Geldern "Runder Tisch" für Schulfrieden

Geldern · Interview Walter Seefluth, Kreisvorsitzender der Gewerkschaft GEW, will Ruhe in die Schuldebatte bringen. Eine neue Schule würde er in den Räumen der Realschule an der Fleuth und der Anne-Frank-Schule einrichten.

 Mehr als 200 Schüler aus Geldern nutzten die jüngste Ratssitzung dazu, durch ihre Anwesenheit im Sitzungssaal für den Erhalt ihres Gymnasiums zu werben.

Mehr als 200 Schüler aus Geldern nutzten die jüngste Ratssitzung dazu, durch ihre Anwesenheit im Sitzungssaal für den Erhalt ihres Gymnasiums zu werben.

Foto: gerhard seybert

Die Schuldebatte hat in Geldern hohe Wellen geschlagen. Die würde Walter Seefluth, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW, gerne glätten. Im Gespräch mit RP-Redakteur Christian Breuer wirbt er für einen Dialog.

Nach der Ratssitzung mit mehr als 200 Schülern haben Sie für die GEW einen offenen Brief an das Lise-Meitner-Gymnasium geschickt. Darin klingt der Vorwurf an, dass die Schüler vorher falsch informiert wurden.

Walter Seefluth Ich habe die Befürchtung, dass es da aufgrund verschiedener Fehlinformationen zu einer Überreaktion gekommen ist. Herr Fischer (Fraktionsvorsitzender der Grünen, Anm. d. Redaktion) hatte einen Vorwurf erhoben: Die Schüler seien nur da, weil ihnen gesagt worden sei, dass sie nach einer Elternbefragung kein Abitur mehr an ihrer Schule machen könnten. Wenn das stimmt, sind die Jugendlichen falsch informiert worden.

In der Sitzung wurde die Elternbefragung abgelehnt. Können Sie das verstehen?

Seefluth Das Ergebnis einer Elternbefragung scheinen viele schon zu kennen und überzeugt zu sein, dass eine Gesamt- oder Sekundarschule gewollt wird. Diese Klarheit sehe ich nicht, und ich halte daher die Ablehnung der Befragung für einen Fehler. Denn wenn sich die Eltern mehrheitlich für eine Fortführung des bisherigen Systems ausgesprochen hätten, dann hätte sich nichts geändert. Und dem hätte sich die GEW gebeugt.

Müsste vor einer Befragung aber nicht eine umfassende Information der Eltern stehen, auch bezüglich der Kosten und möglicher Schulschließungen oder -verlegungen, die ihre Entscheidung mitbringt?

Seefluth Wir von der GEW haben immer eine vorherige Informationsveranstaltung und einen Runden Tisch gefordert. Man muss festlegen, welche Ziele man hat und sich im Klaren sein und auch sagen, welche Konsequenzen eine Entscheidung mit sich bringt. Ich hoffe, dass solche Gespräche jetzt stattfinden können. Wir müssen sachlich über die Zukunft reden.

War es falsch, jetzt unbedingt die Elternbefragung durchführen zu wollen?

Seefluth Es war von beiden Seiten im Rat ein Schnellschuss. Es bestand offenbar noch Gesprächsbedarf, es wurde emotional, aber nicht konstruktiv auf einen Konsens hin diskutiert und da hätte man den Punkt vertagen können. Jetzt sind wir in einer total verkorksten Situation. Wichtig wäre es jetzt, sachlich und ruhig zu informieren, wie die Situation in Geldern ist und wie sie sich entwickeln kann. Es wird in jedem Fall etwas passieren, ob Geldern sich bewegt oder nicht.

Klar ist: Sollte eine Sekundar- oder Gesamtschule kommen, müsste sie neu eingerichtet werden – aber wo?

Seefluth Es gibt mehrere Möglichkeiten, auch wenn man sich die aktuelle Entwicklung der Anmeldezahlen anschaut.

Haben Sie eine konkrete Idee?

Seefluth Die Anne-Frank-Schule ist auf den Ganztagsbetrieb ausgerichtet und läuft langsam aus. Die Räume dort würden sich gemeinsam mit denen der Realschule an der Fleuth anbieten. Die beiden Gebäude zusammen wären eine Möglichkeit, eine neue Schule unterzubringen. Damit nimmt die GEW den Vorschlag von Herrn Germer auf, Haupt- und Realschule zusammenzuführen. Dies kann rechtlich nur in Form einer Sekundar- oder Gesamtschule geschehen.

Bisher ist das Gedankenspiel so aber noch nicht als Vorschlag geäußert worden.

Seefluth Das ist von mir jetzt eine ganz klare Aussage. Landesweit haben die Gymnasien steten Zulauf bekommen, die Realschulen erleben einen Rücklauf. Die GEW muss nicht für eine Schulform sprechen, sondern alle vertreten, daher muss ich auch nicht versuchen, eine Schulform besonders zu stützen. Zunächst bleiben mit diesem Vorschlag alle Schulformen in Geldern erhalten, mittelfristig – das muss ehrlich gesagt werden – wird es wohl nicht dabei bleiben. Doch so hat jede Schulform die Chance, sich zu profilieren und bei den Eltern zu werben.

Internet Den offenen Brief der Gewerkschaft GEW an das Lise-Meitner-Gymnasium so wie mehr Berichte zur aktuellen Schulpolitik im Gelderland gibt es auf der Internetseite www.rp-online.de/geldern

(RP)
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