Lokalsport Handball-Spektakel mit Höllentempo

Aldekerk · Bundesligist VfL Gummersbach begeisterte 800 Fans in der Vogteihalle. Die "Aldekerker Jungs" Julius Kühn und Florian von Gruchalla genossen das "Heimspiel" und beglückten Autogrammjäger. Der TV Aldekerk warf immerhin 19 Tore.

 Rendezvous mit einem Europameister: Der Aldekerker Thomas Jentjens (grünes Trikot) hatte es nicht nur in dieser Szene mit Julius Kühn zu tun. Der aus Stenden stammende Handball-Profi hatte in der Vogteihalle ein Heimspiel. Links verfolgt der Gummersbacher Kreisläufer Evgeni Pevnov das Geschehen.

Rendezvous mit einem Europameister: Der Aldekerker Thomas Jentjens (grünes Trikot) hatte es nicht nur in dieser Szene mit Julius Kühn zu tun. Der aus Stenden stammende Handball-Profi hatte in der Vogteihalle ein Heimspiel. Links verfolgt der Gummersbacher Kreisläufer Evgeni Pevnov das Geschehen.

Foto: Thomas Binn

Das Spiel: schmückendes Beiwerk. Die Stimmung: europameisterlich. 800 begeisterte Fans in der picke-packe-vollen Vogteihalle feierten ein rundum gelungenes Handballfest. In den Hauptrollen der Partie zwischen dem TV Aldekerk und dem VfL Gummersbach, Tabellenachter der besten Handball-Liga der Welt, die "Aldekerker Jungs" Julius Kühn und Florian von Gruchalla, die die Rückkehr zur Wiege ihres sportlichen Erfolges mit einer Mischung aus Rührung und Stolz sichtlich genossen. Da blieb sowohl für Carsten Lichtlein als auch für Simon Ernst, zwei der "Bad-Boys", die vor wenigen Wochen zusammen mit Julius Kühn den EM-Titel für Deutschland holten, nicht mehr als eine Nebenrollen in einem freundschaftlichen Spiel.

 800 Zuschauer bekamen gestern in der ausverkauften Halle ein Handball-Spektakel vom Allerfeinsten geboten.

800 Zuschauer bekamen gestern in der ausverkauften Halle ein Handball-Spektakel vom Allerfeinsten geboten.

Foto: Thomas Binn (binn)

Drei Jahre ist es her, dass ein ähnliches Event die Vogteihalle bis auf den letzten Platz füllte. Damals waren es die "Gold Stars" um die nicht mehr ganz im Saft stehenden Handball-Legenden Stefan Kretschmar, Christian Schwarzer und Daniel Stephan, die das Publikum verzückten, sich dem ATV aber nach 60 Minuten geschlagen geben mussten. Das war diesmal anders. Ganz anders. Mit "voller Kapelle" waren die Bergischen an den Niederrhein gereist.

Und die hatte an ihrem spielfreien Wochenende so richtig Bock auf Handball. Vom Anpfiff an gab der Bundesligist Vollgas, suchte und fand mit schnellem Passspiel bei nahezu jedem Angriff den freien Mann - vorzugsweise am Kreis oder auf den Außenpositionen. Der Gastgeber versuchte dieses Höllentempo mitzugehen. Zehn Minuten lang. Dann war der Akku bei den ersten Spielern bereits leer. Als Julius Kühn den Ball aus vollem Lauf zum 6:3 für den VfL in den Winkel schweißte, ging ein Raunen durch das Publikum, das jeden Treffer feierte.

Spätestens jetzt waren die Grenzen abgesteckt. "Wir spielen eigentlich einen ziemlich schnellen Ball. Was Gummersbach aufs Parkett gebracht hat, war einfach der Wahnsinn", sagte ein ausgepumpter Thomas Jentjens. Und Aldekerks Zwei-Meter-Hüne Jonas Mumme stellte nach vielen verlorenen Zweikämpfen gegen die Kreisläufer-Kollegen Evgeni Pevnov und Alexander Becker ernüchtert fest: "Ich habe einfach zu wenig Körper."

Zur Pause lag der VfL bereits mit 24:10 vorn, nach 60 Minuten hieß es schließlich 45:19. Spannender als das trotzdem unterhaltsame Spiel war jedoch das davor, das dazwischen und vor allem das danach. Beispielsweise die Verabschiedung von Fabian Schneider, der, wie Männerwart Frank Fünders mit einem Augenzwinkern feststellte, nach "nur" drei Jahren in Aldekerk mit seinem Arsenal an Trickwürfen eine ganze Generation an Nachwuchshandballern inspiriert habe. Sein letzter Dreher für den ATV fand leider nicht den Weg ins Tor. Fünders war es auch, der den vier "Vätern" des sportlichen Großereignisses, Willi Nellessen, Michael Litjes, Kalle Heines und Paul Jochims, für ihren Einsatz dankte.

Nationalkeeper Carsten Lichtlein kam in der Pause kaum dazu, sich auf seinen Einsatz vorzubereiten. Stattdessen erfüllte er Autogramm- und Fotowünsche im Dutzend. Seiner Leistung tat das keinen Abbruch. Egal, wo Aldekerks Schützen hinwarfen, Lichtlein war schon da. Nur Thomas Jentjens erwischte ihn mit einem sehenswerten Kunstwurf auf dem falschen Fuß.

Lange hatte sie mit den Hufen gescharrt: die vor allem jugendlichen Autogrammjäger. Nach dem Schlusspfiff wurden sie losgelassen. Ziel Nummer eins: Julius Kühn. Alle wollten sie dem EM-Helden nahe sein. Der war noch eine halbe Stunde später schwer beschäftigt, während seine Mannschaftskollegen am Grill bereits das erste Steak verputzten. "Ich habe jeden Moment genossen", erklärte der 23-Jährige nach einem rundum gelungenen Heimspiel, das für ihn und Florian von Gruchalla in die Verlängerung ging. Sie bekamen von ihrem Trainer Emir Kurtagic "Heimaturlaub" gewährt. Wenn auch nur für eine Nacht. "Morgen früh ist Training. Und das nach einem 45:19-Sieg", so Kühn mit einem Schmunzeln.

(terh)
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