Straelen Schlagbaum in Straelen kommt zurück

Straelen · Sie ist kein Vorbote einer möglichen Maut: Doch die Schranke am Grenzweg in Kastanienburg wird wieder aufgestellt - als Denkmal an ein Europa der vielen Grenzen. Karnevalsvereine haben Schlagbaum restauriert. Fest am 24. August.

Es war ein Politikum Mitte der 1990er Jahre. Viel wurde darüber diskutiert, ob ein Abbau des Schlagbaums in Kastanienburg beim Ausflugslokal "Jagersrust" zu erhöhten Verkehrsgefahren führe. Anwohner Heiner Jacobs demontierte die Schranke im November 1995, "aus versicherungstechnischen Gründen", wie es damals hieß. Im März 1996 sprachen sich die Straelener in einem Bürgerentscheid für die offene Grenze aus. Nun wird der Schlagbaum bei "Jagersrust" wieder aufgestellt.

Von einem Vorboten für etwaige künftige Maut-Zahlstellen ist dabei aber nicht die Rede. Er soll als Denkmal daran erinnern, wie es früher war. "Unsere Kinder wissen gar nicht, dass es da mal eine Grenze gab", erklärt Frank Heinemans von der Stichting Veldense Volkscultuur. Der 48-Jährige hingegen erinnert sich noch gut daran, wie oft er auf dem Fahrrad die Grenze überquerte, "oft auch illegal". Er ist, wie wohl alle Altersgenossen, froh darüber, dass Europa jetzt grenzenlos ist. Diese Dankbarkeit für Frieden und gute Nachbarschaft soll das Schranken-Denkmal auch Jugendlichen vermitteln.

Schon 2011 regte Fritz Delbeck vom Verein Niederrhein Straelen an, den Grenzübergang Jagersrust zu verschönern. Der alte Schlagbaum sollte als Denkmal wieder aufgestellt werden, ohne jedoch die Straße zu versperren. Die Gestaltung soll die damalige Grenzsituation wiedergeben und zudem durch historische Informationen ergänzt werden. Mit der Stichting Veldense Volkscultuur wurde eine kompetente Einrichtung auf niederländischer Seite gefunden, die dieses Projekt seitdem begleitet.

Günstig war laut Heinemans, dass Heiner Jacobs, mittlerweile Betreiber des gleichnamigen Bauerncafés, den Schlagbaum aufbewahrt hatte. Mit seiner Frau Hildegard unterstützt Jacobs das Vorhaben der Veldener Stiftung ebenso wie der Gastronom auf der niederländischen Seite des Grenzübergangs. Finanziell gefördert wurde das insgesamt rund 50 000 Euro teure Projekt über die Stichting Velden, die Stadt Venlo, die Sparkasse Straelen sowie aus Fördermitteln über die Euregio. Wie gut die Nachbarschaft zwischen Straelen und Velden klappt, zeigte sich nicht zuletzt durch das Engagement der beiden seit langem befreundeten Karnevalsvereine "Narrenschiff" und "de Wuilus". Sie restaurierten den alten Schlagbaum. "Da herrschten 100 Prozent Vertrauen", lobt Heinemans die Zusammenarbeit.

Der Schlagbaum soll am Samstag, 2. August, um 10 Uhr am Grenzübergang durch die beiden Karnevalsvereine wieder aufgestellt werden. Hinzu kommen eine Info-Tafel und Röhren, durch die man auf alte Fotos schauen kann. Sie sollen die von Delbeck, Straelens Stadtarchivar Bernhard Keuck und den Historikern der Veldener Stiftung aufgearbeitete Geschichte von Kastanienburg vermitteln. "Bis 1330 hatten Straelen und Velden hier ein gemeinsames Gebiet mit gemeinsamer Herrschaft und gemeinsamer Sprache", weiß Heinemans. Lediglich die Maas bildete eine natürliche Grenze. Danach kam es zu diversen Streitigkeiten, zum Beispiel um die Nutzung des Torfs oder über den niederländisch-preußischen Grenzverlauf nach 1815. Ende der 1930er Jahre, nach der Reichspogromnacht, retteten sich Juden vor der Nazi-Verfolgung über die "grüne Grenze" in die Niederlande.

In einem zweiten Schritt gibt es ein Grenzfest, mit offizieller Eröffnung der neu geschaffenen Grenzsituation, am Sonntag, 24. August, ab 12 Uhr. In einem weiteren Schritt soll ein "Schmugglerpfad" als Erlebnisgelände für Kinder und Familien angelegt werden.

Auch hier sind die ersten Schritte eingeleitet. Sie sollen zum Herbst umgesetzt und der Öffentlichkeit präsentiert werden.

(RP)
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