Straelen Privatleute geben Syrern Asyl

Straelen · Der Bürgerkrieg in Syrien bringt die Kapazitäten der Stadt Straelen an die Grenzen. Sie ist auf die Hilfe von Privatleuten angewiesen, um Asylsuchende unterzubringen.

 Rastom Osman (l.) und seine Frau Sarag Khadica aus Aleppo sind Hans van Megen dankbar, dass sie in seinem Haus wohnen dürfen.

Rastom Osman (l.) und seine Frau Sarag Khadica aus Aleppo sind Hans van Megen dankbar, dass sie in seinem Haus wohnen dürfen.

Foto: Gerhard Seybert

Dem Grauen des syrischen Bürgerkriegs in ihrer Heimatstadt Aleppo sind sie entkommen. Über Italien schafften sie es auf dem Landweg bis nach Deutschland. Jetzt leben Rastom Osman, seine Frau Sarag Khadica und ihre vier Kinder in einer Wohnung in Vossum. Und sind dankbar. "Wir fühlen uns wohl. Es ist schön hier", sagt die junge Frau mit einem Blick auf Hans van Megen. Er hat das Haus für diese und eine weitere Familie zur Verfügung gestellt.

Dankbar ist auch Ordnungsamtsleiter Rolf Stöcker. Denn ohne die Hilfe von Bürgern wie van Megen könnte die Stadt der Flüchtlingsproblematik nicht Herr werden. Nicht zuletzt der Bürgerkrieg in Syrien führt dazu, dass die kommunalen Kapazitäten für die Unterbringung Asylsuchender erschöpft sind. "Nach Angaben des Bundesamtes für Migration ist die Zahl der Anträge 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 61 Prozent gestiegen", berichtet Stöcker. Tendenz steigend. Die Stadt will vor dem Hintergrund der auch auf sie zukommenden höheren Anforderungen lieber agieren statt reagieren. Doch ohne die Unterstützung von Privatleuten geht es nicht.

Das im vergangenen Jahr vom Ausschuss für Bürgerdienste beschlossene Unterbringungskonzept lässt sich laut Dezernent Christian Hinkelmann nicht zuletzt wegen der Haushaltslage nicht umsetzen. Weil die Stadt 4,1 Millionen Euro als "Kommunal-Soli" zahlen muss, entfällt vorerst der Rathausanbau, in dem Verwaltungsangehörige untergebracht werden sollten. Die müssen weiter die Büros im Haus Soatspad 1 nutzen, die eigentlich für die Unterbringung Asylsuchender vorgesehen waren. Eine Dienstwohnung im Haus Ostwall 35 wird laut Stöcker gerade umgebaut. "Dann holen wir die letzte Familie aus Dammerbruch", sagt der Ordnungsamtsleiter. Denn gerade Familien sollen in der Innenstadt unterkommen, damit die Kinder kurze Wege zur Schule und in den Kindergarten haben. Unterkünfte im Außenbereich, wie die am ehemaligen Grenzübergang, sollen Einzelpersonen (Stöcker: "Männer-WGs") vorbehalten sein.

Zwei eingeschossige Asylhäuser für jeweils zehn Personen entstehen am Sanger Weg und an der Riether Straße. Hinkelmann geht davon aus, dass der Ausschuss für Bürgerdienste in seiner Sitzung am Dienstag, 28. Januar, die Pläne dafür billigt und den Grundsatzbeschluss fasst. Der Baubeginn wird voraussichtlich im Frühjahr sein. Um den gegenwärtigen Bedarf abzudecken, kommen die Gebäude zu spät. Zu den derzeit 72 Asylsuchenden kommt laut Stöcker am heutigen Montag eine Familie aus Albanien hinzu.

Eine weitere syrische Familie wohnt an der de-Cabanes-Straße. Auch von dort ist der Weg in den Kindergarten nicht weit. Zusätzlichen Sprachförderung erhalten rund 15 Kinder aus allen Asylunterkünften an der Katharinen-Grundschule. Hinkelmann: "Das erfolgt unbürokratisch außerhalb des regulären Unterrichts durch einen Sozialpädagogen."

Nicht nur mit dem Unterbringen begnügen — diese Forderung erheben die Kommunalpolitiker. So geht es zum Beispiel aus Sicht der Freien Wähler auch darum, den Asylsuchenden Angebote zu unterbreiten, die sie zumindest für den Zeitraum ihres Aufenthaltes in die Lage versetzt, sich in unsere Gemeinschaft zu integrieren. Deshalb fordern sie eine bessere Vernetzung der Ansprechpartner aus Verwaltung, Schule und Vereinen und begleitende Maßnahmen sowohl für die Asylsuchenden als auch für die Nachbarn. Sie sollten durch die Stadt koordiniert werden, wobei die Sportvereine, die Kirchengemeinden, aber auch die Schulen und das Haus der Familie einbezogen werden müssten.

Drei Jahre wird die sechsköpfige Familie aus Aleppo mindestens bleiben, weiß Ordnungsamtsleiter Stöcker. Und dann? "Für uns als Kurden ist in Syrien kein richtiger Platz", sagt Osman.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort