Kerken Schlangenbiss: Kerkener in Lebensgefahr

Kerken · Ein 53-jähriger Mann aus Aldekerk musste wegen einer Vergiftung in die Düsseldorfer Uniklinik gebracht werden. Seine Puffotter hatte ihn in die Hand gebissen. Das Ordnungsamt beschlagnahmte die Schlange.

 Eine Puffotter ähnlich wie diese hat den Kerkener gebissen.

Eine Puffotter ähnlich wie diese hat den Kerkener gebissen.

Foto: dpa

Der Aldekerker wollte nur das Wasser im Terrarium wechseln, wie er das bei seinen Schlangen schon oft gemacht hatte. Doch am Dienstag kurz vor 21 Uhr ging etwas schief: Der 53-Jährige wurde von einer Giftschlange gebissen, einer Puffotter. Seitdem befindet sich der Mann in Lebensgefahr.

Kreisverwaltung stuft Tier als "sehr giftig" ein

Das hinzugezogene Ordnungsamt der Gemeinde Kerken gab am Mittwoch zu dem Vorfall keine Auskunft, es verwies an das Kreisveterinäramt. "Eine Puffotter ist sehr giftig", teilte Ruth Keuken, die Pressesprecherin der Kreisverwaltung, mit. Meldepflichtig aber sei dieses Tier nicht, da es nicht unter Artenschutz stehe. "In Nordrhein-Westfalen ist das noch nicht gesetzlich geregelt", kritisiert Uwe Ringelhan den Umgang mit den gefährlichen Reptilien. Er ist Leiter des Terra-Zoos in Rheinberg und wurde als Experte von der Rettungsleitstelle am Dienstagabend nach Aldekerk gerufen.

Schlange beist mit Geschwindigkeit von bis zu 240 km/h zu

 Joachim Okos (v.l.), Veterinäramt, Uwe Ringelhan und Michael Wingers (beide Terra-Zoo), Christopher Nagel und Ramona Baltes vom Ordnungsamt Kerken beschlagnahmen die Puffotter, die sich in der roten Tonne befindet. Vier weitere Riesenschlangen wurden beschlagnahmt.

Joachim Okos (v.l.), Veterinäramt, Uwe Ringelhan und Michael Wingers (beide Terra-Zoo), Christopher Nagel und Ramona Baltes vom Ordnungsamt Kerken beschlagnahmen die Puffotter, die sich in der roten Tonne befindet. Vier weitere Riesenschlangen wurden beschlagnahmt.

Foto: Olaf Ostermann

Blitzschnell beiße die Puffotter zu, weiß der Fachmann. "Sie erreicht dabei bis zu 240 Kilometer pro Stunde." Puffottern kommen in West- und Südafrika vor. Sie können zwei Meter lang werden. Die Schlange des 53-Jährigen maß 1,10 Meter. Ringelhan geht davon aus, dass sie ein Wildfang ist und nicht länger als sechs Monate im Besitz des Aldekerkers war. Das sieht er an der Haut des Tieres, die in der freien Natur eine spezielle Farbe hat und nach mehreren Häutungen verloren geht. Ihr Biss verursacht starke Schmerzen, Schwellungen und Nekrosen. Die Schleimhäute fangen an zu bluten. Wird kein Gegengift gegeben, ist der Biss tödlich.

Tiere waren nicht artgerecht untergebracht

Der Aldekerker, der nach der notärztlichen Versorgung und dem Spritzen eines Gegengifts in die Uniklinik Düsseldorf gebracht wurde, hatte insgesamt fünf Schlangen in seiner Wohnung. "Neben der Puffotter eine Boa constrictor, eine Königspython und zwei Tigerpythons", zählte Kreis-Pressesprecherin Keuken auf. Das Kreisveterinäramt stellte fest, dass die Tiere nicht artgerecht untergebracht waren. Keuken: "Die Terrarien waren zu klein und nicht ordentlich ausgestattet. Außerdem gab es Probleme mit der Ernährung der Tiere." Der Kreis beschloss, dem Aldekerker die Schlangen wegzunehmen. Sie werden fachgerecht im Terra-Zoo Rheinberg untergebracht. Dort wird nach Angabe der Kreis-Sprecherin auch ein Fachgutachten erstellt, auf dessen Grundlage möglicherweise weitere Konsequenzen gezogen werden.

Das Halten solcher Schlangen sei fast eine Modeerscheinung, berichtet der Terra-Zoo-Chef. Es gebe zwar viele Halter, die gewissenhaft mit ihren Tieren umgehen und bei denen nichts passiere. Doch Ringelhan weiß auch, dass sich Leute ohne Sach- und Fachkenntnis Vipern, Ottern und Nattern ins Haus holen, auch einfach per Internet. "Die Bissunfälle nehmen zu", stellt er fest. Allein im Raum Moers und Duisburg sei es in den vergangenen Monaten zu mehreren Zwischenfällen gekommen.

Nach Angaben der Kreis-Pressesprecherin wird das Halten solcher Schlangen ohne Meldepflicht bald nicht mehr möglich sein. "NRW bereitet eine Gefahrtierverordnung vor. Umweltminister Remmel will sie im Herbst in den Landtag einbringen."

(RP)
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