Geldern Schloss Haag: Steinmetze gegen Baumgräber

Geldern · Der Landesinnungsverband hält das Projekt einer Naturwaldruhestätte für nicht bis in die letzte Konsequenz durchdacht. Plädoyer für traditionelle Friedhöfe mit alternativen Bestattungsarten.

In der Diskussion um die geplante Naturruhewaldstätte bei Schloss Haag bezieht nun auch der Landesinnungsverband (LIV) des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks Stellung. Zwar gebe die sich wandelnde Bestattungskultur sicherlich Anlass, über alternative Grabarten nachzudenken, schreibt Geschäftsführer Fritz Sill aus Goch. Aus bundesweiten Erfahrungen heraus habe der LIV jedoch Grund zur Annahme, dass die Vorhaben nicht bis in die letzte Konsequenz durchdacht seien.

Sill erklärt: "Wie wir in der RP lesen konnten, soll die Stadt für entgangene Beisetzungen entschädigt werden. Die Pflege der Anlage würde die GmbH gewährleisten. Zusätzlich würde ein Insolvenzfond angelegt, der innerhalb von circa 15 Jahren auf 250 000 Euro anwachsen soll." Dies sei im Kern ein vernünftiger Ansatz, der jedoch auf den zweiten Blick die Unterhaltskosten bis zum Ablauf der 25-jährigen Ruhefrist mit 10 000 Euro pro Jahr nicht annähernd decke. "Was nicht berücksichtigt wird: Ungeachtet der sich ständig verändernden Bestattungskultur steht die Stadt Geldern für 99 Jahre in der Verantwortung. Es ist zudem nicht erkennbar, woher die Betreiber die Gewissheit nehmen, dass die Modeerscheinung Waldbestattung über den Zeitraum von vier Generationen Bestand haben wird", so Sill weiter.

Andere Städte und Gemeinden hätten Baumfelder und Baumgräber in überschaubaren Dimensionen, bedarfsorientiert und in Eigenregie eingeführt, mit viel geringeren Auswirkungen und finanziellem Risiko, heißt es weiter. Und: "Grundsätzlich plädieren wir dafür, die traditionellen Friedhöfe durch innovative Konzepte deutlich attraktiver zu gestalten, anstatt zusätzlich konkurrierende Flächenangebote mit zweifelhafter Wirkung zu schaffen."

Bei der vorgesehenen Größenordnung befürchtet der LIV auch einen direkten Einfluss auf die Kostenentwicklung bei den traditionellen Friedhöfen im Stadtgebiet und den umliegenden Kommunen, die keinen finanziellen Ausgleich für entgangene Beisetzungen erwarten dürfen. Durch geringere Belegung würden sich auch in Geldern die Kosten letztlich bis hin in den defizitären Bereich entwickeln. Sill: "Beispielsweise hat der Rat der Stadt Goch aufgrund reiflicher Überlegungen ein ähnliches Projekt Ende 2014 mehrheitlich abgelehnt."

Viel geschickter wäre es, so der Geschäftsführer weiter, über die Einführung alternativer Bestattungsarten im lokalen Rahmen auf bestehenden Friedhöfen nachzudenken. In dem Bereich pflegefreier Grabarten gebe es stilvolle Beispiele genug.

(RP)
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