taler, das gesamte jährliche Schlagholz (nach Abzug der Hälfte für Schlagen, Binden und Beifahren) 95 Taler.

Um 1930 ist dann der große Umbruch. Die Pachtzahlung für die alte Mühle endet, weil es eine neue gibt. Und die ist eine Art Revolution. Betrieben wurde die Mühle nicht mehr mit Wasser, sondern Strom. "Es ist eine der ersten industriell genutzten Mühlen", sagt Barbara Dröppelmann, die heute auf dem Mühlenanwesen lebt und arbeitet.

Willi Müller kann sich noch gut erinnern, wie das damals war, als sein Opa Wilhelm Hendricks die Mühle führte. "Der Stromkasten war ein Riesenteil." Auf dem Grundstück standen außerdem riesige Hallen, in denen Korn gelagert wurde. Die Vögel flogen dort rein und fraßen sich satt. "Beinahe über Nacht war alles vorbei. Die Pferde verschwanden, dafür kamen die Traktoren.

Die ruhige Zeit, die war da zu Ende. Die Autos kamen und es wurde immer hektischer", beschreibt Sylvia Müller das Ende der Mühlenära in Pont. Die Niers wurde begradigt und floss nicht mehr an der alten Mühle vorbei. Das Gelände wurde landwirtschaftlich genutzt. Hermann Niehues errichtete dort 1954 eine Champignonzucht, der Sohn Josef Niehues einen Getränkehandel. Um 1960 verschwand das alte Mühlengebäude. Die neue Mühle wurde unter Friedrich Dröppelmann Handel für Spezialmaschinen für Gartenbau, Forst und Galabau. Geblieben ist rund um das Gebiet der Name: Möhlendyck.

(RP)
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