Issum So wird aus ungeliebten Tattoos Kunst

Issum · Etwa die Hälfte der Kunden, die zum Issumer Tätowierer Klaus Davis-Packroß gehen, lassen sich kein neues Tattoo stechen. Sie wollen ein altes verstecken oder aufmotzen. Alte Sünden werden so zu echten Hinguckern.

Issum: So wird aus ungeliebten Tattoos Kunst
Foto: Seybert Gerhard

Gründe, warum jemand ein Tattoo will, sind ganz verschieden. Eigentlich soll es gut überlegt sein, individuell, und zur Person passen. Manchmal geht es aber um Trends, um eine neue Liebe, deren Namen man verewigen will, manchmal ist es auch nur aus eine Idee aus einer (Bier-)Laune heraus. Nicht selten sind dann genau das die Gründe, warum jemand eine alte Tätowierung wieder loswerden will. Dabei muss es nicht immer der Laser sein. Ein erneuter Besuch beim Tätowierer kann helfen.

Methoden gibt es dabei unterschiedliche. Eine ist das "Cover up" - also das Verstecken, das Einarbeiten des alten Motivs in ein neues. Einer, der das kann, ist der Tätowierer Klaus Davis-Packroß aus Issum. In seinem Studio "Tattoo KD" auf der Gelderner Straße hat er dabei schon manche ungeliebten Bilder unsichtbar werden lassen: "Es geht darum, die Augen so zu täuschen, dass das alte Tattoo nicht mehr sichtbar ist", sagt er. Gut die Hälfte seiner Kunden kommt mittlerweile zum Covern zu Davis-Packroß nach Issum: "Dabei sind Jugendsünden, Namen von Ex-Partnern, die sogenannten 'Arschgeweihe' und andere Modeerscheinungen aus den 90ern." Oft ist es aber auch gar nicht das Motiv selbst, sondern die Qualität. Also Tätowierungen, die nicht gut gemacht sind.

Wegen so einer ist zum Beispiel Toby ins Issumer Tattoo-Studio gekommen. Der kleine Dämon auf dem linken Oberarm war nicht sein erstes Tattoo, aber das erste, mit dem er nicht zufrieden war. Stechen lassen hat sich der 34-Jährige aus Kevelaer das Motiv 2012: "Am Anfang hab ich lange T-Shirts getragen, um das zu verstecken. Entfernen lassen kam aber nicht infrage. Jedes Tattoo hat eine Bedeutung."

 Vorher: Richtig zufrieden war Toby mit diesem Dämonen nicht.

Vorher: Richtig zufrieden war Toby mit diesem Dämonen nicht.

Foto: Tattoo KD

Den Dämon will Toby behalten. Nur besser aussehen soll er. Dass der Issumer Tätowierer das Motiv noch retten kann, daran hatte der Kevelaerer keinen Zweifel: "Die Bilder im Internet haben mich überzeugt. Der Stil, die Art, das hat einfach gepasst. Und auch das Zwischenmenschliche stimmt hier." Auf Kommunikation legt der Tätowierer auch sonst viel Wert. Egal ob frisches Tattoo oder Cover up - erst mal will er herausfinden, was sein Kunde wirklich will. Beim Cover up kommt es dann noch darauf an, was das alte Motiv zulässt. "Einfach mal was drüber machen funktioniert nicht", sagt der Issumer. Schriftzüge seien besonders schwierig zu covern. Ebenso besonders intensives Schwarz. "Aber es gibt immer Möglichkeiten." Gerade die Herausforderung mache die Arbeit interessant. Das Cover up entsteht dann erst mal vor dem inneren Auge. Bisher konnte der Issumer alles retten, was er retten sollte. Immerhin bringt Davis-Packroß mehr als 25 Jahre Berufserfahrung mit Stationen in Berlin und den USA mit.

Je nach Größe und Schwierigkeit braucht der Tätowierer mehrere Sitzungen à vier Stunden, um ein ungeliebtes Motiv in einem neuen verschwinden zu lassen.

(RP)
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