Gelderland Spielzeugläden - eine aussterbende Art?

Gelderland · Im Gelderland schlossen die Spielwarengeschäfte "Rappelkiste" in Straelen und "Prima Spielzeug" in Geldern. Die Schwierigkeiten, die zur Schließung führten, sind symptomatisch für den Einzelhandel, meint ein Branchenkenner.

Schaufensterscheiben, an denen sich Kinder sehnsüchtig die Nasen platt drücken, werden mehr und mehr zur Seltenheit. In diesem Jahr schlossen wieder zwei Spielzeuggeschäfte im Gelderland. Der 31. Mai 2014 war der letzte Öffnungstag des Straelener Spielwarengeschäftes "Rappelkiste". Die Firma Spielinger, die die "Rappelkiste" betrieb, hatte auch ihr Ladenlokal in Goch unlängst geschlossen und verkauft nun nur noch in Emmerich Spielwaren. Vor wenigen Wochen schloss auch das Fachgeschäft "Prima Spielzeug" in Geldern seine Türen. Ein buntes Angebot an Spielwaren bieten im Gelderland nun nur noch drei Fachgeschäfte.

Eins davon betreibt Ingeborg Jakobs auf der Maasstraße in Kevelaer. Auch sie weiß, dass das Konkurrenzgeschäft im Internet ihrer Branche immer schwerer macht, sich mit einem Ladenlokal zu behaupten. "Für uns ist es leichter, weil wir Eigentümer unseres Geschäftes sind, aber wenn Miete noch als Kostenfaktor hinzu kommt, wird es für den Spielwaren-Einzelhandel schwer." Jakobs meint, die Händler vor Ort könnten nur mit "freundlicher Beratung und dem Erleben und Begreifen der Spielwaren punkten", die das Internet nicht liefern könne.

"Letztlich geht es aber doch nur über den Preis", sagt Dieter Jungfer, der bis 2007 Inhaber des Kevelaerer Spielwarengeschäftes Röhricht war und sich nun auf den Verkauf von Puppen und Plüschtieren spezialisiert hat. Auch wenn seine Kollegin Ingeborg Jakobs behauptet, dass das Internet nicht immer günstiger sei, sagt Dieter Jungfer: "Große Ketten und Internet-Plattformen können die Preise so gestalten, dass der Einzelhandel diese gar nicht bieten kann, ohne zumindest ein bisschen Gewinn zu machen."

Auch Hans Josef Hagen hat diese Beobachtungen gemacht. Seit 1973 ist er in der Spielwarenbranche tätig und betreibt in Kevelaer einen Großhandel. Seine Beobachtung: "In Zeiten, in denen über das Internet alle Preise vergleichbar werden, ist der Einzelhändler chancenlos. Dazu kommt, dass sich das Spielverhalten verändert hat. Und der Umstand, dass es immer weniger Kinder gibt." Das Sterben der Fachgeschäfte drückt Hagen so aus: "In den 1970er Jahren belieferte ich rund 100 Geschäfte im Umkreis von 70 Kilometern, nun sind es nur noch fünf oder sechs." Auch Hagen weiß: "In anderen Branchen ist es aber nicht anders. Auch dort macht sich der Konkurrent im Internet bemerkbar."

Dieter Jungfer ahnt, dass die Uhren nicht mehr zurückgedreht werden können. "Damals haben 14-jährige Mädchen noch mit Puppen gespielt, heute mit Handys oder Tablets. Ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird." Die Scheiben zum Nase-Platt-Drücken werden also weiter immer seltener.

(buer)
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