Bluttat in Issum Psychologin: "Wut sollte sich nicht lange aufstauen"

Issum · Zwei Tage nach der Bluttat in Issum schwebt die 59-jährige Frau aus Bönninghardt noch immer in Lebensgefahr. Ihr Zustand sei jedoch stabil, erklärte Polizeisprecher Acor Kniely unserer Redaktion am Mittwoch auf Nachfrage. Die mutmaßliche Täterin (49) sitzt in Untersuchungshaft und schweigt weiterhin.

 In Handschellen wird die Verdächtige abgeführt.

In Handschellen wird die Verdächtige abgeführt.

Foto: Stoffel

Die Psychologin Swantje Klara Janssen, die für den Landschaftsverband Rheinland (LVR) in der Fürstenberg-Klinik arbeitet, geht davon aus, dass sich vor einer solchen Tat schon lange Wut aufgebaut haben muss. Staut sich davon genug auf, kann es auch zu einem emotionalen Ausbruch kommen. "In gewissem Maße wird jeder Mal in die Situation kommen, die Kontrolle zu verlieren". Doch gelingt es den Menschen im Allgemeinen, das dann auch rechtzeitig wieder zu stoppen.

Grundsätzlich rät die Psychologin dazu, der Wut erst gar nicht die Chance zu geben, sich aufzustauen. "Man sollte über das Problem sprechen und die Gefühle äußern, vielleicht auch mit der Hilfe eines Mediators", rät sie. Kurzfristig helfe es auch, aus der Situation herauszugehen und sich anders abzureagieren. "Da kann Sport helfen, wenngleich ich von Kampfsportarten abraten würde, bei denen die Wut noch weiter steigen könnte", erklärt die Psychologin.

Wer die Sorge hat, selbst von der Wut übermannt zu werden, könne sich zunächst Freunden oder Bekannten anvertrauen, rät Swantje Klara Janssen. Zudem würden viele Kurse mit Entspannungstechniken wie etwa autogenem Training angeboten. "Natürlich kann man auch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen", betont die Expertin vom LVR. Wie das Opfer mit der Situation zurecht komme, hängt nach ihrer Aussage von vielen unterschiedlichen und sehr individuellen Faktoren ab. Dass jemand, der einen solchen Angriff wie die 59-Jährige ihn erlebt hat, grundsätzlich traumatisiert sei, das könne man nicht pauschal feststellen. "Jeder Mensch hat ganz eigene Methoden und Fähigkeiten, mit solchen Erlebnissen umzugehen", erklärt die Psychologin und verweist auf das Duisburger Loveparade-Unglück: "Nicht jeder, der damals vor Ort war, ist dadurch traumatisiert worden."

Die 59-Jährige aus Bönninghardt war am Montag von ihrer zehn Jahre jüngeren Nachbarin zwei Mal mit einem Jeep überrollt und anschließend mit einem Messer am Hals verletzt worden.

Dem Streit müssen schon jahrelange Auseinandersetzungen vorausgegangen sein, die mit den aneinander angrenzenden Grundstücken der Nachbarn in Zusammenhang stehen sollen.

(RP)
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