Geldern Raketenstart auf dem Sportplatz am Lise

Geldern · Physiklehrer Michael Berghoff hat einen explosiven Wettbewerb ausgerufen: Die Schüler durften Wasserraketen basteln. Gestern wurden die Geschosse geprüft. Einen Sieger gab es auch.

 Der Blick auf einige Prototypen der selbst gebastelten Raketen. Nicht immer war die Optik entscheidend für Weite und Haltbarkeit der Geschosse.

Der Blick auf einige Prototypen der selbst gebastelten Raketen. Nicht immer war die Optik entscheidend für Weite und Haltbarkeit der Geschosse.

Foto: Seybert Gerhard

Langsam steigen Luftblasen in die Flasche, es werden immer mehr. Kurz darauf tritt Physiklehrer Michael Berghoff einen Schritt zurück, ruft: "Vorsicht jetzt!" Er zieht an einer weißen Schnur. Mit Karacho fliegen zwei zu Raketen umgebaute Plastikflaschen durch die Luft, Wasser spritzt zu allen Seiten, das Publikum begleitet das Geschehen mit "Oh!" und Applaus.

 Die Schüler und Physiklehrer Michael Berghoff sind hier kurz nach der "Zündung" der Raketen zu sehen.

Die Schüler und Physiklehrer Michael Berghoff sind hier kurz nach der "Zündung" der Raketen zu sehen.

Foto: Gerhard Seybert

Auf dem Sportplatz am Lise-Meitner-Gymnasium herrscht Volksfeststimmung. Schülerinnen singen Weihnachtslieder, einige ältere Schüler lassen sich zu einer La-Ola-Welle hinreißen, als die Rakete von Simon Patberg weit nach oben Richtung Himmel schießt und deutlich hinter der Absperrung wieder landet. "Ich muss nochmal?", will er von Berghoff wissen. "Natürlich, du musst ins Finale", lautet die Antwort des Physiklehrers.

Der hatte den Raketenwettbewerb ausgelobt. Schüler konnten eine Wasserrakete aus einer handelsüblichen Plastikflasche mit einem Maximalfassungsvermögen von 1,5 Litern entwerfen und dürfen sie nun auf ihre Flugtauglichkeit testen. Acht Starter nehmen teil. Neben dem späteren Gewinner Simon Patberg und dem Physiklehrer sind dabei: das Team Belana Heselmann und Leonie van Rickelen aus der 9d, Pascal Ortscheid und Niklas Vousten aus der 11, Robin Rädisch, Team Marvin Agristean und Tim Ronneburg und Team Leander Waerder und Jan Pennings aus der 12.

Dass die mit Wasser und Luft gefüllte Wasserflasche fliegt, liege an der Impulsveränderung, erklärt Berghoff. In die teils mit Wasser gefüllte Flasche wird Luft unter Druck gepumpt, im Finale sind das über fünf Bar. Durch den Zug an der weißen Schnur öffnet sich ein Ventil, aus der kleinen Öffnung strömen Luft und Wasser, und die Flasche schießt davon, im besten Fall Richtung Himmel. Höhen bis zu 60 Meter könnten erreicht werden, erzählt der Physiklehrer begeistert. "Letztendlich ist es ein Spiel", sagt er über den Wettbewerb. "Physiker sind ja ein bisschen verspielt." Oder anders ausgedrückt: Es ist angewandte Physik, zum Bestaunen, Austesten und Beklatschen.

Dreh- und Angelpunkt ist die Menge an Wasser, die in die Flasche gefüllt wird. "Dazu gibt es eine sehr komplizierte Formel", sagt der Physiklehrer. Aber man kann es auch einfach ausprobieren. "Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Wasser du da reinkippst?", will ein Zuschauer von Simon wissen. Der hat ganz andere Sorgen. Beim ersten Start hat seine Rakete einen Flügel verloren. Simon schaut sich einen der drei verbleibenden an. "Der ist auch bald weg", meint er seufzend. Konkurrent und Mitschüler Robin geht derweil auf Fehlersuche, warum seine Rakete keine gerade, sondern eine krumme Flugbahn genommen hat. Gewinner des Wettbewerbs wird, wessen Rakete am längsten in der Luft bleibt.

Einige Schüler hatten dazu einen Fallschirm an ihre Raketen konstruiert. "Richtig schön, oder?", will Marvin wissen. "Du hast einfach nur 'ne durchsichtige Mülltüte genommen", bemerkt jemand aus der Zuschauerschaft. "Ja, wegen der Transparenz", kontert Marvin lachend.

Für einen Treppchenplatz unter den ersten beiden Plätzen reicht es trotzdem nicht. "Berghoff gegen Patberg", kündigt Marvin schlussendlich das Finale an, das allerdings nicht mehr allzu viele Zuschauer mitverfolgen. Eine Vierergruppe Mädchen verabschiedet sich aufgrund der Kälte, viele folgen. Am Ende bleiben viele leere Wasserflaschen, eine sehr kreative Raketenrampe aus Holz und Schüler, die um eine Erfahrung reicher sind. Wasserflaschen können fliegen, man muss nur wissen wie und in Physik aufgepasst haben.

(RP)
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