Geldern Rote Zahlen nach der Trennung

Geldern · Immer mehr Menschen können ihre Ausgaben nicht mehr decken. Eine junge Frau aus Geldern erzählt, wie sie mit Hilfe der Schuldnerberatung der Caritas einen Ausweg aus der Schuldenfalle gefunden hat.

 Über leere Taschen klagen die Kommunen seit geraumer Zeit.

Über leere Taschen klagen die Kommunen seit geraumer Zeit.

Foto: ddp, ddp

Mit dem Ende der Liebe kamen für Marion Kosig (Name geändert, d. Red.) aus Geldern die roten Zahlen. Nachdem sie sich von ihrem Partner getrennt hatte, wollte sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Gesetzlich stünde der Hartz-IV-Empfängerin mit ihrer sechsjährigen Tochter und ihrem vier Monate alten Sohn eine 75 Quadratmeter große Wohnung zu.

"Die findet man in Geldern aber nicht", sagt Kosig. Also suchte sie für sich und ihre Kinder eine größere Wohnung — für die sie natürlich auch anteilig zahlen musste. Weil sie nicht rechtzeitig gekündigt hatte, musste sie für ihre alte Wohnung auch noch Miete zahlen. Hinzu kam der teure Umzug. Dann stellten noch ein Telefon- und ein Internetanbieter Forderungen.

Plötzlich wusste Marion Kosig nicht mehr, wie sie alle Rückstände begleichen sollte. Die 26-Jährige war überschuldet.

Überblick verschafft

"Ich fühlte mich überfordert", berichtet die junge Frau. "Man weiß einfach nicht, an wen man sich in so einer Situation wenden kann." Dann bekam sie den Tipp, doch mal zur Schuldnerberatung der Caritas zu gehen. Beraterin Birgit Strauss verschaffte sich einen Überblick über die finanziellen Verhältnisse von Marion Kosig.

Die beiden erstellten gemeinsam eine Auflistung der monatlichen Ein- und Ausgaben. "Die Liste der Kosten ist meist länger als die der Einnahmen: Miete, Energie, Versicherungen, Telefon, Ernährung, Kleidung. Entscheidend ist die Frage, wo man sparen kann", sagt Strauss.

Relativ schnell verbuchten die beiden erste Erfolge: Der Internetanbieter nahm von seiner Forderung Abstand. Andere Rechnungen konnten gestundet werden. "Manchmal gibt es auch eine Stiftung, die den Schuldner unterstützt", sagt Birgit Strauss. Andere Wünsche wie der nach einer festen Arbeit haben sich für die 26-Jährige hingegen noch nicht erfüllt. "Ich würde gerne arbeiten, aber ich finde einfach keine Tagesmutter", sagt Kosig. Nun engagiert sich die Familienbeihilfe für die Geldernerin bei der Suche.

Ein Patentrezept, wie man sich vor der Überschuldung retten kann, hat die Schuldnerberaterin auch nicht. "Das kann ganz schnell gehen, da reicht eine unerwartete Rechnung. Als Hartz-IV-Empfänger hat man eben kein finanzielles Polster", sagt Strauss. Entscheidend sei, möglichst schnell professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Kein Geld für die Eintrittskarte

Auch, wenn sich für Marion Kosig inzwischen vieles zum Guten gewendet hat, bleiben Schwierigkeiten. Im Sommer beispielsweise, wenn die anderen Kinder ins Freibad gehen, müsse ihre Tochter zu Hause bleiben, weil Kosig die Eintrittskarte nicht bezahlen kann. Dennoch hat die junge Frau mit Hilfe der Schuldnerberatung wieder Hoffnung auf ein bessere Leben gefasst.

(RP)
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