Lokalsport Der Bambini-Vater und die Nachwuchskicker
Kreis · Günter Servaes setzt sich für junge Fußballer ein und organisiert seit 1988 Bambinitreffs. Im Mai steigt die 813. Auflage.
Kleve Fußball ist in Deutschland die Sportart Nummer eins. Tausende Mannschaften stehen jedes Wochenende auf dem Platz, ob Profis oder Amateure. Auch im Jugendbereich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges getan - vor allem bei den ganz Kleinen. Vor rund 27 Jahren sah das noch ganz anders aus. "Damals gab es in den Vereinen nichts unterhalb der F-Jugend", sagt Günter Servaes. Ein Zustand, den der Veerter, der damals noch beim Fußballverband Niederrhein und im Kreisjugendausschuss in verschiedenen Ämtern aktiv war, ändern wollte.
"Während eines Lehrgangs wurde ich von zwei Rheinhausenern angesprochen, ob es nichts für Kinder gibt, die noch zu jung für die F-Jugend sind", erzählt der 80-Jährige. Zumal viele Kinder durch ihren körperlichen Voraussetzungen mit älteren F-Junioren gar nicht mithalten könnten. Von der Idee gepackt, etwas für die kleinen Nachwuchskicker im Alter von drei bis sechs Jahren zu tun, ging Servaes auf Unterstützersuche und erhielt nach einigen Anläufen die entsprechende Zustimmung. "Zu sechst haben wir uns dann fast ein Jahr lang regelmäßig getroffen, um zu besprechen, was wir tun können", sagt Servaes. Aus der Ideensammlung ging der Bambinitreff hervor, eine völlig neue Veranstaltung für Mini-Kicker, bei der es nicht um den Leistungsgedanken geht, sondern vielmehr um den Spaß am Sport. "Unser Leitgedanke war, dass wir die Kinder an die Sportart heranführen wollten. Zudem wollten wir ihnen eine Möglichkeit geben, sich sportlich zu bewegen." Und von diesen Leitlinien sind die Bambintreffs im Kreis Kleve bisher nicht abgewichen.
Seitdem haben 812 Zusammenkünfte auf Kreisebene stattgefunden, der erste Treff wurde vom SV Sevelen im Sommer 1989 ausgerichtet. Ein Jahr zuvor gab es bereits eine Generalprobe auf Verbandsebene in Duisburg, an der auch vier Mannschaften aus dem Kreis Kleve teilnahmen. "Wir haben damals die Presse über unser Vorhaben informiert und die Resonanz war riesengroß. Und auch beim ersten Bambinitreff in Sevelen waren gleich 18 Mannschaften am Start", erzählt Servaes. "Damals mussten wir uns erst einmal einen Namen für die Bewegung ausdenken. Irgendwie sind wir dann auf Bambini gekommen. Den Begriff gab es damals nämlich noch nicht." Die Aufmerksamkeit, die der neuen Bewegung zukam, sorgte nicht nur dafür, dass sie sich in ganz Deutschland ausbreitete, sondern auch dafür, dass der Begriff "Bambini" in andere Sportarten Einzug erhielt. In nahezu jedem Verein gibt es seitdem Bambini-Abteilungen.
Das Interesse, Bambinitreffen auszurichten, sei auch nach mehr als 25 Jahren groß. Zweimal im Jahr werden die hiesigen Vereine zu Infoabenden eingeladen, bei denen auch besprochen wird, wer die Zusammenkünfte ausrichtet. Ein Treff dauert nie länger als drei Stunden, die einzelnen Teams spielen maximal dreimal. Im Kreis Kleve dauert jede Partie maximal zehn Minuten. Ergebnisse stehen dabei nicht im Vordergrund, Urkunden und kleine Preise bekommen die Bambinis aber dennoch. Jährlich gibt es rund 40 Veranstaltungen, in der Halle wie auch draußen auf Rasen. Jede einzelne wird von Servaes fein säuberlich dokumentiert. In den vergangenen Jahrzehnten ist dem "Vater der Bambini", wie er oft genannt wird, seine Arbeit zur Herzensangelegenheit geworden. Obwohl der 80-Jährige sein Engagement im Fußballverband Niederrhein und im Kreisjugendausschuss in den vergangenen Jahren zurückgefahren hat, fällt es ihm schwer, ganz aufzuhören.
"Auch in Zukunft wird es Bambinitreffs geben. Allerdings ist der derzeitige Geburtenrückgang deutlich erkennbar. Hinzu kommt, dass das Engagement bei einigen Betreuern und Verantwortlichen aufgrund von Zeitnot allmählich nachlässt."
Bei der 813. Auflage im Kreis Kleve, am 1. Mai beim "Tag des Jugendfußballs" in Weeze, den Servaes wie auch den Prima-Giro-Cup mit auf den Weg gebracht hat, wird der Veerter wieder dabei sein und alles fein säuberlich dokumentieren.
