Handball ATV vermeidet noch höhere Niederlage

Geldern · Erstes Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die 3. Liga: Die Handballer des TV Aldekerk unterlagen in Köln-Chorweiler dem Longericher SC mit 21:26 (12:13). Fünf Minuten vor dem Spielende lagen die Grün-Weißen sogar acht Tore zurück.

 Die Deckungsspieler der Longericher kannten kein Pardon und packten zu. In dieser Szene bekam das Kreisläufer Nils Wallrath zu spüren.

Die Deckungsspieler der Longericher kannten kein Pardon und packten zu. In dieser Szene bekam das Kreisläufer Nils Wallrath zu spüren.

Foto: Roland Beyer

In der Sporthalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule trafen mit dem TV Aldekerk und dem Longericher SC die zwei stärksten Mannschaften aus den Oberligen Niederrhein und Mittelrhein aufeinander. Es ging um das erste von zwei Spielen um den Aufstieg in die 3. Liga. Die mit rund 400 Zuschauern gefüllten Tribünen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Keine Maus hätte dort mehr Platz gefunden. Auf der einen Seite die "rote Wand" der LSC-Anhänger, die besonders im zweiten Durchgang mächtig Spektakel machten, auf der anderen Seite die grün-weißen Anhänger, die ihrer Mannschaft permanent und lautstark den Rücken stärkten. Darunter im Übrigen auch der eine oder andere ehemalige Aldekerker Spieler, der mittlerweile eine andere Trikotfarbe bevorzugt.

Die Äußerlichkeiten spiegelten die außergewöhnliche Bedeutung des Spiels wider. Immer wieder unterbrachen die Akteure beider Mannschaften ihr Aufwärmprogramm, um sich abzuklatschen und gegenseitig Mut zu machen für die vor ihnen liegenden 60 Minuten. Und als dann etwas mehr als sechszig Sekunden auf der Hallenuhr vorüber waren, griff einer der sehr guten Drittliga-Schiedsrichter aus Steinfurt ein erstes Mal an diesem Abend in die Gesäßtasche, fingerte den roten Karton heraus und hielt sie dem Longericher Christoph Krosch unter die Nase, der zuvor Can Greven flach gelegt hatte. Die Referees zogen ihre Linie durch, nahmen dadurch übertriebene Härten aus dem Spiel. So konnte sich ein Spiel von echtem Männer-Handball entwickeln, das durchaus hart geführt wurde, nie aber in gehässige Fouls ausartete. Zu Letzterem gehörte auch die Abwehr von Jonas Mumme gegen Longerichs Rechtsaußen Dennis Mestrum nicht. Die Schiedsrichter sahen das anders und schlossen den Aldekerker vom Spiel aus. "Ob das Rot sein musste, darüber kann man streiten", sagte ATV-Trainer Achim Schürmann mit Abstand zu der Situation. Das ändere aber nichts an der ausgezeichneten Leistung der Schiris.

Zufrieden zeigte sich der Aldekerker Trainer mit dem Auftreten seiner Mannschaft besonders im ersten Durchgang. Und das, obwohl der ATV im letzten Moment auf den immer noch angeschlagenen Fabian Schneider verzichten musste. Dem für ihn eingesetzten Janis Kempmann bescheinigte Schürmann eine "ordentliche Leistung". Überhaupt lag auf dem Rücken der jungen Spieler an diesem Abend die ganze Last. Namentlich nannte der ATV-Coach Can Greven ("Der hat richtig was einstecken müssen, ist aber immer wieder aufgestanden."), Thomas Jentjens ("Er hat zwar nur ein Tor geworfen, was ihm im Rückspiel mit Sicherheit nicht mehr passieren wird, aber er ist permanent angerannt und hat es versucht.") und "natürlich Lukas Hüller", der seine Mannschaft im ersten Durchgang mit sehenswerten Treffern und blitzgescheiten Anspielen auf Augenhöhe mit dem Gegner gehalten hat. Der Gastgeber konnte sich in der Anfangsphase zwar einmal mit drei Toren absetzen, aber der Vorsprung war wenig später auch schon wieder dahin, und das Spiel wogte resultatsmäig hin und her.

Beim 13:12 für den Mittelrheinmeister wurden die Seiten gewechselt. "Und anschließend haben meine Spieler 25 Minuten lang die Eier in der Kabine gelassen", benutzte Schürmann einen Vergleich, um deutlich zu machen, dass die Linie bei seinem Team verloren ging und zu wenige gegengehalten haben. Fünf Minuten vor dem Ende lag der Longericher SC mit acht Toren vorne. Das Ergebnis hätte noch höher ausfallen können, wenn der Rückraum des LSC in der letzten Phase des Spiels nicht leichtfertig einige Würfe verballert hätte.

Schürmann nutzte eine Behandlungspause beim Gegner, um seine an diesem Tag zuverlässigsten Akteure auf die Schlussminuten einzustimmen. "Die Jungs haben sich an die Absprachen gehalten, was dazu führte, dass wir mit nur fünf Toren aus dem Spiel gehen konnten und gewissermaßen aus Scheiße noch Gold gemacht haben", wie es der Aldekerker Coach ausdrückte. Jetzt bereite man sich akribisch auf das Rückspiel vor. "Dann werden wir sehen, was mit der Vogteihalle im Rücken noch möglich ist."

(RP)
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