Zielscheibe Der Ball möchte doch einfach nur rollen

Geldern · Wir dürfen aufatmen: Unser "Ball" bleibt uns auch weiterhin erhalten. Damit erleidet er sprachlich nicht dasselbe Schicksal wie der "Negerkuss". Der fiel in den letzten Jahrzehnten der "political correctness" zum Opfer und wechselt seitdem als "Schaumgebäck" oder "Schokokuss" über die Ladentheke. Wobei "Kuss" heutzutage zumindest linguistisch gesehen manch ewig-gestrigem Zeitgenossen nicht unfallfrei über die Lippen kommt, sofern die Küssenden beide Bart tragen. Etwas mehr Entspannung bitte: A kiss is just a kiss...

Zurück zum Ball. Fast hätte den "Ball" ein ähnlich tragisches Schicksal ereilt. Die 700-Seelen-Gemeinde Ballstädt in Thüringen hatte vehement gefordert, das Runde beim Kicken in Anspielung auf ihr Städtchen nicht mehr "Ball" zu nennen (man sah sich mit Füßen getreten...). Doch dies wurde vom DFB einstimmig niedergeschmettert mit der Bemerkung, Ballstädt solle sich nicht so "aufpumpen". "Ball" bleibt also "Ball" - genauso wie "Zigeunerschnitzel" weiterhin "Zigeunerschnitzel"?

Meistens jedenfalls, aber nicht überall. Seinerzeit in Hannover fühlten sich Sinti und Roma buchstäblich "in die Pfanne gehauen." Die meisten Zeitgenossen hielten das für blanken Unsinn. Nur die Stadtverwaltung Hannover konnte den Protest nachvollziehen und gibt seitdem Zigeunerschnitzel in Behörden-Kantinen als "Schnitzel Budapester Art" ab.

Damit zeichnet sich für Ballstädt zumindest eine lokale Lösung ab. Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen wissen, trägt der Schiri beim SV Ballstädt künftig nicht mehr den "Ball", sondern das "Runde Ballstädter Art" zum Anstoß an den Mittelkreis. Schon jetzt fiebern wir dem Rückrundenstart entgegen, damit bei uns am Wochenende auf den Plätzen vor der Haustür das "Runde Geldernscher Art" endlich wieder rollen kann...

MICHAEL MEENEN

(mime)
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