Speedy-Prozess in Geldern Speedy wieder im Fokus der Anwälte

Geldern · Gegen den 2004 bereits verurteilten Schlüsseldienst-Unternehmer aus Geldern wird wieder ermittelt. Nach RP-Informationen liegen erneut mehrere Anzeigen gegen S. vor. Die Masche von damals hat sich scheinbar nicht wesentlich verändert.

 Parkplatz mit dem Fuhrpark von Speedy in Geldern am Grünen Weg.

Parkplatz mit dem Fuhrpark von Speedy in Geldern am Grünen Weg.

Foto: seybert

2004 wurde S. verurteilt. Vier Jahre wegen Betruges und Steuerhinterziehung in mehreren Fällen — so lautete der Schuldspruch der Kammer gegen den Gelderner Hauptangeklagten im "Speedy-Prozess". Danach wurde es ruhig um den Schlüsseldienst-Unternehmer. Doch nun, knapp ein Jahrzehnt später, ist der mittlerweile 52-Jährige wieder ins Visier der Behörden geraten. "Wir ermitteln", erklärt Günter Neifer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Kleve.

Nach RP-Informationen liegen erneut mehrere Anzeigen gegen S. vor. Die Masche von damals hat sich scheinbar nicht wesentlich verändert. "Überall wird unser Name missbraucht. S. ist der Drahtzieher von allem. Ich habe ihn bereits angezeigt", erklärt ein Schlüsseldienst-Inhaber aus dem Gelderland, der nicht genannt werden möchte. Angeblich habe S. im Internet und den Gelben Seiten Namen und Adressen von seriösen Schlüsseldiensten angegeben und diese mit anderen Telefonnummern versehen, die in ein von S. betriebenes Call-Center führen. Dort werden eigene Mitarbeiter ausgesendet, die dann angeblich zu teils völlig überteuerten Preisen den Kunden das Geld aus der Tasche ziehen. Der Unterschied zu damals: Das System operiert wohl deutschlandweit.

Wie in einem Bericht des RTL-Magazins "Extra" gezeigt, schaltet die "Deutsche Schlüsseldienst-Zentrale" und der "Verband Deutscher Schlüsseldienste e.V." unter dem Vorwand, eine Notdienstzentrale zu sein, ganzseitige Anzeigen in den Gelben Seiten mehrerer deutscher Großstädte, wie etwa Düsseldorf oder Dresden. S. posiert darauf als vertrauenswürdig wirkender Unternehmer mit einem überdimensionalen Schlüssel in der Hand. Der seriös wirkende Dachverband "Deutscher Schlüsseldienst e.V." weist S. als Gründungs- und Vorstandsmitglied aus. Die Anzeige erweckt den Anschein, eine ganz normale Auskunftsseite der Gelben Seiten zu sein. Die Deutsche Telekom, die das Produkt herausgibt, hat dabei keinerlei Einflussnahme auf die Gestaltung der Anzeige, die sich so nahtlos in das Gelbe-Seiten-Design einfügt. Der Clou: Von den angegebenen Unternehmen existieren die meisten gar nicht, oder die Nummern wurden bewusst geändert. Auch an den Adressen findet sich meist gar kein Schlüsseldienst.

Wie "Extra" berichtet, kommt der Anrufer trotz teils lokaler Rufnummern nicht bei dem jeweiligen Unternehmen, sondern bei einem Call-Center an. Eines davon soll sich erneut in Geldern befinden und von S. betrieben werden. "Die Staatsanwaltschaft Kleve führt ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Beschuldigte im Zusammenhang mit der Erbringung von Dienstleistungen bei Schlüsseldiensten", wird Neifer zitiert, der genauer erklärt: "Den Beschuldigten wird vorgeworfen, überhöhte Rechnungen erstellt zu haben, was den Tatbestand des Betruges erfüllen mag. Darüber hinaus kommen auch der Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs und der Tatbestand des Wuchers in Betracht." Um der Abzocke von unseriösen Anbietern zu entgehen, wird empfohlen, einen Schlüsseldienst vor Ort zu besuchen, sich von der Echtheit zu überzeugen und für den Notfall die dort mitgeteilte Nummer zu notieren oder im Handy zu speichern.

(RP)
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