Wegekreuze und Heiligenhäuschen (37) Ruhe bei Rotdorn und Rhododendren

Geldern · Das Hameskreuz ist Teil der Geschichte der Bauernschaft Langdorf-Rosental in Wankum. Werner Druyen hat die Chronik aufgeschrieben. Heinz Wilhelm Smits stammt aus der Stifterfamilie.

 Werner Druyen, Maria Smits und Heinz Wilhelm Smits hängen sehr an dem Wahrzeichen an ihrer Straße.

Werner Druyen, Maria Smits und Heinz Wilhelm Smits hängen sehr an dem Wahrzeichen an ihrer Straße.

Foto: seybert

Wankum Es gibt kaum eine schönere Zeit als rund um Fronleichnam, um dem Hameskreuz in Wankum einen Besuch abzustatten. Der Rotdorn blüht, die Rhododendrensträucher auch, und der Wind weht leise durch das Blätterdach.

In den Kindertagen von Werner Druyen, Heinz Wilhelm und Maria Smits wurden noch Margeriten, Kornblumen, Klatschmohn, Farn und Ähren gesammelt, um einen Blumenteppich zu Fronleichnam zu legen. Heinz Wilhelms Onkel, Wilhelm Smits, war maßgeblich daran beteiligt, dass das Kreuz aufgestellt wurde. Benannt ist es nach dem Hameshof, Wohnstätte der Familie Smits. Das Kreuz wurde zu einem wichtigen Anlaufpunkt. Bei den Fronleichnamsprozessionen waren mehr als 100 Menschen auf den Beinen. Schlusspunkt war die Pfarrkirche, Zwischenstationen das Hames- und Paschkreuz im Langdorf.

Heutzutage steht an Fronleichnam kein kleiner Altar am Hameskreuz. Auch die Prozession von der Bauernschaft Langdorf-Rosental gibt es nicht mehr, seitdem der Autoverkehr zugenommen hat. Dennoch ist das sich bis zu den Baumkronen reckende Kreuz mit dem Corpus Christi eine Stätte der Besinnung und stillen Einkehr geblieben.

Damit die Geschichte um das Hameskreuz erhalten bleibt, hat Werner Druyen sie aufgeschrieben. Er wohnt nur wenige Meter vom Wegekreuz entfernt. Was er weiß, hat er schriftlich festgehalten. Nämlich, dass die Geschwister Matthias, Wilhelm und Anna Smits das Kreuz gestiftet haben. Das war im Jahr 1933. Auf einem der Balken des Kreuzes steht die Jahreszahl. "1933 war der sogenannte Anfang einer schlechten Zeit", sagt Druyen über das für Deutschland so schicksalsträchtige Jahr der Machtergreifung Hitlers. Ob Angst vor der Zukunft oder andere Gründe beim Aufstellen des Kreuzes mitgespielt haben, das lässt sich nicht mehr herausfinden. "Von der Generation, die das Kreuz aufgestellt hat, lebt keiner mehr", sagt Druyen. "Und über die Gründe sprach man früher nicht", ergänzt Maria Smits. Sicher ist, dass Pastor Leo van Elsberg das Kreuz geweiht hat. Elsberg war vom 11. November 1918 bis 4. Dezember 1942 Pastor in Wankum.

Das Kreuz und die Stätte sorgten in der Bauernschaft schon für manche Überraschung. Heinz Wilhelm Smits erinnert sich an einen Besucher in seiner heimischen Küche, der verstört war. Der Grund: Das Kreuz war umgekippt. "Der Herrgott liegt auf seinem Gesicht", verkündete der Besucher und vermutete dahinter ein Zeichen des Himmels. Damit das Kreuz fest steht, sind an beiden Seiten Stahlträger eingelassen.

Einen ordentlichen Schrecken erlebten die Bewohner, als ihr geliebter Rotdorn gefällt wurde. Eine Fachfrau hatte festgestellt, dass der Baum weg müsse. Die Lindenbäume als Entschädigung lehnte die Nachbarschaft ab. Stattdessen blühen wieder zwei schöne Rotdorne im vorderen Bereich der Stätte. Einschneidend war auch der Sommer 1978, der mit einer Dürre dafür sorgte, dass die alten Buchen verdorrten und weichen mussten. Mittlerweile haben sich Birken, Farn und Rhododendren einen Platz erkämpft.

Die Stätte wird gerne von Fahrradfahrern als Ruheplatz genutzt. Die Vereinigte Bruderschaft St. Johannes und St. Martini Wankum organisiert die Maiandacht dort. Damit alles gepflegt aussieht, gibt es eine Nachbarschaftskasse und Menschen, die Blumen gießen und nach dem Rechten sehen. Auf der Wunschliste oben steht noch ein Papierkorb, passend zur Bank.

(bimo)
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