Handball Auch im Gelderland regt sich Unmut

Gelderland · Die Handball-WM wird derzeit nicht bei ARD und ZDF live und frei empfangbar übertragen. Das sorgt nicht nur für Ärger bei Fans, sondern auch bei Trainern und Funktionären hierzulande. Von "Skandal" und "Armutszeugnis" ist die Rede.

Die Wahnsinns-Show des deutschen Handball-Nationalkeepers Carsten Lichtlein sorgte vorgestern für Jubelstürme. Das deutsche Team hatte Argentinien mit 28:23 besiegt und zog somit ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft, die derzeit in Katar ausgetragen wird, ein. Lichtlein glänzte dabei mit einer Vielzahl von Glanzparaden. Laut waren die Gesänge der mitgereisten Fans: "Super Carsten, super Carsten."

Auch im Gelderland fiebern die Fans mit der Nationalmannschaft mit. Die meisten schauen dabei aber sprichwörtlich in die Röhre. Denn die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF übertragen die Spiele nicht live, sondern zeigen nur Ausschnitte. Lediglich beim Bezahlsender "Sky" sind die Spiele live, aber auch kostenpflichtig zu empfangen. Der Grund, dass keine Spiele im Free-TV übetragen werden, seien laut ARD Differenzen bei der Rechteverteilung mit dem Handball-Weltverband IHF.

Dass ARD und ZDF nicht live berichten, hat in den vergangenen Tagen für viel Unmut bei Handball-Fans gesorgt - auch hierzulande. "Es ist ein Skandal", bringt es Carsten Hilsemer, Trainer der Oberliga-Frauen beim TV Aldekerk, auf den Punkt. "Ich habe den Eindruck, als hätte man sich nicht rechtzeitig um die Rechte gekümmert. Aber das ist nur die Konsequenz aus den Vorjahren. Handball ist wie auch andere Sportarten im öffentlichen Fernsehen unterrepräsentiert", sagt Hilsemer. Zwar sei die WM der Männer auch ein Gesprächsthema in seinem Frauenteam, allerdings äußern dort auch viele ihren Ärger über die Nicht-Übertragungen bei ARD und ZDF. "Viele sind traurig, aber vor allem sauer", erklärt Hilsemer, der sich privat hin und wieder mit einigen Leuten bei Jemandem zu Hause trifft, der ein Sky-Abo hat. Für die Zukunft erwartet er nichts Gutes. "Die Bundesliga ist im frei empfangbaren Privatfernsehen noch relativ gut vertreten. Ich befürchte aber, dass der Fußball demnächst noch mehr gepusht wird."

Ähnlich sieht es Ulf Langert, Handball-Abteilungsleiter beim TV Issum. "Nicht nur Fußball ist attraktiv. Auch der Handball ist ansehnlich und macht im Fernsehen etwas her", sagt er. "Ich finde es ganz traurig, zumal Handball nach Mitgliederzahlen die zweitbeliebteste Sportart in Deutschland ist." Der Abteilungsleiter verfolgt viele Spiele live - aber nicht im Bezahlfernsehen, sondern im Videotext. "Ich habe jedes Mal nassgeschwitzte Hände", verrät er. Achim Schürmann, Trainer der Oberliga-Männer beim TV Aldekerk, findet ebenfalls deutliche Worte. "Es ist ein Armutszeugnis, dass nichts frei übertragen wird. Aber daran sind wir ja auch selbst schuld. Wenn sich die Nationalmannschaft für die WM qualifiziert hätte und nicht nachgerückt wäre, hätte man die Rechtevergabe früher verhandeln können." Zusammen mit seinen Spielern hat Schürmann eine Tippgemeinschaft gebildet. "So ist man ja eh im Thema drin und bekommt Ergebnisse mit", sagt der ehemalige Nationalspieler. Harry Mohrhoff, Coach der Straelener Oberliga-Frauen, bedauert es ebenfalls, die WM nicht frei empfangbar sehen zu können. "Wenn eine Fußball-WM nicht übertragen werden würde, würden die Fans auf die Barrikaden gehen. Ich finde, die Öffentlich-Rechtlichen haben die Pflicht, auch Handball live zu zeigen. Es ist traurig, dass es bei solchen Entscheidungen immer um Millionen Euro geht", sagt er.

Heute spielt das deutsche Team gegen Saudi-Arabien im letzten Vorrundenspiel. Für all diejenigen, die Live-Ticker oder den Videotext verfolgen: Anpfiff ist um 17 Uhr.

(cad)
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