Tauchen Einmal an der Flasche hängen

94 aktive Taucher gehen bei der Wassersportgemeinschaft Gelderland in Seen in der Region regelmäßig unter. Der Jüngste ist 13, der Älteste 74 Jahre. Der Verein hofft, dass vor allem mehr Frauen den Spaß am Tauchen entdecken.

Ulrich Höhn hat mehrere Monate seines Lebens unter Wasser verbracht. 3500 Tauchgänge absolvierte der 74-Jährige, glitt tausende Stunden wie schwerelos durchs Wasser. Höhn ist der älteste aktive Taucher der Tauchabteilung der Wassersportgemeinschaft (WSG) Gelderland und verrückt nach dem Sport, bei dem die Atemluft aus einer Stahlflasche kommt.

Höhn ist schon mit Tauchpionier Hans Hass unter Wasser gewesen, und die Feier an seinem 70. Geburtstag verließ der Gastgeber, um für seinen 3000.

Tauchgang kurz in den See zu springen. Höhn hat viel erlebt unter Wasser, Fotos und selbstgebastelte Tauchplatzbildchen klebt er ordentlich in sein Tauchlogbuch, in dem alle Tauchgänge notiert sind — auch die in den heimischen Seen.

Darin macht das Tauchen genauso viel Spaß wie im Roten Meer, findet Joachim Steeger, Sprecher der Tauchabteilung. "Wenn man einmal an der Flasche hängt, will man nicht nur im Urlaub tauchen." Mindestens einmal pro Woche treffen sich die Taucher an ihrem Hausgewässer, dem Welberssee, oder am Siemeskull in Arcen, um gemeinsam unter Wasser zu blubbern. Die Sicht ist gut, acht bis zehn Meter sind im Siemeskull normal. Das Wasser ist glasklar.

Nichttaucher können sich die heimische Unterwasserwelt wie eine geflutete Mondlandschaft vorstellen. Der Grund wirkt wie mit winzigen Kratern überzogen, im Siemeskull gibt es außerdem eine Unterwasserlandschaft mit Hügeln und Gräben. Das Schweben unter Wasser lässt die Taucher — obwohl mit mehr als 20 Kilo Ausrüstung bepackt — wie schwerelos fühlen.

Kurz nach dem Einstieg in den See ist in etwa vier Meter Tiefe ein altes Fahrrad zu sehen, völlig bewachsen und im Schlick eingesackt. "Wenn wir Müll finden, nehmen wir ihn natürlich mit raus", sagt Steeger. Ist der Unrat aber schon seit langer Zeit im See, dient er Tieren — kleinen Barschen oder Krebsen — als Lebensraum und darf bleiben.

Beim Tauchgang im knapp 20 Grad kalten Wasser flitzen Schwärme kleiner glitzernder Barsche an den Tauchern vorbei. "Tauchen ist schön, man lässt sich einfach fallen und ist in einer anderen Welt. Es ist wahnsinnig beruhigend", sagt Sylvia Gaede. Sie ist eine von nur 13 Frauen, die in der Tauchabteilung der WSG aktiv sind. Warum sich so wenige Frauen ins Wasser wagen, weiß Joachim Steeger nicht.

"Vielleicht scheuen Frauen, in den heimischen Gewässern zu tauchen, weil sie Angst haben vor der Kälte." Im dicken Neoprenanzug sind die Temperaturen zwischen Frühjahr und Herbst aber überhaupt kein Problem. Im Winter muss allerdings ein Trockentauchanzug her — ein wasserdichter Anzug, unter dem Taucher eine Art Schneeanzug tragen, um nicht zu frieren.

Steeger hofft, dass sich noch mehr Frauen fürs Tauchen begeistern. Besonders teuer sei Tauchen nicht, betont Sylvia Gaede: "Reitsport kostet mehr."

(RP)
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