Nach Großbrand in Geldern Ruwel plant schon den Wiederaufbau

Geldern · Der Leiterplattenhersteller Ruwel ist bei dem Großbrand in seinem Werk in Geldern knapp einer viel größeren Katastrophe entgangen. Die abgebrannte Produktionshalle soll unverzüglich neu errichtet werden. Seit Mittwoch läuft der Betrieb wieder. 50 Zeitarbeiter müssen gehen.

Ruwel habe "unglaubliches Glück gehabt", sagt Geschäftsführer Gerard van Dierendonck eine Woche nach dem Großbrand. So verheerend das Unglück war, es hätte alles schlimmer kommen können. In der Nähe der Produktionshalle, die in der Nacht zum 28. Dezember in Flammen aufging, liegt das Chemielager. In den Tanks steckten etwa 20.000 Liter Wasserstoffperoxid, 50.000 Liter Salpetersäure und ungefähr 20.000 Liter Natronlauge. "Wenn das Feuer da rangekommen wäre, hätten wir eine Katastrophe gehabt. Das wäre explodiert, und es hätte eine riesige Bodenverunreinigung gegeben", sagt van Dierendonck.

Geldern: Brand in Ruwel-Werken aus der Luft
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Brand in Ruwel-Werken in Geldern aus der Luft

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Foto: Arnulf Stoffel

Verhindert wurde das Szenario nicht nur durch reguläre Brandschutzvorkehrungen, sondern auch durch Glück. In der Nacht war zufällig ein fürs Chemielager zuständiger Mitarbeiter schon vor Schichtbeginn vor Ort und konnte daher die Einsatzkräfte einweisen. "Unglaubliches Glück", sagt Chef van Dierendonck.

Den Sachschaden an Gebäude und Maschinen bezifferte er mit 40 bis 45 Millionen Euro. Außerdem werden in noch unbekannter Höhe zusätzliche Kosten für die Aufrechterhaltung der restlichen Produktion entstehen. "Für beides sind wir versichert", stellt van Dierendonck fest.

Die Arbeit im erhaltenen Werksteil wurde am Mittwoch wieder aufgenommen. Es gibt nicht mal Ausfälle bei den Arbeitszeiten, denn um den Jahreswechsel war die Fertigung ohnehin für Wartungsarbeiten stillgelegt. Allerdings muss jeder zweite der rund 100 beschäftigen Leiharbeiter gehen.

Geldern: Bilder der Zerstörung im abgebrannten Ruwel-Werk
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Bilder der Zerstörung im abgebrannten Ruwel-Werk

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Foto: van Offern, Markus

"Wir haben 50 Zeitarbeiter nach Hause geschickt. Leider. Es ging nicht anders", erklärt Gerard van Dierendonck. Man werde mit ihnen in Kontakt bleiben, um sie später möglichst wieder anzuheuern. Unter den rund 250 eigenen, festangestellten Mitarbeitern werden die Aufgaben in der verbleibenden Produktion neu verteilt. Es gebe unter den gegebenen Umständen mehr zu tun als sonst, man könne das vorhandene Personal also durchaus brauchen, heißt es. Ab Ende Januar will Ruwel wieder normale Lieferzeiten einhalten können. Im abgebrannten Werksteil wurde die erste Herstellungsphase der Leiterplatten abgewickelt. Das übernehmen nun andere Werke des Mutterkonzerns Unimicron in China, zu 20 Prozent auch Mitbewerber in Deutschland. Die vorgefertigten Teile werden dann in Geldern angeliefert und fertiggestellt.

Zugleich hat Ruwel bereits erste Schritte für den Wiederaufbau eingeleitet. "Der Plan ist, dass wir das neue Werk noch dieses Jahr fertig haben. Und es wird noch moderner als das alte", stellt der Firmenchef in Aussicht. Auf dem Betriebsgelände gibt es noch genug freie Fläche. Dort soll der Neubau hochgezogen werden, während der Brand-Ort noch saniert wird. Die Planung ist in Arbeit, die Bauvoranfrage ist raus.

(RP)
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