Straelen Schöne Kunst statt Straelener Leerstand

Straelen · Das Galerie-Projekt "Rappelkiste" ist gestartet. Die Schaufenster des verwaisten Ladenlokals bieten Platz für eine umfangreiche Bildpräsentation. Geldern bietet mit dem "Heimat-Shop" Hilfe für Geschäftsgründungen.

 Künstlerin Beate Klein (2.v.l.), Wirtschaftsförderer Uwe Bons (2.v.r.) und die Miteigentümer Margret und Johannes Heußen vor dem Ladenlokal.

Künstlerin Beate Klein (2.v.l.), Wirtschaftsförderer Uwe Bons (2.v.r.) und die Miteigentümer Margret und Johannes Heußen vor dem Ladenlokal.

Foto: Seybert

Als "Rappelkiste" ist das Haus an der Ecke Venloer Straße/Südwall den Straelenern ein Begriff - auch wenn das gleichnamige Spielzeuggeschäft längst seine Pforten geschlossen hat. Ausgezogen sind aus den Räumen auch die nachfolgenden Sport- und Teppichgeschäfte. "Seit August steht das Ladenlokal leer", sagt Straelens Wirtschaftsförderer Uwe Bons über die jeweils 140 Quadratmeter im Keller, im Erd- und Obergeschoss. Doch man sieht nicht, dass es verwaist ist. Denn die Schaufenster sind voll.

Das Galerie-Projekt "Rappelkiste" macht's möglich. Es ist eine Gemeinschaftsinitiative von Straelener Stadtmarketing, der Eigentümerfamilie des Hauses Venloer Straße 34 van Megen/Heußen und der Künstlerin Beate Klein. "Als wir zusammen mit den Eigentümern überlegten, kamen wir auf die Idee, Beate Klein anzurufen und sie zu fragen, ob sie mit den Schaufenstern nicht etwas Schönes machen wolle", erinnert sich Bons. Sie wollte. Um nicht nur ihre eigenen Bilder, sondern auch die Werke ihrer Malschule zu präsentieren.

Die gibt es seit 2001 für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Seit 2009 malen sie an der Klosterstraße in einem 53 Quadratmeter großen Souterrain, wo sich das Atelier befindet. Also waren die "Rappelkisten"-Räume für Beate Klein reizvoll.

Die gesamte Fensterfront ist dort jetzt mit Bildern vollgestellt. Dabei ist nur ein Fenster den Porträts von Klein vorbehalten, den Rest der Ausstellungsfläche nehmen die Werke ihrer Schüler ein. Alle anderthalb Monate hat sie einen Bildwechsel geplant, wobei sie auch eine Verkaufsfläche für die Arbeiten ihrer Schüler einrichten will.

"Leerstand ist nicht gut", findet Miteigentümer Johannes Heußen, der ebenso wie seine Frau Margret zufrieden mit der Lösung ist. Er berichtet von mehreren Gewerbe-Anfragen, die aber allesamt nicht zu realisieren waren. Sei es, dass sie umfangreiche Umbauten erfordert hätten oder aber nicht ins Stadtbild passten.

Laut Bons ist das ein neuer Weg, mit Leerständen umzugehen. Es wurden bisher schon einige leere Schaufenster an andere Geschäftsleute vermietet. Die Galerie-Lösung gefällt dem Wirtschaftsförderer ausnehmend gut. "Für eine schöne Stadt verbietet sich eine leere Scheibe mit einem ,Zu vermieten'-Schild", findet er.

Leerstände durch das Anmieten von Schaufenstern durch andere Geschäftsleute zu kaschieren - das ist auch in Geldern schon einige Male geschehen. Wirtschaftsförderer Tim van Hees-Clanzett verweist auf entsprechende Maßnahmen zum Beispiel eines Spielzeughändlers oder auf die Neudekoration einer Eisdiele während des Winters.

Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts gibt es seit rund anderthalb Jahren ein Leerstands-Management in der Herzogstadt. Dabei ging es zunächst mal um eine Bestandserhebung. "Zurzeit sieht es relativ gut aus", bilanziert van Hees-Clanzett knapp 20 Leerstände. Offensichtliches Desinteresse seitens des Eigentümers sei ein Grund für leere Lokale. Dann seien Flächen von 80 bis 200 Quadratmetern für Filialisten zu klein.

Mit dem 200 Quadratmeter großen "Heimat-Shop" in der Glockengasse wollen die Gelderner das Risiko für Gründer minimieren. Die neuen Händler können mit einer kleinen Fläche und monatlich möglicher Kündigung starten und so das finanzielle Wagnis reduzieren. Coaches beraten sie etwa in Buchhaltung und grafischer Gestaltung. Und für das nächste Jahr ist laut dem Wirtschaftsförderer geplant, mit Beamer und durchsichtigen Folien auf den Scheiben leere Schaufenster als Videospielfläche zu nutzen oder sie mit digitalen Ornamenten zu verzieren.

Ein schöner Anblick statt eines hässlichen Lochs also - so wie beim Galerie-Projekt "Rappelkiste". Das ist laut Miteigentümer Heußen erst mal eine Übergangslösung, bis ein neuer gewerblicher Mieter gefunden ist. Möglicherweise wird die "Rappelkiste" aber auch eine Art Kunsthaus - mit Galerie, Malschule und Café. "Wir haben schon rumgesponnen, hier wäre es genial", sagt Beate Klein. Heußen: "Vielleicht lässt sich ein Sponsor finden, damit die Galerie hier einziehen kann." Oder aber es meldet sich unter Telefon 0178 5341997 ein anderweitiger Mietinteressent bei der Eigentümerfamilie. Wer Auftragsarbeiten für Beate Klein hat, erreicht sie unter Telefon 0157 87454913.

(RP)
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