Sportschießen "Das wird eine super-schöne Erfahrung für uns"

Geldern · Die Sportschützinnen der SSG Kevelaer erzählen vor ihrem EM-Start von ihrem Gefühlsleben und wie sie alles unter einen Hut bringen.

 Trainer Rudi Joosten stellt die Luftgewehre noch einmal richtig ein. Ab Montag werden Katharina Kösters (m.) und Anna Janshen (r.) dann im slowenischen Maribor bei der Europameisterschaft an den Schießstand gehen.

Trainer Rudi Joosten stellt die Luftgewehre noch einmal richtig ein. Ab Montag werden Katharina Kösters (m.) und Anna Janshen (r.) dann im slowenischen Maribor bei der Europameisterschaft an den Schießstand gehen.

Foto: Gottfried Evers

KEVELAER (cad) Nächste Woche fliegen die Sportschützinnen der SSG Kevelaer, Anna Janshen und Katharina Kösters, zur einwöchigen Europameisterschaft nach Maribor/Slowenien. Dort wollen sie mit dem Luftgewehr hundert Prozent geben.

Wie sieht Ihr momentanes Gefühlsleben kurz vor dem Start der EM aus? Sie müssen doch enorm aufgeregt sein.

Katharina KÖSTERS Mir geht es im Moment ganz gut. Ich freue mich einfach drauf. Ich denke, in der nächsten Woche werde ich schon etwas nervös sein, aber ich versuche, das Ganze zu genießen. Die Teilnahme kann mir keiner mehr nehmen. Ich freue mich, dass ich so weit gekommen bin. ANNA JANSHEN Ich glaube, dass ich bei der Teilnahme nur lernen kann. Ich hab' ja nichts zu verlieren. Das wird einfach eine super schöne Erfahrung. Ich werde schießen wie immer. Im Moment bin ich auch noch nicht aufgeregt, das wird vielleicht kurz vor dem Wettkampf so sein, weil ich dann nochmal realisiere, dass ich bei der EM bin. Aber es ist auch ein Wettkampf wie jeder andere auch. Es ist einfach schön, dass ich die Möglichkeit habe, mit meinen 15 Jahren diese Erfahrung machen zu dürfen.

Wie sehen die Wettkämpfe bei der EM aus?

KÖSTERS Zunächst gibt es einen Vorkampf. Alle schießen gleichzeitig in ihren verschiedenen Klassen. Man unterscheidet zwischen Damen, Herren, Juniorinnen und Junioren. Die jeweils acht besten Schützen kommen ins Finale. Hier werden auf Ansage erst fünf Schuss abgegeben. Dann gibt es einen Zwischenstand. Nach weiteren fünf Schuss bekommt man wieder gesagt, wie es steht. Anschließend werden zwei weitere Schüsse abgegeben. Der Schütze, der dann die niedrigste Ringzahl, auf Zehntel gewertet, hat, muss den Stand verlassen und wird somit Achter. Nach weiteren zwei Schüssen fliegt wieder ein Schütze raus. In diesem Modus geht es dann so lange weiter, bis nach 24 Schuss feststeht, wer in seiner Klasse Europameister wird.

Sie beide sind für den Sport sehr oft unterwegs, und dann auch nicht immer nur am Wochenende. Wie gehen Schule und Arbeitgeber damit um?

KÖSTERS Ich arbeite als Augenoptikerin und habe mit meinem Chef das große Los gezogen. Der steht voll hinter mir und unterstützt mich, wo er nur kann. Meine freien Tage kann ich mit Kollegen tauschen, und für die EM habe ich sogar Sonderurlaub erhalten. Es ist alles ein Geben und Nehmen, da finden wir immer Kompromisse. Auch meine Kollegen sind begeistert und unterstützen mich. JANSHEN Meine Lehrer sind sehr interessiert und fragen auch immer, wenn ich den Unterrichtsstoff vorab benötige, ob es ein wichtiger Wettkampf ist und was ich erreichen könnte. Sie freuen sich immer. Aber teilweise kommt es auch vor, dass sie schon mal sagen, dass es auch ein bisschen weniger Freistellung sein darf. Es sind ja auch hochgerechnet tatsächlich viele Fehlstunden. Schon alleine dadurch, dass wir Samstags ebenfalls Unterricht haben, kann es auch schon mal sein, dass ich einen Kader-Lehrgang sausen lassen muss. Mir fällt es aber nicht schwer, den Unterrichtsstoff nachzuholen.

Wie oft trainieren Sie in der Woche?

KÖSTERS Mindestens einmal, wenn besondere Wettkämpfe anliegen, auch schon mal zwei bis drei Mal. JANSHEN Ich bin in der Regel zwei Mal in der Woche am Stand, momentan etwas mehr. Und wenn man nicht gerade ein Wettkampfziel vor Augen hat, kann es auch schon mal sein, dass man ein Training ausfallen lässt. Aber unser Trainer hat dafür vollstes Verständnis und animiert auch schon mal zur Trainingspause, wenn nichts Wichtiges anliegt.

Bleibt Ihnen denn noch genug Zeit für die Freizeit oder anderen Sport?

KÖSTERS Ich bin oft mit Freunden unterwegs. Dann gehe ich spontan ins Kino oder hänge einfach nur ab, um abzuschalten. JANSHEN Ich habe auch schon mal Fußball gespielt, aber das Schießen wurde für mich so wichtig, dann habe ich damit aufgehört. Natürlich treffe ich mich gerne mit Freundinnen und mache einfach all das, was Mädels so in meinem Alter machen. Die Zeit nehme ich mir neben der Schule und dem Training auch.

Welche sportlichen Ziele möchten Sie noch erreichen?

KÖSTERS Ich bin Schützin in der 1. Bundesliga-Mannschaft der SSG Kevelaer und darf jetzt zur EM fahren. Das sind schon hohe Ziele, die ich bisher erreicht habe. Den Rest lasse ich auf mich zukommen und werde dabei immer mein Bestes geben. Wenn es dann halt für mehr reicht, wie die Weltmeisterschaft, würde ich mich freuen. Und wenn nicht, kann ich trotzdem stolz auf mich sein, weil ich immer mein Bestes gegeben habe.

Wenn Sie ein Junge oder Mädchen heute fragen würde, ob er oder sie die Sportart für sich auswählen soll, was würden Sie antworten?

KÖsters Auf alle Fälle ja. Der Schießsport hat mir damals in meiner Entwicklungsphase sehr geholfen. Ich konnte mich viel besser konzentrieren. Und ich habe gelernt, wie man sich in einem Team verhält. Ich würde es immer empfehlen. JANSHEN Ich würde immer sagen, dass die Wahl für mich optimal war und würde jeden dazu animieren, zu einem Probetraining zu kommen. Natürlich ist auch Talent wichtig, aber das kann man nur herausfinden, wenn man es ausprobiert und sich drauf einlässt.

Katharina Kösters steht mit ihren 21 Jahren bereits im Berufsleben. Frau Janhsen, wie sieht Ihr Berufswunsch aus?

JANSHEN Ich habe zwei Vorstellungen. Ich finde es interessant, Zahnmedizin zu studieren. Falls es im sportlichen Bereich für mich weiter gehen wird, kann ich mir aber auch vorstellen, zur Bundespolizei zu gehen, um dann zu versuchen, in die Sporthilfe-Gruppe zu kommen. Das wäre natürlich auch ganz cool. Aber ich habe da noch etwas Zeit. Man muss sich eben Alternativen suchen, wenn man weiter machen möchte. Sportschießen ist ja leider nur eine Randsportart, da verdient man nicht so viel wie ein Profi-Fußballer.

(RP)
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